Ich frage mich immer, warum die Leute aus allem ein riesen Problem machen müssen?
Im Allgemeinen und im Heidentum im Besonderen. Wenn ich das so manchmal höre oder lese, dann denke ich, man sollte mal wieder auf den Teppich kommen.
Generell:
Wenn mich etwas stört, dann meckere ich nicht bis zum Exodus, sondern versuche das für mich zu ändern. Ich warte dann auch nicht, bis jemand vorbei kommt und das für mich erledigt, sondern mache das selbst. Mit den Konsequenzen muss ich dann leben und kann sie eben nicht auf andere abwälzen.
Wenn ich das nicht will oder den Aufwand scheue, ist das ja auch in Ordnung, nur kann ich mich dann auch nicht beklagen.
So einfach ist das!
Speziell zum Heidentum™:
Einerseits wettert man gegen die Abrahamitischen Religionen der zweiten und dritten Generation (sprich Christentum und Islam), weil die ja allerorten missionieren und ihr Ding als Wahrheit™ sehen, andererseits machen die lieben Heiden das gleiche in grün.
Nicht nur, dass sie sich scheinbar mehr um die Angelegenheiten der Christen und Moslems kümmern, als um ihren eigenen Glauben, nein, sie müssen auch noch an dem Glaubensverständnis ihrer "Artgenossen" rum kritteln.
Was hat man eigentlich davon, anderen Leuten erklären zu wollen, was nun
wahres Heidentum ist und was nicht?
Langsam kann ich das wirklich nicht mehr hören. Wenn interessiert das?
Mal abgesehen, dass die meisten dabei ein immer noch tief verwurzeltes dualistisches Denken offenbaren, wahr-falsch, gut-böse. Und, nein, dabei handelt es sich bei allem guten Willen, es so auszulegen nicht um eine Polarisierung, also Dualismus
einer Einheit, wie zwei Seiten einer Münze, sondern eben um die gleiche Art von beinharter Schwarzweißmalerei, den man bei der monoheistischen Konkurenz immer kritisiert.
Dazu macht man sich Gedanken, wie man die breite Masse auf sich aufmerksam macht, "die Jugend" für den eigenen Glauben begeistern könnte, wie man sie mit ins Boot holt, etc.
Ja, toll, machen wir doch Jugendgruppen auf, Asatru-Sommercamps mit Wikingerboot fahren, und Trinkhorn schnitzen mit Eddalesungen und Celtoi-Filmabende mit Vertingetorix und Cuchulain oder etwas vergleichbares für andere Glaubensrichtungen.
Bin ich froh, dass
mein "Verein" erst ab 18 ist, wie der der Wicca übrigens auch...
Dann immer das Gewese um den Kirchenaustritt.
Leute, wenn ich in einem Verein bin, den ich nicht unterstützen möchte, dann trete ich da aus. Und wenn mich das Geld kostet, einerlei ob nun moralisch vertretbar oder nicht, dann zahle ich und fertig ist. Beschweren würde ich mich höchstens bei den Leuten, die mir die Mitgliedschaft eingebrockt haben, also im Normalfall den Eltern. Was kann denn die Kirche dafür, dass die einfach mal so beschlossen haben, dass ihre Kinder da gut aufgehoben wären?
Und natürlich wendet sich die zuständige Gemeinde dann noch einmal an den Ausgetretenen, ob er sich das noch mal überlegen will, die müssen sich ja von Amtswegen wenigstens ansatzweise um das Seelenheil der (Ex-)Schäflein kümmern und natürlich gehen den Krichen dadurch Einnahmen flöten, aber was soll's?
Bei mir kam genau noch ein Brief von meinen zuständigen Pfarrer, den ich im Übrigen gar nicht mal kannte, der landete auch gleich im Rundordner und danach war die Sache für mich gegessen. Das mag in sehr kleinen Gemeinden oder bei bestimmten Sektionen anders aussehen, aber das sind nun mal die Konsequenzen, die zu erwarten sind. Irgendwann geben die auch auf, wenn sie merken, dass da nichts mehr zu reißen ist. So what?
Apropos Konsequenzen:
Wenn ich denn aus der Kirche ausgetreten bin oder nie drin war und dann verlange, eine Stelle bei einer Institution unter kirchlichen Trägerschaft zu bekommen, hallo, das muss ich jetzt nicht weiter ausführen, oder? Subventionen aus Steuergeldern hin oder her, aber ...öhm..
