"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Mittwoch, 25. Juni 2008

Die Krokodile - eine nächtliche Recherche

Ich bin ja ein neugieriger Mensch, also wollte ich denn doch unbedingt wissen, wer sich nun hinter der "Aufklärungsgruppe Krokodil", über deren "Fallbeispiel über den Satanismus in Deutschland" ich mich im vorhergehenden Blogeintrag gewundert und auch ein wenig geärgert hatte, weil sie mit dem Thema Satanismus und Thelema, anhand eines "Fallbeispiels" eines, meiner Meinung nach, verirrten Jugendlichen, so undifferenziert umgehen.

Und ich bin auch fündig geworden!

Die "Aufklärungsgruppe Krokodil" ist ein Teil der EBIS e.V., eines gemeinnützigen Selbsthilfevereins mit Sitz in Baden-Württemberg, der, nach eigenen Bekunden "Psychosekten, sogenannten "Sekten" und destruktiven Kulten den Kampf angesagt hat!" und hilft "Sektenopfern und deren Angehörigen bei der Bewältigung von Problemen, die durch solche Psycho-Organisationen und destruktiven Kulten verursacht werden!" Zu diesem Zweck betreiben sie präventive Aufklärungsarbeit.

Die Mitglieder Ebis sind selbst ehemalige Opfer von Sekten und/oder Angehörige von Betroffenen.

So weit so gut.

Bevor es zu Mißverständnissen kommt, ich finde solche Selbsthilfegruppen wichtig, ich bin mir auch im Klaren darüber, daß es Sekten gibt, die mit ihren Mitgliedern Seelenfolter betreiben und ihnen das Leben, auch nach gelungenen Absprung aus der Sekte zur Hölle machen.
Auch ist es meiner Meinung nach wichtig, daß Angehörige von "Sektenopfern" eine Anlaufstelle haben, bei der sie ihre Sorgen und Nöte loswerden und gegebenenfalls Hilfe bekommen.

Von daher finde ich das Anliegen von Ebis ev. durchaus als legitim und sogar wünschenswert.

Die Frage ist aber, meiner Meinung nach, welche Mittel man bei seiner Aufklärungsarbeit nutzt, sprich wie und in welchem Maße man recherchiert und wie man dann mit den, bei der Recherche gefundenen Quellen umgeht.

Nach Hinweisen genau nach diesem wichtigen Aspekt habe ich auf der Seite der Arbeitskreis Krokodil gesucht!

Fündig wurde ich, als ich im Archiv der Arbeitsgruppe unter der Rubrik "Germanisch/Heidnisch" auf den Namen Rabenclan ev. stieß.

So gut wie jeder in der "Heidenszene" kennt den Rabenclan, und wenn man auch dort geteilter Meinung über seine Arbeit ist, wie immer, drei Heiden, vier Meinungen, kennt man ja, so kann man ihm doch seine Integrität nicht absprechen. Besonders hervorzuheben ist bei diesem Verein seine konsequente Abgrenzung von angeblich heidnischen Institutionen, die sehr weit im rechtsextremen Spektrum
zu finden sind!
Kritiker werfen dem Rabenclan deshalb auch vor, in der Vergangenheit dabei über das Ziel hinaus geschossen zu sein.

Ich sag' dazu mal nichts, komme aber vielleicht in einem späteren Blogeintrag noch mal auf die Problematik "Heidentum und rechtsextreme Gesinnungen" zurück.

Zurück zu Arbeitsgruppe Krokodil:
Ich stolperte also über zwei PDF-Dokumente einmal mit dem Titel
und das andere deklariert als
"Krokodil-Exclusiv-Interview
„Arbeitskreis der Heiden in Deutschland- Rabenclan e.V.“"
und dachte erst, ui, die von Krokodil haben sich mal mit Leuten unterhalten, die Ahnung von der Materie haben...

Ja, haben sie...allerdings wurde meine obige Frage nach der Art und Weise wie die Krokodile mit Quellen umgehen sehr erschöpfend beantwortet.

Zur Erklärung:
Das erste Dokument "Bücher aus dem Giftschrank" ist der Artikel des Herren Jörg Stolzenbergers, der als Quelle eben dieses Interview, welches wohl Stolzenberg selbst mit Mitarbeitern der "Rabenclan eV. AG - Öffentlichkeitsarbeit" initiiert und auch geführt hat, heranzieht.

