"Nur feige Seelen rächen sich an verwundeten Feinden"
Friedrich der Große
Mit diesem Zitat beginnt ein Kurz-Film, der unter dem Titel "8. Mai - warum wir nicht feiern!" untermalt von Mozart Requiem, in schwülstig-kitschigen-agitatorischen Bildern Herbert Smagons, (dessen Werke, auf Neonazi-Homepages als "Neue nationalistische Kunst" gelobt werden) kleine blonde Jungs und Mädchen zeigt, die entweder von feindlichen Tieffliegern erschossen, oder von, schon an die überzeichnete Jud-Süß-Manier eines Veit Harlan erinnernde, Feindsoldaten hingemetzelt, verbrannt oder vergewaltigt werden.
Gewürzt wird das ganze dann mit Zitaten aus Ilja Ehrenburgs Kriegspropaganda, die zwar in ihrer Brutalität schockieren, aber doch von ihm absichtlich als Antwort auf ebensolche Parolen von Seiten des nationalsozialistischen Regimes gedacht waren. Auch ein Zitat von Churchill darf nicht fehlen.
Nach den grauslig-anrührenden Poesiealbumbildern von dahingeschlachteten Kindern, folgt eine Auflistung der Opfer:
- 17 Millionen Heimatvertriebene
- 10 Millionen deutsche Opfer nach der Kapitulation
- 2 Millionen verschleppte Frauen in sowl. Gullags
- 4 Millionen vergewaltigte deutsche Frauen und Mädchen
-Völkerrechtswidrige Abtrennung der deutschen Ostgebiete
-Umerziehung eines ganzen Volkes nach westlichen, dekadenten Werten
- Fremdbestimmtes Restdeutschland durch die ehem. allierten Mächte
... und das bis heute!
Abschließend dann noch einmal die Parole:
Darum: 8. Mai wir feiern nicht!
Zum Schluss quält man dann noch den armen Abe Lincoln mit dem Zitat "Nichts ist entgültig geregelt, was nicht gerecht geregelt ist." (ich mag mich ja täuschen, aber war Lincoln nicht Amerikaner, also einer der Vorväter derjenigen, die doch, laut der Aussage des Filmchens Deutschland haben bluten lassen und bis heute fremdbestimmen und auch ein Vertreter der so verabscheuungswürdigen westlich-dekadenten Werte?
Naja, der Alte Fritz musste ja auch herhalten, obschon er, so schöne Zitate, wie "In meinem Staat soll ein jeder nach seiner Facon selig werden." und "Man müsste es dahin bringen, dass sich alle Menschen der Intoleranz und des Fanatismus schämen." hinterlassen hat, die ziemlich deutlich werden lassen, was er von jenen, die sich seiner Worte in einem solchen Kontext wie diesem Film bedienen, gehalten hätte. (Der Olle Fritz war zu dem auch noch Freimaurer, also, von der Warte dieser Herrschaften aus gesehen, eigentlich einer von den "Bösen".)
Auch Ilja Ehrenburg erweist sich bei näherer Beschäftigung mit seiner Person eben nicht als der blutrünstige Mordbube, wie ihn sich die Erschaffer dieses "Kurzfilms" gerne einreden wollen. Immerhin proklamierte er Gerechtigkeit statt Rache. Ihn also auf seine, durchaus mit Kalkül formulierten Hass-Parolen zu reduzieren, wie es dieser Film mit eben solchem Kalkül tut, täte dem Menschen Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg Unrecht.
Aber so sind sie halt, sie nehmen es sich, wie sie es gerade brauchen, unreflektiert und wahllos, um Propaganda zu betreiben, die schlichten Gemütern ohne Grundkenntnisse in Geschichte und unfähig Sachverhalte außerhalb des Gesamtkontextes differenziert zu betrachten, mitten ins Herz trifft, ohne lästige Umwege über das Gehirn. So funktioniert Propaganda.
Zum Schluss findet man eine Widmung "Den wehr- und waffenlosen Opfern des deutschen Volkes in Trauer und Liebe" unterzeichnet mit der URL eines Vereins Gedächtnisstätte e.V.
