"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Freitag, 29. August 2008

In Memoriam - Rolf (29.08.1953- 23.02. 2005)

Heute ist der 29.08.

Mein Bruder Rolf wäre heute 55 Jahre alt geworden.

Über lange Jahre hat er mein Leben geprägt, diente mir als Vorbild, an dem ich mich messen konnte, gab mir Rat und Inspiration.

Wir haben miteinander gelacht und rumgeblödelt, miteinander nächtelang über "Gott und die Welt" diskutiert, hatten aber auch unsere Probleme und Streitigkeiten.

Und, er war mein bester Freund. Ich vermisse ihn!


Als ich vier oder fünf war, brachte er mir Schachspielen bei.

Als ich in der ersten Klasse war, quälte er, der Soldat und Anti-Militarist, sich, an seinem freien Wochenende, auf mein Drängeln hin, in seine Uniform, um mich, zusammen mit meinem älteren Bruder, ebenfalls uniformiert, am Samstag von der Schule abzuholen! (ja, auch kleine Mädchen geben gerne an *lach*)

Wenn ich mich für ein Thema interessierte, schenkte er mir die nötige Fachliteratur.

Wenn ich Probleme hatte, über die ich nicht mit meinen Eltern reden wollte oder konnte, hörte er mir zu.

Auch auf meinem Weg zu meiner heutigen Spiritualität war er ein wichtiger Meilenstein, brachte mich zum Buddhismus und auch darüber hinaus.

Er schleppte meine Tochter stundenlang auf dem Arm umher, damit ich in Ruhe Fensterputzen oder Bügeln konnte.

Er zeigte meinem Sohn, wie man richtig Gewichte hebt und fotografiert.

Er nahm sie als Personen ernst, so wie er mich immer ernst genommen hat, prägte auch sie, wie er mich geprägt hat.


Ich bin stolz auf ihn, froh ihn gekannt zu haben! In meinen Erinnerungen und Gedanken lebt er fort.


Zum Schluss noch sein Eintrag in mein Poesiealbum, als ich so sieben oder acht war, der mich nach langem Sinnen darüber, zu einer für mich heute noch bedeutsamen Erkenntnis brachte:

Als ich von einer Reise zurückkehrte und meine Wohnung aufschloß,
stand auf dem Tisch jener Aschenbecher, den ich auszuleeren versäumt hatte. -

So etwas läßt sich nicht nachholen.
(G.G.)

Freitag, 22. August 2008

Verzeihen

Ich bin ein Mensch der vieles verzeiht. Ich spreche mich dann aus, was durchaus auch etwas lauter geschehen kann, ich geb’ dem anderen die Gelegenheit eine plausible Erklärung zu liefern, und es wieder gut zu machen, sei es durch Verhaltensänderung, Reue oder Einsicht. Am liebsten natürliches ein buntes Sträußchen von alledem.

Manchmal reicht es auch, wenn nur genug Gras über die Sache wächst.
In diesem Fall ebenso zutreffend wie bitter zweideutig.


Denn, bitte, was sollte man tun, wenn der Verursacher sich endgültig und auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht, den "point of no return" überschritten hätte?

Wenn er Dinge getan hätte, die andere jetzt für ihn ausbaden dürften?
Wenn er, aus welchen Motiven auch immer, die Zurückgelassenen so was von in die Scheiße geritten hätte, dass man sich mit Händen und Füßen und ganzer Kraft aus dem Mist freischaufeln müsste und jedes Mal, wenn man denkt, man hätte es endlich geschafft, käme wieder eine Ladung Dung und verschüttete einen auf’s Neue?

Was denn dann, bitteschön???


Ich will nichts lieber als Frieden schließen und verzeihen, aber so sehr ich mich auch bemühe, mit jeder neuen Fuhre Mist fällt es mir schwerer und es gärt in mir und statt Frieden und Liebe merke ich, wie das große, rote Monster in mir hungriger wird, obwohl ich weiß, dass es vergeblich knurrt und geifert und an seiner Kette zerrt, und trotzdem kann ich es nicht mehr wirklich unter Kontrolle bekommen.

Denn der, auf den lauert, der kommt nicht mehr, der ist für alle Zeiten unerreichbar…

Und ich bin es wirklich leid, sein Verhalten vor dem Monster zu rechtfertigen, dass gerade laut brüllt: “Ich will ihm das Herz aus der Brust reißen!“


Ich kann vieles verzeihen, aber ich kann ihm nicht verzeihen, dass da, wo Liebe und Trauer über den Verlust war, nur noch das Monster bleibt und Erleichterung drüber, dass dieses, sollte es sich doch noch von der Kette befreien, vergeblich nach seinem Opfer suchen wird.