Wer lesen kann, mache sich bitte selbst ein Bild, was dabei herauskam. Bemerkenswert finde ich allerdings, wie professionell und fundiert die Leute vom Rabenclan in dem Interview argumentierten.
(Tip: Erst das Interview lesen und dann erst den Giftschrank-Artikel! ;-) )

Was mir dabei allerdings auffiel, ist Stolzenbergs, ja, wie soll ich es sagen, "Verbeißen" in die Thematik Satanismus, wobei nun der Rabenclan einerseits nicht unbedingt viel dafür übrig hat (auch nicht für Crowley), und zweitens jetzt auch keine Priorität auf diesem Gebiet hat. Wie auch von Seiten der "Raben" erschöpfend klargestellt wurde.

Außerdem schmeißt Stolzenberg auch wieder Okkultismus und Satanismus in einen Hut, aber er kann anscheinend nicht anders...*seuftz*

Bemerkenswert ist aber dann, meines Erachtens, wie sich das anscheinend für Stolzenberg unbefriedigende Interview auf den Artikel "
Bücher aus dem Giftschrank" auswirkt.

Einerseits schießt er sich dann auf die Rabenclan-AG "Magie" ein (lesenswert! Ich mußte dabei die ganze Zeit daran denken, daß vor, sagen wir, 600, 700 Jahren die Leute, das, was wir heute z.B. als Physik und Chemie kennen, auch als Magie bezeichnet haben. ), andererseits kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er dem Rabenclan am Ende tatsächlich seine Abgrenzugspolitik gegenüber rechten Ideologien offenen, oder drücken wir es diplomatisch aus, nicht genug von diesen Strömungen abgegrenzten Heidengruppierungen (hier Naudiz) übel nimmt. (ich kann mich täuschen, aber für mich kam das so rüber..."find ich so nichts, dann eben auf die Tour"...)

Dazu gibt es im Archiv auch noch ein Interview zwischen
Stolzenberg und dem Gründer von Naudiz, Ralf Berger.


Spinn ich, oder zielt das ganze Interview nur darauf hinaus, den Rabenclan zu diskreditieren? Ich meine, Stolzenberg wußte doch sicher schon, als er sich mit dem Interview-Wunsch an den Verein wendete, daß dieser eben sehr starken Wert auf eine Abgrenzung zu rechtem Gedankengut legt.

Was soll dann dieses Rumstochern in eine Angelegenheit zwischen Rabenclan und Naudiz?

Auch wundere ich mich, daß sich Stolzenberg in dem Interview mit Berger von Naudiz vergleichsweise zahm gibt, nicht mal nachhakt, wie bei der Erwähnung einiger als völkisch einzuordnenden Gruppierungen (von denen mindesten eine unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz steht!), und sich einfach mit der flapsigen Antwort Bergers zufrieden gibt...

Also, ich kenne diesen Arbeitskreis Naudiz nur flüchtig, aber eine Vereinigung, die es nötig hat, in ihre Publikation "Cernunnos" seitenlang gegen Christen zu wettern
(meine Meinung darüber, was ich von "Heiden" halte, die sowas brauchen, um sich als "heidnisch" zu definieren, habe ich schon früher erläutert! Nix gegen konstruktive Auseinandersetzung mit dem Christentum, aber nicht auf Bildzeitungs-Niveau!) und meiner Meinung nach bei der Selbstbeschreibung zu oft Begriffe wie "völkisch" benutzt und anscheinend die Nähe zur "Germanischen Glaubens-Gemeinschaft" sucht, ist für mich jetzt nicht unbedingt unter "schützendwerte Art" einzuordnen.


Ich bin verwirrt... kann es sein, daß für die
"Aufklärungsgruppe Krokodil" und Jörg Stolzenberger der Schutz der Jugendlichen vor allem Okkulten, Magischen, gar Satanischem, wichtiger ist, als eben auch die gleichen Jugendlichen vor, mit dem völkisch-rechtextremen Ideologien kokettierenden, heidnischen Gruppierungen (diese würden sich sicher wieder als "unpolitisch" oder "tolerant" bezeichnen!) zu schützen?

Lieber "braun" als "Heide mit magisch-okkulten Interessen"?
Oder heiligt für die Krokodile einfach nur der Zweck die Mittel???


Wenn ich mir so das Ergebnis meiner kurzen Recherche betrachte, will ich auf die Fragen lieber keine Antwort...


