"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Donnerstag, 23. September 2010

Krieger - Reminiszenz an ein Wochenende


Nach einem wirklich tollen Wochenende mit vielen netten Menschen, bekannten und , vormals, fremden oder teilweise nur dem Namen nach schon gekannten, und damit verbunden eben auch vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen für mich persönlich, in einer unglaublich harmonischen Atmosphäre, drängt es mich irgendwie das "Gefühl danach" in die Welt hinaus zu schreien (oder eben zu schreiben ^^).

Vieles davon wird sich, in Worte gefasst, besonders für Außenstehende sehr merkwürdig anhören. Ich könnte es jetzt auch bei weitem besser singen, tanzen oder sonst wie nonverbal vermitteln, aber leider sind wir nun mal auf diesem Medium auf das Wort reduziert.

Aber immerhin gibt es ja noch "Krieger". *g*
Dass ich diesen Song dem Beitrag vorangestellt habe hat nämlich seinen Grund. Nicht nur, dass es Sonntag morgen noch gespielt wurde, sondern auch, weil es, unter anderem, die beiden Sätze enthält:

"...der Schläfer erwacht und ist bereit
und befreit vom Raum lebt er in der Vision
durchschreitet Deinen Traum in geheimer Mission
und er kämpft um die anderen aus ihrem Traum zu wecken
weil er weiß dass in ihnen viele kleine Krieger stecken
und dennoch sagt er nicht komm mit mir
er fragt nach Deinem Traum fragt warum bist Du hier?...
"
und etwas später
"...er wacht auf aus dem Traum den das Kollektiv träumt
hat mit seinen alten Vorstellungen endlich aufgeräumt
ersetzt die Isolation und setzt an ihre Stelle
die Vision dass wir eins sind auf einer Welle...
"

Diese beiden Sätze sagen mehr über das Gefühl aus, dass ich gerade als Nachwehen ganz besonders stark empfinde, über die Stimmung dieses Wochenendes , was mir in dieses an Gemeinschaftsgefühl vermittelt und somit wieder ganz deutlich vor Augen geführt hat, als tausend erklärende Worte.

Harmonie ohne Gleichschaltung
Konform gehen im Individualismus
Disziplin ohne Reglementierung
Natürliche Ordnung im Chaos
Selbst-Verantwortlichkeit


Klar, wir alle kommen "aus einem Stall", aber und dies wurde ganz deutlich, dieser Stall hat viele "Boxen", viele Frei-Laufflächen und genug Raum, dass man gar nicht nötig hat, dem anderen "auf die Füße" zu treten.
So herrschte eine Atmosphäre des Austausches unterschiedlichster Meinungen und persönlicher Erkenntnisse ohne die des Gegenübers ändern oder gar abwerten zu wollen.
Dies allein hat schon den Vorteil, dass man anderen innerhalb einer Diskussion sehr genau zuhören kann, weil man eben nicht schon einmal innerlich in Angriffsposition gehen muss, um seine eigene Position zu verteidigen.
Das führt dann jedenfalls bei mir zu einem "He, ich teile deine Meinung zwar nicht und sehe das anders, aber deine Sicht ist auch interessant und für mich überdenkenswert! Danke für den neuen Blickwinkel!" 

Dabei spielt meiner Meinung nach aber, weit weniger die Tatsache eine Rolle, dass wir alle eine gemeinsame Grundlage hatten, nämlich eben Thelema, sondern eben die aus dieser Philosophie resultierende Grundhaltung "Tu was du willst, soll sein das ganze des Gesetzes - Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen" und in besonderem Maße die Arbeit an sich selbst, das Streben nach persönlicher Erkenntnis und Vervollkommnung.
Wenn man dies nämlich berücksichtigt, dürfte auch dem Letzten klar werden, dass es eben keine Gleichschaltung geben kann, und somit keine von außen aufgesetzte, quasi erzwungene Harmonie, weil, wenn es überhaupt einen "Kampf" gegeben hat oder gibt, dieser von jeden Selbst mit dem berühmten inneren Schweinehund ausgetragen wird, was zur Folge haben dürfte, dass man weiß, wer man ist, nämlich ein Stern - "Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern" - wie alle anderen auch - "ein Stern in der Schar der Sterne"- völlig einerlei, ob nun Thelemit oder nicht. Denn "das Gesetz ist für alle".

Diese Erkenntnis führte, zumindest bei mir, und wie ich an diesem Wochenende erfreut zur Kenntnis nehmen konnte, auch bei vielen anderen Menschen dazu, dass man sich nicht mehr selbst-behaupten muss und man somit auch in einer natürlichen Harmonie mit seiner Umwelt interagieren kann.
Man ist frei, sich zu öffnen, weil man das "Außen" nicht mehr als Bedrohung betrachtet, das es zu beobachten und zu bekämpfen gilt, sondern als Teil des Ganzen.
Veränderungen muss man nicht mehr erzwingen, sondern in dem man der "Außenwelt" mit Respekt, Ruhe, Gelassenheit, aber auch Entschlossenheit gegenüber tritt, passt diese sich automatisch an. - "Das Khabs ist in dem Khu, nicht das Khu in dem Khabs. " 
Dies heißt nichts anderes als, dass man, wenn man die Welt, aber auch Kleinigkeiten verändern will, zuerst einmal bei sich selbst beginnen muss und findet man im übrigen auch als Kategorischen Imperativ als grundlegendes Prinzip in den Lehren Immanuell Kants, sowie in den sieben hermetischen Gesetzen.