Aber auch, wenn man noch "drin" ist, und aus welchen Gründen auch immer nicht austreten will, ist doch auch okay. Einmal ganz davon abgesehen, dass es sich bei einem Austritt um einen rein rechtlich-formalen Akt handelt, die Taufe als solche aber rein theologisch, bestand hat.
Mit den Worten meines Sohnes gesprochen "Das Taufsiegel kriegt man sowieso nie wieder weg!"
Die Frage ist da ja bloß, ob man dem dann Kraft seiner eigenen Interpretation (oder seinem Willen!) noch irgendeine Bedeutung zu kommen lässt. Was bitte interessiert es die Göttter, das All-Eins, das Universum, was in irgendeinem Taufregister steht? Rituale sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Rituale.
Genauso wenig kann ich meine Kinder in einen kirchlichen Kindergarten oder Schule, aber auch unter staatlichen Trägerschaft laufenden Einrichtungen dieser Art, schicken, und mich dann beschweren, dass sie mit dem Christentum konfrontiert werden.
Wenn ich das nicht will, dann gibt es ja jede Menge Alternativen, Waldorf und Co. machen es möglich. Aber, dazu müsste man ja vielleicht nach so etwas suchen oder noch schlimmer ein paar Kilometer fahren.
Nebenbei, das beste Rezept, seine Kinder vor Indoktrinationen egal aus welcher Richtung zu schützen, ist, sie zu frei denkenden Menschen werden zu lassen. (ich vermeide hier bewußt die Vokabel "erziehen"!) Und dazu gehört meiner Meinung nach nicht, ihnen ständig damit zu kommen, wie Kacke doch die anderen sind und wie toll man selbst.
Dazu kommt, dass sich einige Heiden geradezu von Christen und Moslems verfolgt fühlen. Tja, Überraschung, die sind halt mehr, da beisst die Maus keinen Faden ab, und abgesehen davon, dass die meisten dieser pösen Monos ungefähr so gläubig sind, wie mein Hund, hat mir in den 44 Jahren, in denen ich nun mehr lebe, noch nie einer davon die Bude eingerannt, um mich zu missionieren. Okay, es gab da mal eine kleine Episode, als ich noch in Düsseldorf gewohnt habe, mit zwei Zeugen Jehova, die die Meinung vertraten, ich als Frau hätte eh nicht zu bestimmen, ob ich nun ihres Heils bedarf oder nicht, aber ein "netter" Anruf hat das dann auch geklärt.
Aber sonst?
wenn man das jedoch so hört, sind wir ja geradezu umzingelt von Abrahamiten, die nichts lieber wollen, als entweder unsere Seele oder unseren Tod.
Da stellle ich mir dann wirklich die Frage, ob ich möglicherweise in einem komplett anderen Universum lebe?
Jedenfalls könnte man bisweilen fast annehmen, Unzufriedenheit an der eigenen Situation und damit verbundene destruktive Verhaltensweisen wäre im Heidentum™ systeminharänt, wenn es nicht erstens genug Gegenbeispiele gäbe und zweitens dieses Gebaren nicht auch in der übrigen Bevölkerung weite Verbreitung finden würde.
Aber gerade in letzter Zeit ist etwas im Heidentum im Gange, dass ich noch nicht recht einzuordenen verstehe. Allerdings ist das auch schon einigen Bekannten aufgefallen, also habe ich wohl doch noch alle Latten am Zaun.
Immer öfters hört man von "Mobilmachung" und "Bereitsein für den Ernstfall".
Bitte?
Ich bin ja der Letzte, der sich nicht gelegentlich Gedanken über den zunehmenden Fundamentalismus machen würde, wobei mein Hauptaugenmerk da auf den im Christentum liegt, weil der so gern bei aller forcierten Islamistenparanioa übersehen wird, aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich nachts mit einer geladenen Waffe neben dem Kopfkissen schlafen müsste, weil meine Nachbarn schon mal einen Überfall planen.
Okay, wenn das jetzt von irgendwelchen 14- oder 15- Jährigen kommen würde, dann dächte ich, die haben zuviel Pagan-Metal gehört, aber ein paar Bekannte aus der Forn Siðr hier aus NRW erzählten mir, dass da in letzter Zeit ein paar durchaus erwachsene Gestalten aufgeschlagen wären, die so was verzapfen. Kann man das vielleicht noch getrost ignorieren und als nicht abgehandelte unterbewusste Traumata abhaken und den Leuten eine Psychotherapie empfehlen (kommt nicht von mir!) ist da wohl noch etwas anderes im Busch.