Ich bleibe aber am Ball...mal sehen, was die weiteren Recherchen zu Tage fördern!

Wer übrigens Interesse an der Sichtweise des Rabenclans über das Interview mit dem
"Aufklärungsgruppe Krokodil" und dem Ergebnis hat:

http://www.rabenclan.de/index.php/Krokodil/AnalyseMain

Und die verstehen etwas von Recherche, Analyse und Publikation!

Es wirft auch ein sehr erhellendes Licht auf die Arbeitsweise des Herrn
Stolzenberger, und möglicherweise auf die der gesamte "Aufklärungsgruppe Krokodil"!


Schade, wie gesagt, ich finde Selbsthilfegruppen und Aufklärungsarbeit wichtig und auch legitim, aber macht sie auf diese Weise wirklich Sinn?


Ach, wer sich über "Naudiz" oder auch den "GGG" informieren möchte, der möge googeln. Auf Seiten solcher Vereinigungen verlinke ich nicht!


Dienstag, 24. Juni 2008

"Aufklärer" und warum, die es besser lassen sollten!

Ich war gerade dabei, auf Aneas Kommentar

Wenn man bei Google
Liber OZ
sicht, kommt das .... habe den Text aber nicht wirklich verstanden

http://www.aufklaerungsgruppe-krokodil.de/Sat_Deutsch2.pdf

zu antworten, habe dabei aber festgestellt, daß dies glatt den Rahmen des Kommentarfeldes sprengen würde und das Thema außerdem auch zu wichtig ist, als in den Kommentaren unterzugehen, also mache ich das mal als Blogeintrag.


Hallo Aneas,

Ich mußte den Text auch zweimal lesen...*g*

Ich finde den Titel "Fallbeispiel über den Satanismus in Deutschland" irgendwie lustig...(ich habe einen sehr merkwürdigen Sinn für Humor, ich weiß...)

Was da nämlich beschrieben wird, ist ja wohl eher eine verkrachte Kindheit in Deutschland (die Aussagen des 15-jährigen erinnern mich eher an "Claudi666", als einen ernsten Satanisten, bestärkt mich allerdings in meiner Meinung, daß gerade Satanismus so gar nichts für "unreife", "ungefestigte" Jugendliche ist.

Verstanden hat der Kleine jedenfalls nicht, was er da gelesen hat.

Paßt auch alles sehr gut ins Bild: Er wettert gegen die Christen, wirbt für eine ominöse Satanistenpartei, hört "bösen" Metal und wenn ich mich jetzt nicht schwer irre, dann trägt er trve-evil schwarze Klamotten und hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Petri-Kreuz um den Hals...etc.

Sachbeschädigung und Rumlungern auf Friedhöfen rumfuhrwerken, mit Quijabrettern oder anderen Foci zur Devination oder zum Geisterbeschwörung (hier bitte gruselige Musikuntermalung vorstellen!) gehört ja da schon fast zum guten Ton, wenn mal trve sein (und meist keine Ahnung hat, was man da eigentlich tut) will....*ironie*

Wer sich mit dem Heidentum (TM) befaßt und dadurch auch in diversen Foren unterwegs ist, kennt diese jungen "Einsteiger" zur Genüge, die um einen neuen Weg einzuschlagen erstmal alles alte, eingefahrene, besonders dann auch das, meist im Elternhaus oder dem sozialen Umfeld mehr oder weniger verherrschende Christentum als total scheiße und als "Grund für alles Übel" verteufeln ( man bemerke die feine Spitze *lach*) .
Sie brauchen das anscheinend, um sich abzugrenzen, selber neu zu definieren, und normalerweise gibt sich das mit der Zeit.

Was nun den beschriebenen Fall betrifft, ich find's traurig!

Der Junge scheint das Teenager-Konzept "Spießer-Schocken" etwas übertrieben zu haben und ich hoffe für ihn, daß er durch seine Internetpräsenz mal an Leute gerät, die ihn darüber aufklären, daß er bei seiner Auslegung all dieser Schriften, die er konsumiert (von lesen und begreifen kann man hier nicht sprechen!) schwer auf dem Holzweg ist.

Ich kenne die meisten der angeführten Schriften, und bin doch ziemlich platt, was der Junge da alles herauszieht, wie es aussieht, ohne Anleitung oder konstruktiver Diskussion über die Inhalte mit älteren, erfahrenen Personen...mir kräuseln sich gerade die Fußnägel.
Allerdings erinnert mich das doch stark an die Zeit, als Castaneda so groß in Mode war und jeder Depp dachte, es bräuchte bloß einen Meskalin-Trip um zur "Erleuchtung" zu finden.