Ich denke, dies ist ein ganz entscheidender Punkt, den man berücksichtigen sollte. Auch wenn diese Weisheit teilweise wie eine Platitüde  klingt, ist sie doch eine der wichtigsten Erkenntnisse, die man als Mensch machen kann.
Mir fällt immer wieder auf, dass sich viele Menschen in einer Art "Warteschleife" befinden. Sie warten darauf, das sich etwas an ihrer augenblicklichen oder der globalen Situation ändert, aber da sie diese Veränderung von außen erwarten, tritt sie natürlich nicht ein. Das lässt sie zunehmend zweifeln und verbittern, da, je länger sie warten, auch der Erwartungs- und Leidensdruck immer mehr wächst.
Viele Menschen fühlen sich auch isoliert oder isolieren sich aus Enttäuschung selbst von der Welt da draußen und sehen nicht, dass sie ja auch ein Teil dieser Welt sind. Es gibt kein da draußen!
Dabei sehnen sie sich nach Veränderung, Gemeinschaft, nach Austausch mit "Gleichgesinnten", finden diese aber nicht, weil sie eben diese Haltung der Isolation und des Abwartens nach außen tragen und somit jede Annäherung von "Außen" blockieren.

Wenn man im übertragenen Sinn die Tür vor seiner Umwelt verschließt, wird vielleicht mal jemand oder etwas vorbeikommen und klopfen, aber wenn man dann noch lange durch den Türspion schaut, und sich überlegt, ob das da draußen auch den persönlichen Vorlieben 100 Prozentig entspricht, dann wird der/die/das bald wieder gehen. Niemand ist bereit eine geschlossene Tür einzutreten. Und man sitzt dann immer noch allein in seinem "Haus" und fühlt sich in der Auffassung bestätigt, dass niemand einen will.

Auch bei uns gibt es zwar ein Gesetz, nieder geschrieben im Liber AL vel Legis (Buchreligion, höhö!), aber wenn man sich den Kommentar durchliest, wird klar, dass es das Thelema™ und somit den Thelemiten nicht gibt, nicht geben kann, weil die Auslegung der Schrift bei jedem einzelnen von uns liegt.
Tu was du willst, soll sein das Ganze des Gesetzes.

Das Studium dieses Buches ist verboten. Es ist weise, dieses Exemplar nach dem ersten Lesen zu vernichten.

Wer immer dies nicht beachtet, tut dies auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. Diese sind außerordentlich schrecklich.

Jene, welche die Inhalte dieses Buches diskutieren, sollen von allen gemieden werden, wie Zentren der Pestilenz.

Alle Fragen hinsichtlich des Gesetzes sind nur durch Konsultieren meiner Schriften zu lösen, jedermann einzeln für sich selbst.
Es gibt kein Gesetz außer Tu was du willst.

Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.

Der Priester der Prinzen
ANKH-F-N-KHONSU

Nun könnte ich ja warten, bis ich "Gleichgesinnten" begegne, die mit meiner Interpretation absolut konform gehen, aber da dürfte ich wohl alt und grau werden bevor das geschieht. ^^
Ich könnte natürlich hingehen und versuchen, die anderen von meiner Interpretation als absolut wahr zu überzeugen. Allerdings müsste ich damit in deren Wahren Willen eingreifen und das geht gar nicht und ist absolut indiskutables Verhalten.
Oder mir eben nur die herauspicken, die mit meiner Auffassung übereinstimmen. Wo bleibt da denn dann der Austausch, die Anregung, die anregende Kontroverse?

Und was würde das bringen?

Ein viel geschätzer Bruder hat einmal gesagt, bei 6,9 Milliarden Menschen auf dieser Erde, also 6,9 Milliarden Sternen, gibt es auch 6,9 Milliarden wahre Glauben.

Das sind aber auch 6,9 Milliarden mehr oder weniger bereits entdeckte Wahre Willen, 6,9 Milliarden Persönlichkeiten, die alle viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede haben mögen.
Reduziere ich sie aber nur auf eben jene Unterschiede, dann kann ich mir genauso gut eine einsame Insel suche (und hoffen, dass niemand verbeigeschippert kommt) oder mir gleich die Kugel geben.


 "Der Schlafende muss erwachen!", um wieder auf den Song von den Fanta 4 zurückzukommen, es wird ihn niemand wecken.
Auch "Der Krieger" ist im Grunde niemand, der von außen an einen herantritt.

Zu guter letzt noch ein Zitat aus dem Lied:
""tritt in den Kreis und mach wahr was Du weißt
und die Erkenntnis bringt die Kraft mit der Du Dich befreist
und dabei frei von Angst ganz gelöst
erlöst was in Dir döst
denn dann wachst Du auf und Dein Traum geht weiter weil Dein Zauber wirkt"
"

Botschaft des Liedes, und was ich mit diesem etwas wirren Text sagen will?
Hört auf zu warten, handelt, jetzt!

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