"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Sonntag, 31. Oktober 2010

Von Wahrheiten, Weisheiten, Parolen und der gefährdeten Freiheit

"Im Allgemeinen bin ich der Ansicht, dass alle großen Religionen dem Menschen potentiell von Nutzen sind und dass sie feine Menschen hervorbringen können, Menschen mit einem guten, mitfühlenden Herzen.

Ein Wechsel der Religion kann allerdings zu emotionalen und intellektuellen Schwierigkeiten führen.
Deshalb sage ich immer, dass es besser ist, der eigenen Religion zu folgen.
England ist beispielsweise ein traditionell christliches Land und es könnte für die Menschen hier besser sein, der christlichen Religion zu folgen.
Es gibt aber auch Menschen, die mit der eigenen religiösen Tradition wenig anfangen können, genauso  wie es Menschen mit radikal atheistischen Anschauungen gibt.
Für sie könnte die Art und Weise, wie die Dinge im Buddhismus erklärt werden, interessant sein. Und dann ist es sicher auch gerechtfertigt, dem Buddhismus zu folgen.
Im Allgemeinen denke ich, dass es besser ist,  wenn der Geist mit religiösen oder geistigen Dingen vertraut und nicht vollkommen ungeschult ist. Wenn sich also jemand wirklich stark von den Anschauungen und der Art der Schulung des Geistes im Buddhismus angesprochen fühlt, ist es außerordentlich wichtig, dass sie oder er zuerst gründlich darüber nachdenkt. Erst wenn man zu der Überzeugung gelangt ist, dass dieser Weg für einen selbst wirklich geeignet ist, sollte man ihn als die eigene, persönliche Religion betrachten.

Ein weiterer wichtiger Punkt, denn es zu beachten gilt, ist der Folgende:
Wenn wir uns einer neuen Religion zuwenden, neigen wir dazu unsere frühere oder die traditionelle Religion unseres Landes zu kritisieren und für unzulänglich zu erklären, um unsere persönliche Entscheidung zu rechtfertigen. Es liegt in der Natur des Menschen, ist aber nicht richtig.
Denn erstens ist noch lange nicht gesagt, dass eine Religion, die man für sich ungeeignet findet, für Millionen Menschen ebenfalls ungeeignet oder wertlos ist.
Da wir allen Menschen mit Respekt begegnen sollen, müssen wir auch die verschiedenen religiösen Systeme respektieren, denen andere folgen.
Darüber hinaus hat die frühere Religion, der man angehörte, das gleiche positive Potenzial wie alle anderen Religionen auch: Bestimmten Menschen von Nutzen zu sein.
Ganz offensichtlich haben die Auffassungen des Christentums auf viele Menschen eine größere Wirkung als die des Buddhismus.
Es hängt von den geistigen Voraussetzungen des Einzelnen ab.
Daher sollten wir dieses Potenzial in jeder Religion respektieren und auch jene Menschen, die diesen Religionen folgen.

Zweitens werden wir uns der Vielzahl unterschiedlicher religiöser Systeme und Traditionen bewusst und viele Menschen bemühen sich heute um eine echte Harmonie unter ihnen.
Ein Beispiel dafür ist die Interreligiöse Zusammenkunft über Religion und Natur in Assisi 1986.

Ich denke, dass es immer mehr interreligiöse Vereinigungen geben wird und dass religiöser Pluralismus allmählich Fuß fasst.
Das finde ich sehr ermutigend. In einer Zeit wo Menschen sich in vielen Bereichen um ein echtes Verständnis der Religionen untereinander bemühen, könnte unsere Kritik unserer früheren Religion mehr schaden als nützen.
Aufgrund solcher Überlegungen sollten wir deshalb anderen Religionen gegenüber eine respektvolle Einstellung beibehalten.

Ich wollte diese Gedanken vorausschicken, denn wenn ich mit den Erklärungen der vier edlen Wahrheiten beginne, werde ich behaupten und begründen, das die Auffassungen im Buddhismus die besten sind.
Und wenn sie mich fragen würden, welche Religion für mich persönlich die beste ist, würde ich ohne zu zögern antworten: "Der Buddhismus"

Aber das heißt nicht, dass es für jeden anderen auch die beste ist. Ganz sicher nicht!

Wenn ich also im Verlauf der Erklärungen sage,  dass ich den Weg des Buddhismus für den besten halte, sollten sie das nicht missverstehen.
Außerdem möchte ich betonen, dass ich nicht einfach aus Höflichkeit oder Diplomatie sage, alle Religionen hätten ein großes Potenzial.
Es können nun einmal nicht alle Menschen Buddhisten sein. Das ist offensichtlich, ob es uns gefällt oder nicht. Und ebenso können nicht alle Menschen Muslime oder Christen sein.

Auch zu Lebzeiten Buddhas wurden durchaus nicht alle Inder Buddhisten. Das sind Tatsachen.

Ich habe nicht nur Bücher über andere Religionen gelesen, sondern bin auch wirklichen Praktikern anderer Religionen begegnet.
Wir haben über tiefe spirituelle Erfahrungen gesprochen, ganz besonders über die Erfahrung von liebender Güte und ich habe gespürt, wie echt und stark diese Einstellung in ihrem Geist verankert ist. Ich schließe daraus, das diese Religionen das Potenzial haben, ein gutes Herz zu entwickeln.

Es geht nicht darum, ob wir die philosophischen Anschauungen anderer Religionen persönlich mögen oder nicht. Für einen Nicht-Buddhisten mag die Vorstellung von nachfolgenden Existenz und einem Zustand der "Nirwana" genannt wird, vielleicht absurd klingen.
Buddhisten wiederum erscheint die Idee von einem Schöpfergott unlogisch.

All das ist aber im Grunde genommen unwichtig, denn in Wirklichkeit geht es darum, dass ein Mensch mit negativen Eigenschaften durch die Herangehensweise dieser unterschiedlichen Traditionen und Systeme zu einem guten, positiven Menschen werden kann.
Es ist der eigentliche Zweck einer Religion und auch das Ergebnis der Anwendung von Religion.

Schon allein deshalb sollte man andere Religionen respektieren."
Auszug aus der Einleitung "Dalai Lama, 'Die Vier Edlen Wahrheiten – Die Grundlage buddhistischer Praxis'", dem Autor als Hörbuch vorliegend.


Zur Erläuterung:

Ursprünglich hatte ich diese Transkription, aus der ich hier einen Auszug zitiere, nach dem Genuss des Hörbuches damals lediglich für den rein privaten Gebrauch angefertigt, ohne die Absicht, sie je zu veröffentlichen.
Einfach, weil Seine Heiligkeit (Ich nenne den Mann nicht so, weil das sein Titel ist, sondern weil ich damit seinen Erkenntnisstand honoriere) damit eine relative Wahrheit ausspricht, die meiner eigenen sehr nahe steht.

