Mich nervt dieses Licht-und-Liebe-Gesülze in der Neopaganen Szene gewaltig und damit bin ich, wie ich weiß, wirklich nicht allein. Und nicht nur, weil ich es mit konfliktunwilligen oder soll man besser sagen -unfähigen Menschen, die auf Teufel komm heraus jeder Kontroverse aus dem Weg gehen und immer nur heile Welt spielen wollen, nicht so habe.
Ernsthaft, Kontroverse ist für mich, Leben, ist Bewegung, ist Inspiration und Nahrung für den Geist.
Dazu kommt, dass ich es schon erheblich komisch finde, wenn jemand innerhalb eines Gespräches ständig seine Meinung wechselt, ständig zurückrudert und relativiert. Schon klar, manchmal schießt der Mund schneller als das Gehirn, passiert mir auch mal, aber Übung macht den Meister und irgendwie möchte man ja auch verstanden werden und drückt sich dementsprechend überlegt aus.
Hinzu kommt, dass bisweilen auch der Begriff Toleranz erheblich überstrapaziert wird. Dazu hatte ich mich ja hier schon einmal sehr ausführlich geäußert.
Und weil der "Heide an sich" ja so viel besser ist, als Otto-Normal-Mensch (was für eine elitäre
Tja, und wer das nicht so sieht, ist eben kein rechter Heide, sondern ein Egozentriker, oder Selbstdarsteller, oder aber, der Oberhammer, er gibt seine Heidnischen Ideale zu Gunsten einer Gesellschaftskonformen Lebenstrategie eben auf.
Ja, schon klar...
Okay, kann mir natürlich vollkommen egal sein, was andere Leute sich für Traumblasen basteln - tu was du willst, soll sein das ganze des Gesetzes.
Und genau darin liegt auch das einzige Problem, welches ich mit den LuL-Heinis habe.
Licht und Liebe kommt nämlich von uns!
Wir haben da quasi das Copyright drauf!
Licht, Liebe, Leben und Freiheit sind die Vier Säulen auf denen Thelema ruht, oder, wie To Mega Therion es selbst ausdrückt, die vier Strahlen oder Emanationen, die dem Gesetzt entspringen
Aber eben nicht in dieser klebrigsüßen, rosa Zuckerwatte Art und Weise, wie das hier einige gründlich missverstanden zu haben scheinen. Guckt ihr Liber CL - De lege Libellum, werdet ihr verstehen.
"Durch das Licht sollt ihr auf euch selbst blicken und alle Dinge
gewähren, die in Wahrheit nur ein Ding sind, dessen Name Kein Ding
genannt worden ist, aus einem Grunde, welcher euch später erklärt
werden wird. Aber die Substanz des Lichtes ist Leben, da es ohne
Dasein und Kraft nichts wäre. Durch das Leben seid ihr daher zu euch
selbst gemacht, ewig und unzerstörbar, strahlend wie Sonnen, selbst-
erschaffen und selbst-erhalten, jeder das einzige Zentrum des
Universums.
Wie ihr nun durch das Licht wahrnehmt, so fühlt ihr durch die Liebe. Es
gibt eine Ekstase reinen Wissens, und eine andere reiner Liebe, und
diese Liebe ist die Kraft, welche verschiedene Dinge vereinigt, damit
man sie im Lichte ihrer Einheit betrachte. Wisse, daß das Universum
nicht in Ruhe ist, sondern in äußerster Bewegung, deren Summe Ruhe
ist. Und diese Erkenntnis, daß Stabilität Wechsel und Wechsel Stabilität
ist, daß Sein Werden und Werden Sein ist, ist der Schlüssel zum
goldenen Palaste dieses Gesetzes.
Aus der Freiheit schließlich kommt die Kraft, deine Bahn deinem Willen
gemäß zu lenken. Denn der Umfang des Universums ist ohne Grenzen,
und ihr seid frei, euch nach eurem Willen Freude zu machen, da doch
die Mannigfaltigkeit des Daseins auch unendlich ist. Denn darin liegt
ebenfalls die Freude des Gesetzes, daß nicht zwei Sterne gleich sind,
und ihr müsset auch begreifen, daß diese Vielfältigkeit selbst Einheit ist,
und ohne sie könnte Einheit nicht sein. Und dies ist ein harter Spruch für
den Verstand: ihr sollt begreifen, daß, wenn ihr euch über den Verstand
erhebt, welcher nur eine Tätigkeit des Gemütes darstellt, ihr zum reinen
Wissen durch unmittelbare Wahrnehmung der Wahrheit gelangt.
Wisset auch, daß diese vier Emanationen des Gesetzes auf allen
Pfaden leuchten: ihr sollt sie nicht nur auf den Hauptstraßen des
Universums anwenden, von denen ich geschrieben habe, sondern auch
auf jedem Nebenpfade eures täglichen Lebens. "
Die Idee, die er hier beschreibt ist natürlich auch nicht neu und entspricht im Prinzip dem, was man in vielen östlichen Philosophien wie z.B. dem Buddhismus und Daoismus, aber auch der Antiken Gnosis findet.
Es geht schlicht nicht darum, alle Leute wahnsinnig lieb zu haben und jeden mit 'ner Flutlichtanlage ins Gesicht zu strahlen, sondern sein eigenes Licht, sprich zu tieferer Erkenntnis und dadurch zu innerem Frieden, Liebe, zu finden, um so zu begreifen, dass in einem unendlichen, ständig in Bewegung befindlichem Universum, in besonderem Maße bezogen auf die geistige Ebene, genug Raum für alle Daseinsformen ist und das im Leben umzusetzen.
Mal platt ausgedrückt, so lange der eigene "Keller" nicht entrümpelt ist, kann man schlecht den anderen erklären, dass ihrer ein Saustall ist. Hat man aber die Ärmel aufgekrempelt und bei sich aufgeräumt, dann ist einem der Nachbarkeller völlig egal.
Mit krankhafter Harmoniesucht, Toleranzgefasel, und Wattebausch-Mentalität hat das überhaupt nichts zu tun.
Ganz im Gegenteil!
Wer meiner Meinung nach anderen die Wattebäusche so tief in den Hals schiebt, dass sie daran ersticken, der drückt allenfalls damit unterdrückte Frustration aus. Der liebt nicht, der will seine Ohnmacht der Realität gegenüber überspielen.
Überhaupt, Visionen von einem Leben in absoluter Harmonie, wo alle Menschen Freunde sind und es keinerlei gesellschaftliche Ungerechtigkeiten mehr gibt, erinnern mich immer ein wenig an die Eloi in H.G. Wells "The Time Machine". Völlig sorgenfrei und fröhlich, aber im Grunde absolut naiv, lebensunfähig und degeneriert hüpfen die durch den Tag. Aber wehe wenn die Nacht heraufzieht...
In diesem Sinne
Licht und Liebe, Leute!