Gräbt man nun etwas, stößt man zuerst einmal auf die Homepage des 1992 gegründeten Vereins, der sich zum Ziel gesetzt hat, eine "würdige Gedächtnisstätte für die (deutschen!) Opfer des zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und Gefangenenlager" ins Leben zu rufen, und zu dem Zwecke auch schon ein Objekt in Borna bei Leipzig erworben hat.
Ist soweit ja nicht gerade verwerflich oder unbedingt verdächtig, wenn man sich nicht gerade diesen Film angesehen hat.
Allerdings stolpert man bei näherem Hinsehen über Namen wie Ursula Haverbeck-Wetzel, die als Vorsitzende des Vereins bis 2003 aktiv war, welche 1963 zusammen mit ihrem Mann, Werner Georg Haverbeck das, inzwischen, weil Sammelbecken der Holocaust-Leugner, verbotene, Collegium Humanum gegründet hat und anlässlich eines Rudolf-Hess-Gedächtnis-Marsches 2004 in Wunsiedel, in ihrer Rede Hitler als Friedenspolitiker darstellte.
Aber es gibt seitens der Gründungsmitglieder auch Querverbindungen zur Bauernhilfe e.V. und zum VRBHV.
Da alle diese Organisationen mittlerweile verboten sind, dürfte es kaum Zweifel darüber geben, wo die Vereinsmitglieder nun eine neue Heimat gefunden haben, zumal es sich bei dem derzeitigen stellvertretende Vorsitzende, Prof. Dr. Theodor Schmidt-Kaler, um einen der beiden Hauptinitiatoren des Heidelberger Manifestes handelt.
Nun, klarer geht es eigentlich nicht mehr, wenn man nach der Antwort zu der Frage "Wer steckt hinter dem Verein Gedächtnisstätte e.V. und wo liegt seine Motivation?" sucht. Auch dürfte es klar sein, wer solch einen Verein unterstützen würde.
Nun möchte ich noch einmal auf die zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges zurückkommen, ohne jetzt weiter darauf herumzureiten, wem gerade auch die deutschen Zivilopfer denn nun tatsächlich ihr Schicksal zu verdanken haben.
Natürlich geschenen im jedem Krieg schreckliche Dinge. Es liegt in der Natur eines Krieges , dass er eben nicht die guten Seiten der Menschen hervorholt, sondern ganz im Gegenteil, er nimmt den Menschen ihre Menschlichkeit, verroht sie, macht sie zu Bestien und raubt ihnen die Fähigkeit, den anderen, den Feind, als Mitmensch wahr zu nehmen. Dieser verkommt zu einem bloßen, selenlosen Objekt, dass man Hassen und töten kann.
Das war bisher in jedem Krieg so, und ich denke, das wird sich nie ändern. Kriegsgreuel, besonders an Wehrlosen sind schrecklich und verabscheuungswürdig. Man darf sich aber auch nie dazu hinreißen lassen, nur die eigenen Opfer zu betrauern. Und ein gegenseitiges Aufrechnen der Opfer ist fast noch schlimmer.
Alle Seiten haben ihr Quantum an Blutzoll nach Beendigung kriegerischer Auseinandersetzungen gezahlt. Danach sollte man soviel Menschlichkeit wieder gewonnen haben, dass man nicht nur die eigenen, sondern alle Opfer betrauert.
Ich habe übrigens auch nicht am 8. Mai gefeiert, aber ich habe der Toten gedacht und der Tatsache, dass es das Ende eines Systems hier in Deutschland war, in dem ich nicht hätte leben wollen.
Ich habe derjenigen Frauen gedacht, die, wie einige meiner Tanten, in diesem bescheuerten Krieg ihre Männer verloren haben, egal auf welcher Seite sie nun standen, und denjenigen Männer, die zwar heil aus diesem Irrsinn nach Hause kamen, aber verwundet an ihren Seelen, oder erst an den Spätfolgen gestorben sind. Und an Frauen wie meine Oma, die zweimal ausgebombt wurde und jedesmal nicht viel mehr als das, was sie in den Koffern in den Luftschutzkeller mitgenommen hatte, retten konnte.