Er bringt darin für mich elementarste Grundlagen, die für menschliches Zusammenleben unabdingbar sind, auf den Punkt.
"Alle Worte sind heilig und alle Propheten wahr; ausgenommen nur, daß sie ein wenig verstehen; " AL. I.56
In erster Linie bezogen natürlich auf Religion und Weltanschauung.

Aber wenn man einmal darüber nachdenkt, dann erkennt man auch, dass diese Punkte, die er hier anspricht auch auf kulturelle Ebene übertragen könnte.


Warum veröffentliche ich diesen Auszug hier nun doch, und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?

Weil mich zur Zeit die allgemeine Stimmung, gelinde gesagt, ziemlich beunruhigt.

Da wird mir wieder zu viel von "Deutscher Leitkultur" gefaselt, die ja, wenn sie überhaupt existiert,  mit viel gutem Willen gerade mal 140 Jahre alt wäre (2. Reich!), und eigentlich ja nur von Herrn Seehofer wieder aufgewärmt wurde, zu dem Zweck "die rechten Spinner [zu] verhindern", und keineswegs, weil seine Partei zur Zeit einen "Rechtsdrall" anstrebe (mit anderen Worten, der möchte sich schon mal, in Hinblick auf die nächste Bundestagswahl und die bisher eher bescheidene Zwischenbilanz der derzeitigen Regierung und daher nicht mehr so ganz positive Prognose seiner Partei bezüglich der Wählergunst,  potentielle Rechtsaußen-Wähler sichern.)
Gemeint ist ja sowieso eher "christliche Leitkultur", was Frau Merkel ja mittlerweile auch offen ausgesprochen hat: “Wir fühlen uns dem christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz"”

Meinen tat sie natürlich "die Ausländer", allerdings, nachdem ich mich ja mittlerweile aufgrund einer Antwort der schwarz-gelben Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion vom Juni dieses Jahres als "Linksextremist" fühlen darf,
" Mit dem Begriff Linksextremismus werden nach übereinstimmender Definition
 der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder Bestrebungen von
 Personenzusammenschlüssen bezeichnet, die an Stelle der bestehenden Staats-
 und Gesellschaftsordnung eine sozialistische bzw. kommunistische Gesellschaft
 oder eine „herrschaftsfreie“, anarchistische Gesellschaft etablieren wollen und
 ihr politisches Handeln an revolutionär-marxistischen oder anarchistischen
 Ideologien orientieren."
bin ich als nun mehr potentieller "Sachbeschädiger", "Gewalttäter" und "Brandschatzer" und zudem noch "Nicht-Christ" dann doch etwas verunsichert, ob ich denn hier noch ein Bleiberecht habe.
(Und unter akuter Zeitnot! Ich bin doch sowieso schon die halbe Zeit meiner Tage unterwegs, Jungfrauen und Haustiere zum Zwecke der Opferung zu organisieren, wann soll ich denn da noch Zeit finden, meinem neu hinzugekommenen Status gerecht zu werden...?)

Aber auch das ist immer noch nicht der eigentliche Grund, warum ich obiges Zitat veröffentlicht habe.
Immerhin darf ich mir ja noch Hoffnungen machen, nicht aus dem eigenen Land geschmissen zu werden, weil wir ja immer noch über ein Grundgesetz verfügen, dass mir bestimmte Grundrechte einräumt. Zum Beispiels Religions- und Bekenntnisfreiheit, sowie das Recht auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, und das Recht einem Verein beizutreten oder zu gründen.
Noch dazu leben wir ja in einem aufgeklärten, säkularisierten Staat und nicht in einem dieser bösen, gefährlichen Gottesstaat, wie diese ganzen Kameltreiber...


Und nun nähern wir uns mit riesen Schritten der Auflösen.
Da wir ja hier bald alle dem Dschihad zum Opfer fallen werden, man als Frau kaum noch unverschleiert auf die Straße gehen kann, und bald kein Schweinefleisch mehr zu kaufen bekommt, sprechen ja mittlerweile nicht nur der Stürmer die BILD und vergleichbare Medien davon, dass es ein super Idee wäre, die, eben in den Grundrechten, verbriefte Religionsfreiheit einzuschränken, und das "Gesunde Volksempfinden" diskutiert diese Möglichkeit fröhlich mit, derweil sich mittlerweile im Zuge der Anti-Islam-, Anti-Terrorismus-HysterieKampagnen (was ja im Prinzip auch dasselbe ist...) auch neue Parteien bilden, die FREIHEIT zwar auf ihre Fahnen geschrieben haben, aber eigentlich nur die eigene und nicht der Anders-Gläubigen und Anders-Denkenden meinen dürften.

Was mich daran nun wirklich ankotzt, ist, dass diese Einstellung, die ja mittlerweile schon die viel zitierte "Bürgerliche Mitte" erreicht hat, nun langsam auch in den Köpfen von Leuten wurzeln schlägt, von denen man es eigentlich nicht annehmen sollte, sei es, aufgrund ihres Glaubens oder ihres Bildungsstandes.

Sorry, wenn ich in eine urdeutsche Kneipe (Stichwort "Deutsche Leitkultur"!) gehe, dann erwarte ich nicht mehr als Stammtischparolen, wenn ich aber im Rahmen politischer oder intellektuell nicht ganz so abgründiger Basis diskutiere, dann erwarte ich doch ein wenig mehr Hintergrundwissen und Willen oder Fähigkeit zur Differenzierung und Argumente und keine populistischen Parolen oder Totschlagargumente.
Und nebenbei soviel Sinn zur Selbstreflektion, dass man merkt, wohin man mit dem Mist, den man da nachplappert,  gerade die Uhr zurückdreht.
Aber Restauration liegt ja zur Zeit sowieso wieder voll im Trend...


Ich bin gerade etwas angesäuert, nö, ich bin ehrlich gesagt wirklich empört und stocksauer...

"Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe."
Winston Churchill

Remember, Remember....



PS:
Wenn jetzt Verwirrung aufkommt, wo genau jetzt der Bezug zwischen dem Vorwort des Dalai Lama und der darunter stehenden Begründung zu finden ist, nicht wundern, die Adressaten werden die Botschaft verstehen, einige "Insider" ebenfalls.   *fg*

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Catch him and keep him!

Dieser Satz sprang mich im Laufe der Woche auf Facebook als Teil einer schweizer URL einer Werbung mit dem Untertitel "Warum er Dich nicht liebt - Enthüllt: Was fast keine Frau darüber weiß: warum Männer sich nicht binden wollen" an

Klingt wie eine Schlagzeile in Bild der Frau, Bella, Petra und wie die einschlägigen "Frauenzeitschriften" so heißen mögen.