Auch verstehe ich nicht ganz, warum die Mutter sich nicht schon im Interesse des Sohnes eingehender mit der Materie befaßt.
Nennt mich blöde und, okay, irgendwo da steht ja, daß sie arbeitsmäßig wenig Zeit hat, aber wenn ich zum Beispiel "merkwürdige" Gegenstände oder Bücher mit "ominösen" Titeln bei meinen Kindern sehe, die ich nicht einordnen kann, dann frage ich doch erstmal diese, was das denn ist, und wenn ich keine befriedigende Antwort erhalte, mache ich mal selber schlau...

Und okay, allein das Wort "Satanismus" schreckt ja schon viele ab, aber, öhm, ist das jetzt eine Entschuldigung für Desinteresse oder gar Ignoranz, besonders was den Nachwuchs angeht?
Und entgegen anders lautenden Gerüchten, man kann auch mit verstockten Teenagern reden, wenn man ihnen klar macht "Ich nehme dich und deine Aussagen ernst, auch wenn ich sie nicht teile!"

(Wichtig!
Da die Aussagen des jungen Mannes hier ja nur bruchstückhaft und in einer bestimmten Absicht zitiert werden, bezieht sich meine persönliche Meinung zu ihm und seiner Auffassung eben nur auf das, was ich da lese. Ich kann ihm ja auch Unrecht tun...)


Was ich mich bei der Lektüre dieser "Aufklärungs-Broschüre" allerdings die ganze Zeit frage, was hat nun der Verstoß gegen das BTMG (durch den versuchten Erwerb der Pilze) und die damit einhergehenden Ermittlungen eigentlich mit "Satanismus" zu tun, oder mit dem womit sich der Beschuldigte in seiner Freizeit beschäftigt?

Keine Frage, Drogen gehören nicht in Kinderhände, aber dazu gehören für mich auch z.B. Alkohol, Ecstasy oder Marihuana oder vergleichbares und illegal bleibt illegal, egal wie alt man ist.

Aber ich kann mir jetzt nur mit Mühe vorstellen, daß ein Jugendlicher, der beim Erwerb von, z.B. Shit erwischt wird, gleich bei der Vernehmung seine Lebensgeschichte erzählen muß, einschließlich seines Musik- und Literaturgeschmacks.

Oder, anderes Beispiel, wenn da eine kleine "Bitch" zum dritten Mal nach dem Koma-Saufen ins Krankenhaus eingeliefert wird...


Was nun diese "Aufklärungs-Broschüre" an sich betrifft...ich sag's mal mit den Worten Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues..."

Wieder wird alles in einen Topf geworfen, kräftig umgerührt und dann als "uh, uh, böse, böse" auf die geneigte, von der Thematik vollkommen unbeleckte Leserschaft losgelassen, die, was sie da liest, gleich als bare Münze hält und sich in dem (Un-)Glauben bestärkt sieht, daß alles was anders, nicht-mainstream, gar heidnisch ist, gleich was mit Teufel, Sekte, Jugendgefährdung oder was auch immer, zu tun hat.

Das gibt es noch gerade im WorldWideWeb noch viel schlimmere Auswüchse als dieses hier zu bestaunen (ich such bei Gelegenheit mal einige raus) Auch immer schön sind die Seiten der kirchlichen Sektenbeauftragten!
Ich frage mich ja immer, wenn ich sowas lese, ob die Verfasser sich auch nur einmal die Mühe gemacht haben, sich mit dem "Teufelswerk", das sie da verdammen, persönlich und konstruktiv auseinanderzusetzen... ist jetzt eine rein rhetorisch Frage, mittlerweile denke ich, sie schreiben nur immer wieder untereinander ab...

Wohl dem, der selber einen Kopf hat zu denken!

Nur mal so ein paar Kleinigkeiten aus der Broschüre, die mich immer noch etwas nerven, auch wenn ich mir mit den Jahren ein ziemlich dickes Fell zugelegt habe...*gähn*

Crowley war nie Satanist! Magier, Possenreißer, Philosoph, Schwindler, meinetwegen auch Arschloch, aber eben nie Satanist!
Crowley selbst sagt ja:
"All this black magic stuff is 75% nonsense and the rest plain dirt.
There is not even any point to it."
19.11.1943

Was mir immer bei diesen "Aufklärern" sauer aufstößt, wenn sie denn auf Crowley und Thelema abzielen, ist, daß sie ständig, und ich unterstelle dabei mal dreist Absicht, das zentrale Gesetz Thelemas aus dem Liber Al vel Legis, wenn nicht falsch, so doch unvollständig, was meiner Meinung nach noch schlimmer ist, zitieren.