Für diese Leute war der 8. Mai. 1945 ein Anlass zur Freude, egal ob man nun als Sieger oder Verlierer daraus hervorging. Weil es endlich vorbei war! Weil die Soldaten heimkehren durften, und weil man nicht mehr jede Nacht, halb bekleidet im Halbschlaf auf die Sirenen hören musste, damit man auch ja mitbekam, wann es wieder Zeit war, in den Luftschutzkeller zu rennen.
Natürlich haben diese Leute gefeiert (außer, sie waren damit beschäftigt, Zeugnisse ihrer, in 12 glorreiche Jahre angeeigneten, Karrieren im Garten zu verbuddeln oder im Ofen zu verbrennen.)
Was ich aber auf keinen Fall an einem 8. Mai sehen möchte, sind irgendwelche Spasten in Pseudo-Uniformen, mit Pseudo-Flaggen, die an irgendwelchen Gedenkstätten Mahnwache halten, für die deutschen Helden, die bei der Verteidigung ihres Vaterlandes heroisch ihr Leben ließen.
Drauf geschissen!
Die meisten deutschen Soldaten (und auch nicht wenige der allierten) zogen nicht aus eigenen Antrieb in den Krieg, sondern weil sie mussten! Und sie dachten mit Sicherheit, als sie starben nicht zu erst an "Führer, Volk und Vaterland!" sondern an ihr zu Hause und an die Menschen, die sie nun nie wieder sehen würden. Und diejenigen, die überlebten, dachten auch nicht mehr übermäßig oft an ihre Vaterlandspflicht, sondern wohl eher daran, heil aus diesem Scheiß rauszukommen.
Also hört auf mit diesem romantischen Mist, der nur dazu dient eure Unbelehrbarkeit zu demonstrieren!
Da packt mich einfach nur die kalte Wut, bei soviel Hirnerweichung!
Und da macht mich auch dieser propagandistische Kurzfilm wirklich wütend, wenn ich bedenke, dass genau die Ideologie, die von Vereinen, wie den für dieses Machwerk verantwortlichen, immer noch vertreten wird, eigentlich überhaupt dazu führte, dass es überhaupt Opfer zu beklagen gab.
Ich habe mir die Bilder wie Google reingezogen, vom Kontext her absolut ein postumer Missbrauch der Opfer zu propagandistischen Zwecken.
AntwortenLöschenGenau der gleiche Mist den die Nazis hingerotzt haben, die anderen sind die Bösen, die Untermenschen und wer sind die Guten (blond, blauäugig, unschuldig)?
Bei sowas kommt mir das Kotzen.
Was die Soldaten betrifft, es gibt genug Berichte von Zeitzeugen, dass in den letzten Kriegstagen nichts mehr war mit durchhalten bis zum Schluss oder heroischem Heldentod, es sei denn es wurde von einem realitätsfernen Fanatiker von Vorgesetzten befohlen. Denn ansonsten dürfte es die sich in Scharen ergebenden Wehrmachtsleute nicht gegeben haben. Bei den Russen war es was anderes, da haben sich beide Seiten nix geschenkt, aber da irgendwas zu relativieren zu wollen ist einfach bar jeglichem Anstandes vor den Toten.
Die Dinge von damals kann man nicht ungeschehen machen, man kann versuchen ihnen zu gedenken und sie in Erinnerung behalten, damit künftige Generationen daraus lernen.
Oder man betreibt Geschichtsklitterung, weil man sich mit den Realitäten nicht abfinden kann.
Was die Holocaustleugnerdebatte angeht, so ist dies ein Schlag ins Gesicht all jener, die diesen Horror überlebt haben und derjenigen die nicht so viel Glück hatten.
Das erste Opfer in jedem Krieg ist die Wahrheit und die letzten die Toten selber.
Du hast mir aus der Seele gesprochen!
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