Ich persönlich finde es als Frau immer nett, wenn mir als sogenannte Zielgruppe durch Werbung oder auch Medien mal gezeigt wird, wie frau so tickt/zu ticken hat.
Irgendwas mache ich da ohnehin grundlegend falsch, denn weder renne ich wie besessen mit irgendwelchen Desinfektionsmitteln durch die Gegend um meine Lieben vor pösen Bakterien zu schützen, noch interessiere ich mich großartig für die Klarsicht meiner Fenster, irgendwelche Adelsdramen (außer einer ganz aktuellen *fg* ) oder muss meiner, durch irgendwelche Bikinidiäten oder falscher Ernährung ruinierten Verdauung mit speziellen, so überteuerten wie nutzlosen Milchprodukten auf die Sprünge helfen. Ich weiß auch mit meiner Zeit sinnvolleres anzustellen, als ständig Teppiche und Polster porentief zu reinigen und danach mit Febreze anzuspritzen oder aus Trockenblumen lustige Tischgedecke zu zaubern, die dann sowieso von den göttlichen Geschöpfen hier zum Nachtisch vernascht würden (2 Minuten! Höchstens!). Und mein Interesse an Damenhygieneartikeln beschränkt sich eigentlich auch darauf, ob ich noch welche da habe, wenn ich sie brauche.

Aber dieser Satz "Fang ihn und behalte ihn!" wäre allein schon sowas von bescheuert und dabei leider aber auch signifikant für eine bestimme Einstellung einer Beziehung gegenüber, dass ich mir eine spitze Bemerkung dazu kaum verkneifen könnte, aber zusammen mit diesem "Warum er mich nicht liebt!" ist das quasi ein Gourmet-Essen für die olle Krähe. 

Erste Assoziation meinerseits war, wie so ein Gisi-Verschnitt, sich einen Kerl über die Schultern wirft, ihn nach Hause schleppt, an Händen und Füßen gefesselt auf die Couch setzt und ihm dann ihre Liebe dadurch beweist, dass sie dem armen Mann mit selbstgemachten Speisen und Gebäck foltert, bis er um Gnade winselt. Wenn dies vielleicht witzig klingt und Stoff für eine Komödie wäre, meine zweite Assoziation, die Erinnerung an den King-Roman "Misery" entbehrt jeder Komik. Auch da verlangt und erzwingt eine Frau von einem Mann die Erfüllung ihres innigsten Wunsches (auch, wenn der etwas anders gelagert ist), mit fatalen Folgen.

Und komisch, im Sinne von lustig, empfinde ich die Kernaussage des Satzes nun wirklich nicht, spricht sie doch für eine Einstellung, von der man denken sollte, dass man sie Beginn des 21. Jh. endlich abgelegt haben sollte, nämlich, dass frau ohne eigenen Mann einfach nicht sein kann, dass die Suche nach MR. Right immer noch die Priorität sein müsse.
Entschuldigung, aber das klingt ja fast so, als wäre man im Dschungel und jeder Mann, und Frau natürlich auch, wäre eine Beute, die es zu jagen und zu stellen gälte.

Aber warum muss denn alles im Leben darauf hinaus laufen, die eine und wahre Liebe zu finden? Und gibt es wirklich nur die eine wahre Liebe, den einen Traumprinzen? Und wieso empfinden Menschen sich erst komplett, wenn sie den Partner für's Leben gefunden haben? Oder vielmehr, warum wird das suggeriert?

Denn darum geht es auf der Seite, zu der mich der Link geführt hat. Unter dem Titel "Wie du deinen Traumprinzen findest und für immer an dich bindest" komplettiert mit einem Potrait eines, für manche vielleicht, als sehr markant-attraktiv zu bezeichnenden, Herrn, gibt eine wohl mit ebenso viel Kalkül ausgewählte männliche Stimme angeblich Tipps wie Frau das bewerkstelligen kann.
Naja, Tipps kann man die Aneinanderreihung von Suggestivfragen und Allgemeinplätzen jetzt nicht nennen, Antworten vermisst man völlig. Eigentlich drängte sich mir beim anhören der 25 Minuten dauernden Litanei eher die Frage auf, ob die Zielgruppe weniger erwachsene Frauen, als vielleicht eher 14-jährige Mädchen sein könnten.
Darunter steht dann zu lesen:
"Hier ist Deine Schritt-für-Schritt Anleitung, um Deinen Traumprinzen an Deine Seite zu holen, ohne jeden Frosch küssen zu müssen... schau Dir das Video bis zum Ende an... und ich zeige Dir im Detail, wie Du Dein Beziehungs- und Liebesglück zum Positiven verändern kannst und wie es mittlerweile tausende Frauen vor Dir geschafft haben - Du kannst das auch - einfach, indem Du diese Strategie kopierst! Denk dran! Schau Dir das Video bis zum Ende an, denn es wird Dich noch überraschen!"
Das sich das weniger auf besagtes Video, als vielmehr auf den darunter befindlichen Button bezieht, welcher zum Ebook from Mr. Frauenaufklärer himself, respektive dem Bestellformular desselben nebst, als netter Beigabe, einem Monatsabo von irgendwelchen Interviews führt. Natürlich gegen Bares.
Die Überraschng besteht darin, dass man nicht nur, wenn man jetzt gleich bestellt, etwas was angeblich 80 Euronen kosten soll, für knappe dreißig bekommt, sondern das erste Interview gratis dazu.
Über die Qualität des EBooks, wie den eigentlichen Inhalt, erfährt man nicht wirklich etwas, außer der Versicherung des Autors, er wüßte, was Frauen bei der Jagd nach einer festen Beziehung zu einem Mann falsch machen, weil er ersten ja ein Mann sei und zweitens anhand von hunderte von Interview das Dating-Verhalten von Frauen und Männern analysiert habe.
Man kauft trotzdem die Katze im Sack. Ich sagte ja, war eben Werbung (und nebenbei ziemlich schlechte, weil leicht durchschaubar).

In dem Video, was eigentlich keines ist, sondern nur eine Lesung bzw. eine Erläuterung der Textfrakmente, die man auf dem Bildschirm sieht, kriegt man dann auch solche Weisheiten präsentiert, wie
"Das Geheimnis der Anziehungs und der innigen Verbindung zu einem Mann": "Männer sind nicht leicht zu verstehen! Das ist das Hauptproblem und auch das, was Dir bisher im Weg stand. Wenn du einen tollen Mann findest, bekommst du ihn nicht mit einer "Bedienungsanleitung" geliefert."
Wow, tolle Erkenntnis.
Allerdings frage ich mich dann, was dieser ultimative Ratgeber, für den da geworben wird, soll?


Okay, verliebt sein ist wundervoll, Liebe erst Recht, Zweisamkeit kann wunderschön sein, Sex natürlich sowieso, aber, warum um alles in der Welt suchen erwachsene Frauen eigentlich nach "dem Traumprinzen", oder vielmehr, warum lassen sie sich einreden, dass dies das Lebensziel sein muss. Warum sollte eine Frau erst glücklich sein, wenn sie in einer festen Beziehung mit dem Mann für's Leben ist, am besten noch mit 'nem "Sklavenring" und urkundlich bescheinigt?