Vereinzelt tauchen neuerdings nämlich Leute auf, reden von kulturellem und religiösen Erhalt und Identität, einem Besinnen auf gemeinsame Wurzeln innerhalb Europas. Für sie ist dann auch nur das Heidentum, was sie innerhalb dieser engen Grenzen als indigen definieren. Also germanisch, keltisch, im besten Fall noch slawisch und in Ausnahmen römisch-griechisch, wobei dies meistens durch das Unterschlagen der synkretistischen Neigungen romantisiert wird.
Das erinnert mich dann schon wieder etwas an die Leitkultur-Idee unser Bundesregierung, eben nur ohne C.
Wurzeln sind wichtig, keine Frage. Wenn ich weiß, woher ich komme, dann trägt das ungemein zum Selbstfindungsprozess bei und kann sich durchaus positiv auswirken. Nur, wo wir schon bei dem schönen Bild sind, ein Baum besteht ja nicht nur aus Wurzeln, er wächst ja nach oben zum Licht, breitet seine Äste zu allen Seiten aus.
Von Zeit zur Zeit fällt dann der Begriff
Pan-Bewegung und wenngleich ich da lustigerweise erst einmal an Bacchanalien und fröhliche Flötenmusik denken musste (ja, blöde Verknüpfung!), beschleicht mich dabei ein undefiniertes, so doch recht mieses Gefühl in der Bauchgegend.
Kurze Recherche ergab, wie im obigen Wiki-Link ersehbar, dass es sich dabei, um, durchaus nicht auf das Heidentum beschränkte, Bestrebungen handelt, die heutigen Staatsformen zu Gunsten von ethnische-definierten "Kultur-Nationen" abzuschaffen.
Also, im Klartext, jede Ethnie bekommt ein Stück vom Kuchen, wo sie sich frei und autonom entfalten kann.
Voraussetzung wäre da aber eines Erachtens, dass man die Leute erst einmal ethnisch sortiert. Wohl dem, der seinen Stammbaum reinerhalten hat oder noch den Ahnenpass von Opa in der Schublade liegen hat. Den müsste man dann auch gleich wieder einführen, denn dank Völkerwanderung, Hunnen- und Mongolensturm und sonstigen Heeresaktivitäten und Besatzungszeiten und den dadurch bedingten Produkten notgeiler Krieger und Soldaten, und in Friedenszeiten, Händler oder Matrosen, dürfte das zweifelsfreie Einordnen nach Ethnie doch schon etwas schwer fallen, auch ohne all die anderen Möglichkeiten, wie man zu "fremden" Genen kommen kann.
Aber so eng sehen die Beführworter dieser Bewegung es sicher nicht, denn
Ethnie bezieht sich ja nicht
nur auf die Abstammung, sondern eben auch auf eine gemeinsame Kultur, Sprache, Kleidung und Religion. Ich sagte ja, es erinnert mich ein wenig an das, was Merkel, Seehofer und Co. allein in letzter Zeit rausgehauen haben.
Und da liegt eben für mich der Hase im Pfeffer.
Es klingt ja für den
naiven oberflächlichen Betrachter doch recht unverfänglich, um nicht zu sagen (vordergründig) tolerant, wenn jemand davon spricht, man wolle jeder kulturell definierten Volksgruppe einen eigenen Lebensraum verschaffen.
Hurra, Freiheit für die Basken, Kurden und all die anderen ethnische Minderheiten!
Nach erfolgter, für dieses Konzept unbedingt erforderliche Ethnischen
Säuberung Umsiedlung könnten sie endlich ihre Identität frei ausleben, ohne etwaige Repressalien durch vorherrschende Völker befürchten zu müssen, sie würden sicher auch noch neue Bekanntschaften schließen mit ihnen abstammungstechnisch verwandten Völkern, denn, seien wir ehrlich, für jedes kleinste Volk einen eigenen Staat, das dürfte allein schon aus Gründen der Notwendigkeit autonomer Funktionalität schwierig werden.