In dieser Broschüre auch wieder:
Zitat:
"Im Kapitel unter „Thelema“ verhehlt der Verfasser nicht, welche Gebote „Thelema“ hat : EINES und
das lautet: „Tu was Du willst soll sein das Ganze des Gesetzes.“
Und es heißt weiter: „Das ist alles. So einfach ist das.“ "
In der Tat heißt es aber:

"Do what thou wilt shall be the whole of the Law."AL I:40
"thou hast no right but to do thy will. Do that, and no other shall say nay."AL I:42-3
"Love is the law, love under will." AL I:57
"Every man and every woman is a star."AL I:3

There is no god but man.

Übersetzt:

Tu, was du willst, sei das ganze Gesetz.
Du hast kein Recht, außer tu, was du willst. Tu dies, und niemand soll nein sagen.
Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.
Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.



Immer wird im Thelema das "Tu, was du willst" durch das "Liebe ist das Gesetz!" ergänzt! Immer!


Und das ist schon ein gewaltiger unterschied, zumal dieses "Tu was du willst" nicht bedeutet "Tu was dir gerade in den Sinn kommt", sondern eben nach dem Gesetz der Liebe, hier als Agape gemeint und "Liebe unter Willen" meint keinen Zwang, sondern eben den Wahre Willen, den Kern, der in jedem von uns sitzt, quasi das Ziel all unserer Bestrebungen, auch und besonders der unbewußten, zu leben unter der Berücksichtigung eben des Aspekt der Liebe ohne das man eben wieder aus lauter Liebe den Wahren Willen vergißt!

Und den muß man erst einmal herausfinden, nach dem Motto, wo will ich hin, was will ich wirklich mit diesem Leben?
Und dann macht auch der letzte Satz aus dem Zitat einen Sinn: „Das ist alles. So einfach ist das.“

Aber es ist von mir wahrscheinlich etwas viel verlangt, daß sich die "Aufklärer" mal von der Seite dem Thema nähern...man sitzt ja schon als aufgeklärter Mensch vor dem Liber AL und kriegt bisweilen Kopfschmerzen...*g*

Aber dann würden sie wahrscheinlich über diesen Satz stolpern:

"For pure will, unassuaged of purpose, delivered from the lust of result, is every way perfect." AL I, 44
(Übers. : "Denn reiner Wille, unbefleckt von Zweck, erlöst vom Gelüst nach Ergebnis, ist in jeder Weise vollkommen.")

Und der paßt wohl nicht ganz in die so gern zitierte Auslegung der Kritiker von "Tu, was du willst"...


(Tip: Wenn man sich mit den Schriften Crowleys befassen möchte, sollte man sich, wenn sprachlich machbar, immer die englischen Originale zu Gemüte führen. Nichts gegen die Übersetzungen, aber ich finde, beim Übertragen vom Englischen ins Deutsche geht zwangsläufig ein Teil des Sinns verloren!)


Apropos:
Sehr zu empfehlen, wenn man sich näher mit der Person Aleister Crowley beschäftigen möchte ist die Biografie

Michael D. Eschner Marcus M. Jungkurth
Aleister Crowley
DAS GROSSE TIER 666

Psst...gibt's im Web auch irgendwo als Ebook...


La Vey
, der sich im übrigen bei seiner Satanischen Bibel sehr großzügig bei Aleister Crowleys Schriften bedient hat, ohne jedoch den Aspekt der Agape (Hingebung, Liebe) in seinen Satanismus mit einzubeziehen, und seine "Church of Satan" sind durch und durch atheistisch und haben deshalb auch mit Teufelsanbetung absolut nichts zu tun (Merke! wer die Existenz einer wie auch gearteten Göttlichkeit ablehnt, lehnt auch logischerweise den ollen Ziegenbock ab!)

Ich persönlich lehne für mich den LaVeyschen Satanismus ab, ist nicht meins...