Nicht falsch verstehen, es kann toll sein, sich aus tief empfundener Liebe zu binden und dies, mit oder ohne amtlichen oder religiösen Segen, zu besiegeln! Das habe ich ja auch schon hinter mir, spreche also aus Erfahrung, aber die gleiche Erfahrung sagt mir auch, dass ich mich nach der Trauung immer noch genauso gefühlt habe wie vorher. Da tat sich kein Licht auf und kein Engelschor sang haleluja.
Ich war immer noch ich, nur der Nachname war ein anderer.
Alles andere, das Gefühl, die Verbundenheit, blieben gleich.
Das hat mich damals schon, auf der Rückfahrt vom Standesamt hin zur Feier zu der Frage gebracht, warum eigentlich der ganze Aufwand. (Was ich da natürlich nicht gesagt habe. Als ich ein paar Jahre später mal in einem Gespräch meinem Mann gegenüber erwähnte, dass ich ihn zu dem Zeitpunkt nicht mehr heiraten würde, war er tief getroffen, obwohl ich ihm zu vermitteln versuchte, dass das weder hieß, dass ich die Entscheidung bereue oder es etwas am Status quo, der Beziehung als solcher, geändert hätte. Er hat es einfach nicht verstanden. Es sind also mitnichten immer nur die Frauen, die "Heirat" als ultimativen Liebesbeweis verstehen.)

Was jetzt speziell an diesem "Catch him and keep him" stört, ist nicht nur diese Jäger-Beute-Assoziation, sondern auch die Erwartungshaltung.
Sorry, hier mal Lebensberatung à la Krähe, kostenlos:
Wer als Frau dem Traumprinzen hinterher jagt, sollte sich einmal fragen, warum gerade auch in Märchen, aber eigentlich in allen großen Liebesgeschichten, die Story immer dann endet, wenn sich Prinz und Prinzessin gekriegt haben. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...
Weil, nachdem die beiden sich vor großem Publikum das Ja-Wort gegeben haben und die "Bösen", die ihrem Glück im Wege standen, bestraft wurden, der Alltag in die Beziehung einkehrt.
Der dürfte aber viel weniger romantisch sein, wie die eigentliche Geschichte.
Wer will schon wissen, wie Aschenputtel und ihr Prinz nach zehn Jahren leben?
Oder wie das bei Romeo und Julia ausgesehen hätte, wenn es da nicht dieses Missverständnis gegeben hätte und sie weitergelebt hätten, als Ehepaar?
Wahrscheinlich wäre "Prinz" dann ständig auf "Geschäftsreise", derweil Ex-Aschenputtel zu Hause im Kreis ihrer unzähligen Kinder wieder zu dem mutierte, was sie zu Anfang war.
Und Romeo?
Entschuldigung, er, der ja kurz bevor er Julia begegnete noch Kraft der Libido eines 15-jährigen Jüngelchens unsterblich in eine gewisse Rosalinde verliebt war, wird sich wahrscheinlich auch nach der ersten Verliebtheit, spätestens aber nach dem dritten, vierten Kind, mal umbeschaut haben, besonders, wenn Julia ihrer Mutter nachschlug.

Klar, diese Paare in Märchen, Theaterstücken und historischen Liebensromanen, die frau ja gern liest (ich bekenne mich des Vergehens ebenfalls "Schuldig!") hatten sich gefangen und "durften" sich auch behalten, weil es zu den Zeiten in denen diese Geschichten spielen, wirklich "bis das der Tod sie scheidet" hieß.

Aber wie gesagt, Kern der Geschichten und ihr Reiz liegen im "Sich-kriegen" und nicht darin, den schnöden Alltag einer Zweierbeziehung zu erleben.
Das ist aber die Realität!
Wenn man aber davon ausgeht, dass er "der Traumprinz" ist und es auch zeitlebens bleibt, dann darf man sich nicht wundern, wenn man eines Tages neben einem Frosch aufwacht.
Mein Tipp: Nehmt es mit Humor!
Ich habe irgendwann mal im Bett meinen Mann gefragt, ob er zu einem wunderschönen Frosch würde, wenn ich ihn gegen die Wand werfe. Danach wurde ich von ihm lange Zeit mit Fröschen in allen erdenklichen Variationen bedacht. So kann man das auch handhaben. ^^

"Aber mal ehrlich, richtig gute Männer sind schwer zu finden! Wenn du einen findest, kannst du es dir nicht leisten, ihn durch einen unnötigen Fehler zu verlieren!
Du kannst es dir nicht leisten, sechs Monate, ein Jahr oder noch mehr an investierter Zeit zu verlieren - in dieser Zeit hätte sich eine wetrvolle Beziehung entwickeln können - es könnte nur daran scheitern, wie du eine bestimmte Situation meisterst!"
Auch so ein Spruch vom "Liebesberater" aus dem "Video".
Dem ersten Satzes kann ich ja noch zu stimmen, aber der Rest klingt doch irgendwie nach Wettbewerb gegen die tickende Uhr (hier bitte die lustige Melodie von Jeopardy vorstellen). Und schon wieder diese Erwartungshaltung.
Himmel, wenn ich einen Mann kennenlerne, der mir sympathisch ist, dann bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass ich ihn als potentiellen Partner sehe. Meine Güte, es gibt da noch eine Menge andere Arten von Sozialkontakten, zum Beispiel, Freundschaften. (Ja, ich gehöre zu den Menschen, die der Meinung sind, Männer und Frauen können auch "nur" gute Freunde sein! So ganz ohne Hintergedanken!) und natürlich investiert man in eine Beziehung oder deren Aufbau immer Zeit und Energie, aber, wenn man mal alle romantischen Jungmädchen-Phantasien außer Acht lässt, dann ist doch so, dass sich erst mit der Zeit herausstellt, ob man wirklich zusammenpasst, oder nicht. Mir kann keiner erzählen, dass man zu den ersten Verabredungen mit einer Checkliste oder einem Fragenkatalog geht, den dann im Gespräch durchgeht und abhakt: Kinderwunsch? Checked! Hobbies? Checked! Persönliche Vorlieben und Abneigungen? Checked!

Blödsinn.
Selbst wenn ich auf einen Kerl treffe, der in mein "Beuteschema" passt, dann heißt das ja noch lange nicht, dass ich auch seinem entspreche.
Auch wenn man sich auf Anhieb gut versteht und sich anscheinend in allen wichtigen Belangen einig ist oder sich ergänzt, heißt das noch lange nicht, dass er was von mir will, und selbst wenn doch, man auch in der Praxis kompatibel zueinander sein muss.

Mal ganz davon abgesehen, dass manche Menschen bisweilen auch einfach nur das sagen, was sie denken, dass der andere hören will. Eben gerade um den anderen nicht vorschnell zu verscheuchen und sich dann wundern, warum der dann "plötzlich", "wie aus heiterem Himmel", auf Distanz geht, wenn er merkt,  dass die Bekundungen nichts weiter als Lippenbekenntnisse waren.
Und genau dazu rät unser "Experte" doch, wenn ich das "bestimmte Situation meistern" oder aber auch den in der Fußnote zu dem "Video" zu findenden Satz "Du kannst das auch - einfach, indem Du diese Strategie kopierst! " richtig interpretiere.