Aber soweit denkt derjenige, der mit der Idee dieses Konzeptes zum ersten Mal konfrontiert wird wahrscheinlich gar nicht, besonders dann nicht, wenn er sich sowieso im eigenen Land aufgrund seines trve-authentisch-indigenen Glaubens und der Hinwendung auf seine Ahnen deplaziert oder diskriminiert fühlt, erstickt von der Übermacht der christlichen Mehrheit, deren Glauben man als fremdes Kulturgut betrachtet, und so mal eben sowohl schlappe 1500 Jahre Prägung unserer Kultur und Geschichte durch diesen Fremdglauben als auch die winzige Tatsache, dass die eigenen, hoch verehrten Ahnen eben auch Christen waren, ignoriert, und sich angesichts der "Islamischen Gefahr" in seinem Lebensraum bedroht fühlt, eben selten.
Er übersieht dann auch möglicherweise, dass es sich dabei neben einer rein religiös motivierten, vielmehr um eine im Kern politischen Bewegung handelt.
Und da haben die Anhänger des
Pan-Nationalismus ihn dann auch an den Eiern.
Deshalb die weitschweifige Einleitung!
Denn im Gegensatz zu den braunen Spacken mit ihrer Holzhammer-Taktik, greifen sie diese in der Bevölkerung weit verbreiteten Ängste nämlich latent und mit wesentlich defizileren intellektuellen Mittel auf. Man gibt sich schöngeistig bis philosophisch, schmückt das alles mit Zitaten von Sokrates, Aristotheles, der nordischen Mythologie, über Goethe und Levi, bis hin zu Nitzsche. Man preist einerseits den
Freigeist, verteufelt jedoch den
Individualismus als
Egoismus, den man schlicht mit Hedonismus gleichsetzt und die Gemeinschaft gefährdet.
Und, man glaubt es kaum, sogar
Zen zieht man heran, als Zitat:
[...] "eine äußerst attraktive Doktrin, da er das endlose Studieren alter Schriften, das Sich Zurückziehen von der Welt und heuchlerische Moralismen und Humanismen strikt ablehnt, um sich stattdessen völlig auf klare, im alltäglichen Leben realisierbare Techniken zu beschränken."
Wie war das noch mal mit ethnisch-kulturellen Grenzen?
Überhaupt, man wird gerade auf dieser speziellen Webpresenz erschlagen von Text, teilweise in sehr schöner, gehobener Sprache, nicht wirklich offensichtlich zweifelhafter Inhalte, sondern Theorien und Axiomen, die durchaus ihre Gültigkeit haben, dazwischen jedoch immer wieder eine Wendung, Formulierungen oder einige Sätze eingestreut, ganz abgesehen von zum Teil eklatanten Widersprüchen, die beim flüchtigen Lesen nicht sofort auffallen, aber doch ins Bewusstsein gehen.
Legt man das Augemerk jedoch eben darauf, dann streuben sich jedenfalls mir die Nackenhaare, weil mir da unterschwellig Botschaften und ein dezentes Drängen in eine bestimmte Richtung des Denkens ins Auge springen, die mir nicht behagen, gerade weil es so unterschwellig und wie süßes Gift in kleinen Dosen verabreicht wird.
Das alles ausgeschmückt durch ästhetisch schöne Bilder zwischen Antike und Neoklassizismus, irgendwie so klinisch rein, dass mir unwillkürlich der Spruch
"Mens sana in corpore sano" in den Sinn kommt. Und genauso, wie dieser Satz sinnentfremdet wird, da er aus dem Zusammenhang gerissen ist, so deuchen mich dort die Bezüge zu den Philosophen sinnentfremdet und instrumentalisiert zu werden.
Hier geht es nicht um plumpen Rassismus, sondern meines Erachtens, neben besagter Etablierung von ethnischen Kulturnationen, um die Installation einer Elite und durch die vehemente Ablehnung von Materialismus und Individualität duldsam gemachte Volksgemeinschaft.
Kraft durch Freude...
Meiner Meinung nach eine sehr gefährliche Strömung. Nicht zuletzt weil sie den Interessierten suggeriert, ebenfalls zu dieser Elite zu gehören.
Und wer will sich das nicht gerne einreden lassen?
Mal ehrlich?
Bis sie aus dem schönen Traum erwachen, und einsehen müssen, dass eine Elite immer einer durchschnittlichen Gefolgschaft, der Masse, bedarf, von der sie sich abheben und welche sie beherrschen kann, dürfte es dann für eine mögliche Umkehr zu spät sein.
Aber da sollte sich jeder selbst ein Urteil bilden.
Interessant dürfte auch in diesem Bezug der Begriff des
Pangermanismus sein, den man, wie ich denke, nicht ohne Grund auf Seiten, wie der als Beispiel von mir herangezogenen, vermeidet.