Ich hoffe, mit der Zeit wird die Bestie wieder zur Ruhe kommen, einsehen, dass ihr Wüten vergebens ist und sich wieder schlafen legen und dann für lange Zeit nicht wieder erwachen.

Und dann werde ich hoffentlich auch endlich Frieden schließen können und verzeihen.
Ich wünsche es mir so sehr!

Donnerstag, 21. August 2008

The Ganja-farmer...

Nach der Eröffnung meines Sohnes harrte ich ja der Dinge, die da kommen würden.
Mit Spannung wartete ich auf das Klingelndes des Telefons. Dies blieb aus, ließ also vermuten, dass der Englischlehrer entweder noch nicht dazu gekommen war, die Hausaufgaben zu überprüfen oder aber er es nicht für nötig hielt, die völlig unschuldige Erziehungsberechtigte (moi) wegen eines läppischen Aufsatzes zu kontaktieren.

Dann kam mein Sohn nach Hause, mit Leichenbittermiene und sehr wortkarg (Blödmann!).

Ich: "Und?"
Er grinste und wedelte mit einem Blatt Papier.
Ich: "Was hat Herr X denn gesagt?"
Er grinste breiter: "Ich hab eine 2+! Er (der Lehrer) hat mich für meinen großen Wortschatz, meine grammatikalischen Kenntnisse und den großen Einfallsreichtum gelobt!"

Puh, was war ich froh, dass der Englischlehrer zu jenen gehört, die auch Spaß verstehen und nicht auf gewisse Triggerworte direkt ab gehen wie ein "Jack in the Box".
Die gibt es nämlich auch, auch unter der Lehrerschaft an der Schule meines Sohnes, die eigentlich soweit pädagogisch geschult sein sollte, um zu wissen, daß dies psychologisch gesehen im Umgang mit Teenagern genau das falsche Verhalten ist...

Naja, ist ja alles gut gegangen.
Was mich nur so ein bißchen wurmt ist, daß mein Sohn mit seinen "originellen Ideen" wieder zu einem für ihn befriedigenden Ergebnis gekommen ist.
Wenn's nach hinten losgeht, darf ich nämlich, jedenfalls was das Schulische anbelangt, den Kopf hinhalten.
Und mein Pockerface ist schon etwas arg beansprucht (Erheiterung wird bei manchen Pädagogen ja leider als Zustimmung oder bestenfalls als mangelder Ernst bei der Erfüllung des Erziehungsauftrages (was für ein Wort! Hat für mich den Beigeschmack von Hundedressur!) gewertet, zu mal es auch Lehrer gibt, die nicht meine Meinung teilen, daß 16-jährige durchaus eigenständig handeln (dürfen) und, ebenso, ihre Quatsch selber verantworten sollten.

Auf besonderen Wunsch eines einzelnen jungen Mannes hier nun, die für diesen Blog bereinigte und gekürzte Version seines Beitrages zu Thema "My Profession":

My Profession

I’m going to talk about to be a ganja-farmer.
I’m interested to be a ganja-farmer, because in my opinion it’s an amazing “job”.

First of all I have to say, that to be a ganja-farmer is more a hobby than a job.
To begin with all, you need a place to plant your first weed-seeds.
If you have an own house, it’s the best option to plant the weed both in your cellar and of course in your backyard-garden.
If you don’t have an own house you can use flowerpots too, but only in a limited number.
When you found the right location, you have to plant the weed-seeds and wait.
Between the plants grew up, you have to water them.
When the weed has grown up, you have to cut it into tiny pieces.
Now you can sell it to your customers.
Since the next weeks you will gain a lot of money.
One of the best aspects is, that this “job” is much easier, then “normal” jobs.

In other way, you can use the weed/weed plants as a present for your friends and your family.
© Cerbero Krähensohn




Anmerkung zur freundlichen Kenntnisnahme:

Weder ich noch eines meiner Kinder konsumieren Drogen oder sonstige Stoffe, die gegen das, in Deutschland geltende, BtMG verstoßen, noch erzeugen wir die zur Herstellung der Drogen nötigen Inhaltsstoffe!
Desweiteren betreiben wir auch keinen Handel mit diesen oben erwähnten Stoffen oder fördern in irgendeiner anderen Weise den Konsum oder deren Verbreitung!

Keine Macht den Drogen!

MfG
Der Bloginhaber

Dienstag, 19. August 2008

Ich mag meinen Sohn...


...ja, aber es gibt so Momente, da würde ich ihn gerne bei Ebay zum Verkauf anbieten.