Geht es eigentlich nur mir so, dass ich bisher immer dem "Irrglauben" aufgesessen bin, dass Ehrlichkeit eine der wichtigsten Grundlagen für eine Beziehung darstellt?
So kann man sich irren!

Auch spricht daraus wieder die Auffassung, dass jede Beziehung, die nicht zu einer (lebenslangen) Bindung führt, vertane Zeit wäre.
Okay,  diese Angebote der "Dating-Advises" und der Autor/Liebesberater stammen ursprüngliche aus den USA und da ticken die Uhren und die Menschen ja bekanntlich ein wenig anders,  oder wenigstens wird das dort als Mainstream verkauft.
Aber, ich kann mir nicht vorstellen, dass dort nicht auch, wie auch bei uns in Europa Leute gibt, die sich schlicht in einer Beziehung eine schöne Zeit machen wollen, ohne Druck, dass es nun wirklich für immer sein muss.

Nochmal kostenlose Lebensberatung:
Vielleicht ist es ja gerade dieser Druck, den man sich selber macht, und der dann auch in allem was man tut und sagt unterschwellig in der (potentiellen) Beziehung mischwingt, der eben am Ende zum "plötzlichen Beziehungstod" führt oder gar verhindert, dass es überhaupt zu einer irgendwie gearteten Beziehung kommt.

Außerdem, eine Verbindung, die nur eine bestimmte Zeit dauert, sei es, dass man erst spät erkennt, dass man nicht zusammen passt, oder auch nur, weil man sich mit der Zeit auseinandergelebt oder vielmehr in unterschiedliche Richtungen weiter entwickelt hat, ist doch keine verschwendete Zeit! Es war schön, so lange es gedauert hat, oder etwas nicht?

Apropos, Ehrlichkeit:

Da offeriert der Dating-Experte als Anreizer für sein EBook solche Sätze wie:
"Wie du emotionale "Hebel" benutzt, die einen Mann dazu bringen, sich in die zu Verlieben"
 und
"Ein Weg, einen Mann wissen zu lassen, dass du "Wählerisch" bist und er dadurch doppelt soviel tun wird, um Deine Aufmerksamkeit zu bekommen"
Schiebt aber genau nach diesem letzten Zitat noch in Klammern hinterher:
"(das ist das wirkliche Geheimnis, einen Mann dazu zu bringen, auf Dauer für Dich Liebe zu empfinden - ohne jegliche Manipulation oder "Psychotricks"). S.51"
(Hervorhebung durch mich).
Halten wir mal fest:
Frau soll die "Strategie kopieren", "emotionale Hebel ansetzen", "ihn" dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben und sich als "nicht leicht zu haben" darstellen (obwohl sie ja anscheinend alles für "den Traumprinzen" geben würde, nur eben laut Mr. Date-Doctor, nicht das richtige), um so einen (den!) Mann "für immer an sich zu binden", und das ist natürlich keine Manipulation.

Sorry, aber wen will der da verarschen?

Mal davon abgesehen, dass es keine
"simple 3-Schritte Methode, um zu verstehen, wie sich der Mann fühlt und was ihn dazu bringt, sich mit jedem Schritt des Zusammenkommens Dir näher zu fühlen."
geben kann, weil Männer, genauso wie Frauen, individuell so verschieden sind, dass kein Patentrezept existieren kann, sehe ich hier eher eine simple Methode, den Partner, einerlei ob Mann oder Frau, dermaßen zu verärgern, wenn er nämlich dahinter kommt, dass er manipuliert und in die Falle gelockt wurde, dass ich zumindest eine solche Beziehung sofort beenden würde. Dankbar wäre ich auf jedenfall nicht!
Wenn ich eins nicht leiden kann, dann wenn man Menschen manipuliert oder sie auch nur dazu anhält andere Menschen zu manipulieren.

Ich kenne solche Beziehungen, wo genau das geschieht, und warte darauf, wann (nicht dass!) es da knallt. 
Ich kenne auch Menschen, die ihre Vorstellung von Erfüllung und Partnerschaft auf diesem Endziel "Meins!" aufgebaut haben, und da auch welche, die dazu über Leichen gegangen sind und um die Beziehung auch aufrecht zu erhalten, immer noch über Leichen gehen ( zerstörten Freundschaften und Arbeitsverhältnisse, Kontrolle aller Sozialkontakte des Liebsten, manipulativ gestreute Lügen bis hin zu fingierten Stalker-Übergriffen zum Zwecke der Isolierung des "Traumprinzen", Münchhausen-Syndrom um sich seine Liebe und Aufmerksamkeit zu sichern und Kindern, die nur gezeugt wurden, damit der Kerl nicht doch noch abhaut) und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unter solchen Umständen irgendeiner der Beteiligten wirklich glücklich ist.

Das ist keine Liebe, das grenzt an Freiheitsberaubung! Zumindest spricht daraus eine gehörige Portion Besitzdenken und die gehört, meiner Meinung nach, nicht zu einer ehrlichen und aufrichtigen Beziehung, ob nun für immer, oder nur auf Zeit, ob nun monogam oder offen.


Aber anscheinend existiert ja ein Bedürfnis nach Anleitung, dass befriedig werden will und ich will gar nicht wissen, wie viele Frauen das "Supersonderangebot" ( knapp 30.- € + monatlich 10.- € für das Interview-Abo) in Anspruch genommen haben.

Lebensberatung boomt ja generell. Jeder will schön, erfolgreich und glücklich sein, kurz, sein Leben von Grund auf ändern und da die Erwartungen so hoch gesteckt sind, dass man denkt, sie aus eigener Kraft nie erreichen zu können (wie war das, Druck blockiert?) braucht man eben Anleitung.
Literatur zu dem Thema verkauft sich wie geschnittenens Brot, Seminare, Kurse und Vorträge sind meist ausgebucht. Dabei wird von Seiten der Konsumenten leider viel zu wenig Wert darauf gelegt, wer denn da als Autor, Referent oder Seminarleiter  fungiert und ob derjenige auch über die nötigen Referenzen verfügt. Ob nun Bäckermeister oder ehemaliger Sportreporter, jeder, der sich berufen fühlt und über minimalste Kenntnisse in Marketing- und Psycho-Strategien verfügt, kann zum Lebensberater avancieren und findet bestimmt ein geneigtes Publikum.
Wenn die Strategie greift,weil der Advisor seine Hausaufgaben gemacht hat, wird dann auch kaum noch hinfragt, dann kleben die Kunden nur an den Lippen ihres "Retters" und wollen von Kritik meistens nichts mehr wissen. Es handelt sich also um einen sehr lukrativen Markt.  
Schakka du schaffst es!
Hier also mal Liebesberatung made in USA.