Das einzige, was beide, Thelema und La Veys Satanismus gemeinsam haben ist die Vergöttlichung des Menschen!
Was daran nun so furchtbar sein soll, möge mir bitte mal jemand sagen, außer vielleicht, daß es voraussetzt, daß der Mensch selber die Verantwortung für sein Handeln tragen muß...da gibt es dann keine Entschuldigungen oder Ausflüchte mehr.

Naja, über den Rest schweige ich lieber, ich reg mich nur wieder auf, und das tut meinem Blutdruck gar nicht gut…


Wie gesagt, mich erinnert dieses „Fallbeispiel“ zu sehr an Claudi666 (viel Spaß bei der Lektüre!) und hat mit Satanismus oder Thelema so viel zu tun, wie Schweine mit dem Weihnachtsmann (wenn jetzt jemand mit Terry Pratchetts „Hogfather“ kommt, schreie ich! *lach*)


Mir tut der Junge leid, er scheint sich sehr einsam und hilflos zu fühlen…


Dienstag, 10. Juni 2008

Liber OZ

Text © Ordo Templi Orientis


Das Liber Oz, oder vielmehr Liber LXXVII von Aleister Crowley ist als allgemein gültige, einfach formulierte Menschenrechtserklärung nach der Philosophie Thelema zu verstehen.


Zum Vergleich dazu sehr interessant:
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Montag, 9. Juni 2008

Auf ein Wort!

Ich hab mir abgewöhnt in die Köpfe von anderen Menschen gucken zu wollen, vorauszuahnen versuchen, was sie denken oder warum sie wie reagieren …
Am Ende hat man ja eh die Arschkarte....

Wer immer "everybodys darling" sein will, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages "jedermanns Trottel" ist."
Ist eben so…

Aber was soll’s, die Welt dreht sich, Beziehungen ändern sich und man kann eh nichts festhalten…

Mir gegenüber brauch sich niemand zu rechtfertigen, genauso wenig wie ich mich rechtfertigen muß…

"No Excuses, No Apologies, No Regrets"


An die Devise sollten sich mal mehr Leute halten…

Anmerkung:
Diese Zeilen schrieb ich gestern in einer Email. Als ich mir die Mail vor dem Absenden nochmal durchlas, wurde mir klar, daß sie eigentlich Allgemeingültigkeit haben.


Es sind nämlich immer die falschen Erwartungen und leichtfertig gegebenen Versprechen, die das Zusammenleben mit anderen Menschen so schwierig machen.


Man muß sich einfach von dem Gedanken frei machen, es anderen recht machen zu können und stattdessen nur sich selber treu bleiben.


Damit erspart man sich selbst und den anderen Enttäuschung und Kränkung.


Aufrichtigkeit und persönliche Integrität sollten Konventionen immer vorgezogen werden. Das mag ungewohnt und anstrengend sein, aber es ist dann wenigsten ehrlich.

Sonntag, 8. Juni 2008

Wieder mittendrin statt nur dabei

In letzter Zeit war ich etwas von der Rolle, deswegen ich auch diesen Blog etwas vernachlässigt habe.

Ihr kennt das bestimmt auch, man hat eh schon diese innere Unruhe, dieses Gefühl, man möchte eigentlich rennen und kommt dann doch nicht von der Stelle.

Der Kopf ist voller Gedanken, aber irgendwie so übervoll, dass man keinen wirklich sinnvoll formulieren kann, weil alles eben durcheinander geht.


Wenn dann noch, wie bei mir, erst das Knie kaputt geht und dann noch so ein blöder Weisheitszahn (ich fass es ja nicht, ich krieg mit fast 42 noch einen Weisheitszahn!) malesse macht, dann kann das einen so richtig schön aus der inneren Mitte hauen.

Normalerweise hilft mir dann eine Rückbesinnung , ein Rückzug in mich selber, bei dem ich ernsthaft meine Kommunikation auf ein Minimum des sozial verträglichen Maßes reduziere. Und das will bei mir „Quasselstrippe“ schon was heißen…

Ist dann auch eher ein Agieren in der Umwelt, als ein Interagieren mit derselben.

Aber das ging aus verschiedenen Gründen diesmal nicht wirklich, ich wurde bloß etwas stiller und ich war schon etwas gequält dadurch, aber siehe da, es ist trotzdem passiert.

Eines Morgens stand ich auf und stellte fest, dass ich wieder ich selbst bin. So ganz ohne den sonst nötigen vollständigen Rückzug.

Sachen gibt’s!