Da erzählt er mir, auf eine Frage meinerseits, ob er heute alle Hausaufgaben gehabt hat, mal so nebenbei, daß er in Englisch glücklicherweise nicht vorlesen musste.
Okay, ich kenn ihn ja schon fast 16 Jahre, also frage ich nicht lange, sondern meine nur: „Alex…“
Er unschuldig: „Was denn?“
Gut, wie sich herausstellte, war der Thema der Hausaufgabe "My profession".
Ich: “Bitte nicht!“
Er: „Wieso denn?“
Joah, nun, was soll ich sagen, seine Hausaufgabe dazu hatte den Titel „Ganjafarmer“.
Ich brach kurz zusammen, konnte diesen Zustand (süßes Vergessen!) aber nicht lange genießen, denn wir mussten dann meiner Tochter, die von uns allen englisch am besten beherrscht, kurz erläutern was Ganja ist…

Ich meinte dann lakonisch, dass das Nutzen eines sogenannten Insiderausdrucks der Hausaufgabe noch eine „besondere Würze“ verliehen haben dürften, worauf mein Sohn treu entgegnete, dass er immerhin darüber eineinhalb Seiten (DinA4!) verfasst habe, wohingegen die Mitschüler nur etwas ein drittel soviel geschrieben hatten

Ich: „Das ist ja noch viel schlimmer!“
Meine Sohn, Unschuld heuchelnd: “Wieso denn?“

Naja, kurz erläuterte ich, in wie weit sich Insiderausdruck plus ausführlicher Schilderung über das Thema „Ganjafarmer“ zu einem recht missverständlichen Bild zusammen setzen könnte (der Konjunktiv war rein rethorisch).
Insgeheim war ich nun wirklich sehr erleichtert, dass mein Sohn seine Ausführungen nicht vorlesen musste.

Meine Tochter hatte dann die ebenso geniale wie einfache Idee, sich den Aufsatz doch mal durchzulesen.
Kommentar meines geliebten Sohnes: “Geht nicht, die wurde eingesammelt!“
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Mir geht es gut! Ist ja nicht so, als verstünde ich keinen Spaß.
Ist auch nicht so, als wüsste ich nicht, dass mein Sohn ein humoriges Kerlchen ist. Er hat ja auch, laut Aussage, unter den Aufsatz geschrieben, dass es „just a Joke“ gewesen ist. (Ich hoffe nur, dass sein Lehrer beim Lesen überhaupt soweit kommt.)

Ich harre jetzt der Dinge, die da kommen werden. Anrufbeantworter ist aktiviert, Argumente sind sortiert, Papiertüte liegt bereit (für den Kopf! Denn nächste Woche ist Elternabend…)…alles paletti.

Ich bin nur froh, dass ich verbummelt habe, meinem Sohn noch „aufklärendes“ Material für den Religionsunterricht rauszusuchen. Das Thema da ist zur Zeit „Sekten, Satanismus, Okkultismus“ und verheißt dementsprechend nichts Gutes in meinem „Heidenhirn“.

Aber, gut, so darf ich mich möglicherweise nur dafür rechtfertigen, dass mein Sohn verdächtig viel Fachkenntnis in Bezug auf Drogen hat, und muß nicht auch noch erläutern, dass ich nicht zu denen gehöre, die Nächtens auf Friedhöfen Katzen und kleine Kinder opfern. Ist doch auch was….



Achja, und noch etwas hat mir heute den Tag gerettet.
Meine Tochter meinte gerade zu mir: „Ich mag keinen Wodka mehr!“

Samstag, 9. August 2008

Krabat

Ich muß vorausschicken, dass das Buch "Krabat" von Otfried Preußler, seit ich es das erste Mal mit elf gelesen habe zu meinem absoluten Lieblingbüchern gehört.

Es erzählt die Geschichte des wendischen Betteljungen Krabat, der sich in der schwarzen Mühle bei dem dortigen Müller als Lehrling verdingt und dort nicht nur das Müllerhandwerk erlernt...

Als Vorbild und Inspiration diente Preußler eine sorbische Sage.

Darum freue ich mich besonders, dass es nun endlich verfilmt wird und dann auch noch von einem deutschen Regisseur mit deutschen Schauspielern. (Nichts gegen gute Hollywood-Schinken, und ich bin auch keineswegs ein Deutschland-Fanatiker, aber es ist nun einmal ein Stoff, der der deutschen Mentalität näher steht als der amerikanischen - mich gruselt es ja auch vor dem nächsten Film nach den "Wächter"-Büchern von Sergej Lukanienkow, der ja aus der Hollywood-Filmfabrik kommen soll...)




Man darf gespannt sein...ich für meinen Teil habe den Kinobesuch schon fest eingeplant! ;-)

Wer weitere Infos haben möchte, dem empfehle ich das "Blog zum Film".