Wem beim Lesen dieses Beitrages übrigens der Film "Hitch"in den Sinn gekommen ist, der liegt gar nicht so falsch.
Das Angebot, welches ich hier auseinander nehme, stammt nämlich, wie meine Recherche ergab, genau aus diesem Bereich der Lebensberatung, im Fachjargon auch PUA-Training (PUA kurz für Pickup), Dating-Advisory oder ähnlich genannt und entstammt der sogenanten Pickup- bzw. Seduction-Szene.

Dabei geht es darum, durch Anwendung verschiedenster Techniken und Erkenntnisse, unter anderem aus Soziologie, Psychologie, Neurolingualer Programmierung (NLP) und nicht zuletzt Persuasive Kommunikation zu einem möglichst erfolgreich Pickup-Artist, einem Aufreizer, Abschlepper zu werden.

Ganz wie in Hitch, der Date-Doktor Alex „Hitch“ Hitchens alias Will Smith sagt:
"Egal wie, egal wann, egal wer: Jeder Mann hat die Chance, eine Frau von den Füßen zu fegen - vorausgesetzt, er hat den richtigen Besen."
Und da man anscheinend aufgrund von Rollenklischees von der Auffassung ausgeht, dass Frauen im Gegensatz zu Männern weniger Wert auf eine möglichst hohe "Abschussrate" legen, als vielmehr auf eine langfristige Bindung, tauchen eben in diesem, auf das weibliche Geschlecht ausgelegten, Angebot so oft Termini wie "Traumprinz", "gute Männer" und dergleichen unter dem besonderen Aspekt des "Keep him!" auf. Mit bedeutendem Schwerpunkt auf  ein unterschwelliges "Jetzt oder nie!" um den Kaufdruck zu erhöhen.

Mein Tipp:
Guckt euch lieber "Hitch" an. Die Ratschläge sind in etwa qualitativ gleichwertig, im Gegensatz zu dieser Werbeseite, liefert er auch gleich praktische Lösungen an, es gibt noch was zum Lachen und der Genuss des Films ist auch um einiges preiswerter als das offerierte EBook + Abo.
Und das Happy-End wird auch gleich mitgeliefert.



Achso, bevor ich das vergesse:
Noch ein Zitat aus besagtem Film "Hitch":
"Das ist kein schlechter Zeitpunkt für sie, sie braucht keinen Freiraum, sie mag sich auf ihre Karriere konzentrieren. Aber was sie damit sagen will ist: 'Rück mir von der Pelle - sofort' oder möglicherweise 'Streng dich etwas mehr an, du Mäuschen'."
Da ist mir echt die Spucke weggeblieben und das Lachen vergangen, obwohl es sich ja bloß um eine Kino-Komödie made in Hollywood handelte.

Liebe Leute, Männer, wie auch Frauen!
Wenn jemand sagt, er hat keinen Bock, keine Zeit oder keine Lust auf euch oder eine Beziehung, dann geht davon aus, dass er es auch so meint, auch wenn euer Trainer, Lebensberater oder Guru etwas anderes sagt oder schreibt.

Ein "Nein!" egal von einer Frau oder einem Mann ist immer als solches zu verstehen und zu respektieren!

Und an die Damen und auch wenigen Herren, die gern das eine sagen und das andere meinen, mein Rat:
Hört auf mit dem Mist und hört bloß nicht auf Ratgeber, die euch den Tip geben, so zu handeln.
Ihr begünstigt damit eine eine fatale Art von Fehl-Interpretation, die leider ohnehin schon zu verbreitet ist und mitunter böse Folgen haben kann!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Leben Heiden anders?

Wie lebt man eigentlich als (echter) Heide?
Was unterscheidet dessen Einstellung von dem eines 08/15-Christen oder Teilzeit-Muslim (dieser Ausdruck stammt von einem muslimischen Freund meines Sohnes, ist quasi eine Eigenbezeichnung)?

Auch so eine Frage, der man ständig in heidnisch orientierten Foren begegnet. Möglicherweise auch eine Frage, welche man sich als frisch Konvertierter selbst stellt.
Wohl dem, der sich dem Polytheismus verbunden fühlt. Der kann wenigstens die Anzahl der Götter als markantes Unterscheidungsmerkmal angeben. Obwohl, wenn man sich mal die Heiligenverehrung in der Katholischen Kirche ansieht, sticht der Trumpf auch nicht immer.

Aber lassen wir einmal die abrahamitischen Religionen beiseite. Natürlich könnte ich jetzt hier anhand von religions-philosophischem Quellen-Geschubse die ausschlaggebenden Unterschiede zwischen monotheistischen Weltrelgionen und heidnischen Weltanschauungen theoretisch herausarbeiten, aber einerseits geht es mir hier nicht um eine Abgrenzung des Heidentums gegenüber den "Monos", andererseits würde dieses Unterfangen in Anbetracht der individuellen Vielschichtigkeit beider Konzepte nicht nur ein Buch füllen.

Wo will man auch mit der Trennung anfangen?
Personen, welche sich mit Divination, Mystik und Astrologie, Esoterik im Allgemeinen beschäftigen findet man in jeder Religion.
Ich sag's ja immer wieder gerne, einige der größten Okkultisten, Mystiker und Magier der Geschichte, gehörten abrahamitischen Religionen an.
John Dee, zum Beispiel, immerhin unter anderem königlicher Astrologe am englischen Hof  Elisabeth der Ersten, dem wir auch die Enochische Magick verdanken, war mit Sicherheit christlich getauft und auch geprägt.
Eliphas Levi, einer der Wegbereiter des heutigen Okkultismus, war Diakon, wollte ursprünglich sogar Priester werden.  
Sufismus ist islamisch geprägter Mystizismus und Gnosis.
Und Tante Anna (jeder hat irgendwo eine Tante Anna! *g*) legt Karten oder liest aus dem Kaffeesatz, bepflanzt ihren Garten nach dem Mondkalender und kennt sich mit Heikräutern aus, wie keine andere, geht aber auch jeden Sonntag zur Frühmesse und ist ein hochgeschätztes Gemeindemitglied.
Und selbst Atheisten, eine Bezeichnung, die sowohl bei den Abrahamiten als auch bei Heiden schon fast als Schimpfwort gilt, können ein spirituelles Leben führen, eben nur ohne Gott.

Allein die Tatsache also, dass die Grenzen zwischen heidnisch und nicht-heidnisch teilweise sehr schwimmend sind, wenn man es nicht gerade mit Fundies zu tun hat, macht eine konsequente Trennung in der Praxis, meines Erachtens sehr schwierig.
Natürlich ist diese Verhaltensweise der Abgrenzung in der pubertären Entwicklungsphase des heidnischen Lebens fast existenziell, und darum oft zu beobachten, allerdings muss ich für mich sagen, dass eine solche auch immer eine Beschränkung, eine Einschränkung, darstellt, die ich für meine Spiritualität weder brauche noch möchte.

Aber was unterscheidet nun (m)eine heidnische Lebensweise von der anderer Religionsangehöriger?
Und wie lebt man nun als Heide?

Ich kann da nur für mich sprechen, auch wenn ich weiß, dass es bei anderen ähnlich aussieht.


Ich führe recht regelmäßig Rituale durch, wie viele andere Heiden auch, wer dies jedoch als besonderes Merkmal betrachtet, der war wahrscheinlich noch nie in einer katholischen Messe (oder hat die Zeit genutzt und eine Runde geschlafen).

Ich habe einen Altar im Wohnzimmer, aber gerade in südlichen Gefilden dürfte dem einen ooder anderen schon einmal der Herrgottwinkel in den Wohnstuben aufgefallen sein.

Ich bemühe mich, nicht im übertriebenen Maße in die Natur einzugreifen, allerdings wäre es echt dreist, sollte ich behaupten, dass Umweltschutz nun eine exklusiv Domäne des Heidentums darstelle. In Anbetracht der aktuell zu beobachtenden globalen ökölogischen "Unpässlichkeiten"  müsste man schon ziemlich gedankenlos oder fatalistisch eingestellt sein, wenn einem die Umwelt am Hintern vorbei ginge.

Ich sehe in allem was existiert, Belebtem und  auch Unbelebtem, das Göttliche, aber auch das findet man nicht nur in heidnischen Religionen.

Man könnte mich als Altruist bezeichnen, aber anders wie in der Definition, bin ich eben nicht der Auffassung, dass mir dies mehr Kosten als Nutzen ein bringt. Ich definiere Altruismus auch nicht mit "Selbstlosigkeit", sondern da, meiner Überzeugung nach, alles im Universum miteinander in Verbindung steht, als für mich lebenswichtig. Schlage ich jemanden oder bin ich beleidigend, so schlage oder beleidige ich mich damit selbst. Bin ich aber freundlich und höflich, dann bin ich auch freundlich mir gegenüber.

Toleranz?
Och nö, nicht schon wieder!
Klar versuche ich in meinem Umfeld mit liebevoller Hingabe, Agape, zu agieren und mein persönlicher Codex lässt meinen Mitmenschen auch ziemlich viel Raum zur freien Entfaltung, aber auch das hat bei mir Grenzen.

Auch hier gilt, tolerante Einstellung ist nicht explizit heidnisch.
Ganz im Gegenteil, gerade im Heidentum, wo gerne mal jede noch so konstruktive Kritik gleich als Intoleranz gebrandmarkt wird, findet man massenhaft Beispiele dafür, dass dort der Anteil an Toleranz und Intoleranz sich ebenso die Waagschale hält, wie in der Gesamtbevölkerung auch.
Ich denke persönlich, dass der Ursprung der angeblich so großen Zerstrittenheit des Heidentums™ genau in dieser Diskrepanz, krampfhafter Toleranzidee auf der einen Seiten und der Einsicht zu der Notwendigkeit von konstruktivem Austausch auf der anderen Seite, seinen Ursprung hat.

Aber auch sonst:
Es gibt da zum Beispiel einen kleinen, unwichtigen Haufen germanischer Fundamentalisten, deren (hauptamtliches!) Oberhaupt gerne jede andere heidnische Gruppierung als drogen- und alkoholabhängige Wannabes herabwürdigt, die eh keine Ahnung vom wahren Willen der Götter haben.
Aber auch im "normalen Heidentum" wird man da fündig, sei es, dass der eigene Glauben oft über den des anderen gestellt wird oder man aufgrund seiner, durchaus nach eigener Interpretation heidnischen, Lebenseinstellung oder seiner Meinung als unheidnisch diskreditiert wird, nur weil da einer genau zu wissen meint, die korrekte Frage auf die Antwort "42!" zu kennen. Es werden unliebsame Meinungen unterdrückt, zensiert, geschasst, gibt es Alleinherrscher, Heuchler, Einzelkämpfer und Gutmenschen und Leute, die ihr Heidentum als Freifahrtschein für jede Art von sozialer Dysfunktion betrachten.

Das ist ja auch gar nicht verwerflich. Es zeigt, wie oben schon angemerkt lediglich, dass das Heidentum™ eben auch nur ein Spiegel der ganz normalen Gesellschaft darstellt.
Ja, was auch sonst?

Weiter in meiner Aufzählung:

Ich lebe mein Leben, mache meinen Job, liebe meine Familie (Zweibeiner und Vierbeiner) und meine Freunde, gehe meinen Neigungen und Vorlieben nach, habe meine Träume und Sehnsüchte, obwohl die sich, seit ich mich entschlossen habe, im Augenblick zu leben, mir nichts mehr zu verkneifen und nichts auf die Zukunft zu verschieben, wirklich in Grenzen halten.
Ich lebe nicht viel anders als jeder andere.
Vielleicht etwas bewußter, aber wenn dann nicht, weil ich nach gewissen Auslegungen Heide bin, sondern, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie verdammt kurz das Leben sein kann.
Außerdem bekommt man vom andauernden Verkneifen Falten, Magengeschwüre und Verstopfung!

Ich halte nicht viel von Konsumdenken, reiner Besitz bedeutet mir herzlich wenig, allerdings kann ich auch, bei Dingen, die mir wichtig sind geradezu in einen Kaufrausch verfallen. Ich sage nur Bücher und Musik!
Luxus ist für mich dann auch, mir meine "Spinnereien" zu leisten.

Ich finde McDonald doof, esse aber gerne mal bei BurgerKing, überhaupt esse ich gerne gut und koche, wenn, dann mit Leidenschaft. Lege dabei Wert auf eine gesunde Ernährung, aber nicht um jeden Preis, sondern fröhne auch meinen Begierden. Die Menge macht das Gift *g*.

Ich besitze schon lange kein eigenes Auto mehr, und benutze stattdessen die Öffis, weil ich es einfach unökologisch und unökonomisch finde, wenn ich hier die Blechkarawanen zur Rushhour sehe, wobei in jedem Wagen nur einer, höchstens aber mal zwei Personen sitzen.
Dementsprechend bin ich starker Befürworter von Carsharing und Fahrgemeinschaften.
Allerdings liegt mein Heimatort auch sehr zentral mit guter Verkehrsanbindung zu den Großstädten. Wenn ich irgendwo auf dem Dorf wohnen würde, wo nur jede Stunde mal ein Bus kommt, oder ich dort arbeiten müsste, würde ich bestimmt nicht auf ein Auto verzichten, nur weil es die Umwelt verpestet! 

Ich begehe meine Feiertage, nehme aber auch gerne die der Mehrzahl der Bevölkerung mit, wobei bei mir Karfreitag eben kein Trauertag ist, weil ich meine eigene Interpretation zum Kreuzigungstod YSHVHs habe, überhaupt mag ich den Rabbe und seine reine Lehre.

Ich bin gerne draußen unterwegs, bekomme Beklemmungen, wenn ich nicht raus kann, sitze gerne unter freiem Himmel und lasse meinen Gedanken freien Lauf und das bei Wind und Wetter, was gewisse Begleiter manchmal etwas auf den Senkel geht. Gut, nasser Hintern und abgefrorene Finger sind eben nicht jedermanns Sache. ^^
Allerdings schätze ich auch die Annehmlichkeiten der modernen Welt, könnte kaum auf Elektrizität, PC, Internet und Telefon verzichten.
Ich sehne mich nicht nach den guten alten Zeiten, wo die Leute an einem Husten oder wegen schlechter Ernten drauf gingen.
Ich gehe in vielem mit der Zeit, in anderen Dingen bin ich eher konservativ.

Statussymbole sind für mich überflüssig.
Und dabei meine ich nicht eben nur jene, die als Indikatoren allgemeiner gesellschaftlicher Anerkennung dienen (mein Auto, mein Haus, meine Jacht), sondern eben auch jene, welche allgemein als heidnische Prestigeobjekte gelten (mein Krafttier, mein Kraftort, meine Liste der besonderen Fähigkeiten etc.).
Meine Bücher besitze ich, weil ich sie brauche und sie mich interessieren, nicht, weil sie mich als besonders gebildet ausweisen, meine Kleidung, weil sie mir gefällt und bequem ist, nicht weil sie mich als Angehöriger einer bestimmten sozialen Schicht ausweisen oder ich damit etwas aussagen möchte.
Mein Streben nach (Weiter-)Bildung, meine Ausdrucksform, mein Auftreten, meine Umgangsformen sind Teil meiner Selbst und dienen nicht dazu mich gegenüber anderen abzugrenzen oder gar hervorzuheben.

Ich lebe eben mein Leben für mich und mir ist meine Außenwirkung auf andere zwar nicht völlig egal, aber doch sehr weit unten in meiner Liste der für mich wichtigsten Dinge.
Überhaupt, Außenwirkung, allein der Ausdruck erinnert mich schon zu sehr an Marketing und Business-Seminar.

Darum lehne ich es auch ab, wenn man mir erzählen möchte, wie man als "Vertreter des Heidentums" in der Öffentlichkeit aufzutreten hat.
Sorry, dieses "Wir als Heiden sollten...bla!" ist genauso ein Käse, wie dieses "Wir als Deutsche haben die Pflicht..." oder "Wir als Krone der Schöpfung..."
Bin ich Teil eines Unternehmens, wo Corporate Identity und  Corporate Behaviour Pflicht sind?
Was käme denn dann als nächstes? Corporate Philosophy und Corporate Culture?
Wer sowas gut findet, hat zu viele Managerseminare mitgemacht oder sollte vielleicht besser eine Firma gründen...

Ich habe nur mir gegenüber eine Pflicht, nämlich authentisch,wahrhaftig, zu sein. Ich muss mit dem, was ich denke, sage und tue klar kommen, es für mich vertreten können und gegebenenfalls die Konsequenzen tragen. Ich muss damit leben können.
Zu trennen zwischen meinem privaten Glauben und dem Auftreten in der Öffentlichkeit würde für mich bedeuten, unaufrichtig zu sein, mir selbst gegenüber und meiner Umwelt.
Man kann nicht Wasser predigen, aber heimlich im Stillen Kämmerlein Wein saufen.
Da gebe ich mir doch lieber, im übertragenen Sinne, ganz Öffentlich die Kante und überlasse die Abstinenz, denen, die es bevorzugen oder nötig haben.
Heucheln liegt mir nicht!

So könnte ich nun fortfahren, meine An- und Einsichten, mein Leben, hier auszubreiten, wie zum Beispiel, dass ich zwar Verfechter der Säkularisierung in der Politik bin, aber da eben auch politisch engagiert, dort natürlich auch mein Glauben und meine Philosphie mit hineinspielen, da ich eben das eine nicht nach Belieben an- und ausknipsen kann, wenn ich das andere tue.
Nur, und das ist wichtig, sollte, meines Erachtens, eine politisches Verpflichtung nicht nur der Verbesserung der Lebensumstände der Angehörigen der eigenen religösen Richtung, auch nur im weitesten Sinne, dienen, sondern der aller Menschen.

Tja, mein Heidentum ist eben manchmal auch politisch, aber nicht die Politik, für die ich eintrete! ^^

So, das sollte aber nun genügen zum Thema "Mein heidnisches Leben".
Unterscheidet sich eigentlich, wie schon gesagt, nicht sehr von dem anderer, ähnlich strukturierter Menschen. Jedenfalls nicht, dass es mir auffallen würde.
Ich kann nicht sagen, was da jetzt tatsächlich so besonders sein sollte, dass es eine Abgrenzung nötig machen müsste.

Obwohl ich da vielleicht auch nicht representativ bin...
Laut diverser kompetenter Stellen müsste man mir mein Heidentum ja eh absprechen.
Da wäre ich ja nur ein bekiffter, okkulter Schwarzmagier und Pseudoheide, Selbstdarsteller oder aber, weil zu allem anderen Übel auch noch Gnostiker und dabei weder islamophob noch grundsätzlich christenfeindlich, schlimmstenfalls ein christliches U-Boot, vielleicht ohne es selbst zu merken, oh Schreck, oh Graus! (sorry, aber die Breitseite konnte ich mir nun wirklich nicht verkneifen. Haben sich gewisse Personen aber auch hart erarbeitet.*fg* ).

Aber repräsentieren will ich auch gar nicht.
Ich bin kein Vorbild für irgend wen und möchte auch keines sein.
Vorbilder sollten eh nur ein begrenzte Haltbarkeit haben. Sie können als Orientierungspunkt für eine gewisse Zeit ganz nützlich sein, aber nur bis man seine eigene Linie gefunden hat. Gleiches gilt im Übrigen für schriftliche Anleitungen.
So wie die Hand der Eltern einem beim Laufen lernen unterstützt, bis man ohne Stütze laufen kann, so können Personen, Ideen und Ideale von anderen eine zeitweilige Richtlinie darstellen, sollten dann aber von eigenen Ideen und Inspirationen abgelöst werden.
Dauerhafte Nachahmung ist nicht empfehlenswert, weil man dann gefährlich schnell zur billigen Kopie, einer Imitation eines anderen als man selbst würde. 

Darum finde ich es auch wichtig zu begreifen, dass bei einer Diskussion mit und dem Umgang von Heiden untereinander, wenn es um die religiöse und spirituelle Themen geht immer die gleichen Maßstäbe angelegt werden, wie bei jedem anderen interreligösen Austausch auch.


"Es kommt für jeden der Augenblick der Wahl und der Entscheidung:
Ob er sein eigenes Leben führen will, ein höchst persönliches Leben in tiefster Fülle, oder ob er sich zu jenem falschen, seichten, erniedrigenden Dasein entschließen soll, dass die Heuchelei der Welt von ihm begehrt."

Oscar Wilde