"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Montag, 25. Januar 2010

Antwort auf Kommentar zum vorhergehenden Beitrag

Weil ich immer noch nicht in meinem eigenen Blog kommentieren kann , ich krieg da immer so eine lustige Fehlermeldungen von Blogspot, Ihr Must be at most 4,096 characters-Code kann nicht übernommen werden., wenn ich mehr als ein Wort schreibe *köchel*, antworte ich eben so auf Nenyas Kommentar zum vorigen Beitrag. (aber ich lass nicht locker...ich lass mich doch von so einem blöden Stück Nullen und Einsen nicht veräppeln....*grrrr*)


"Spiritualität ist in meinen Augen ein Geburtsrecht und jeder sollte es ausleben können ohne dabei schief angeschaut zu werden und das ist bis heute der Fall.
Ich wohne seid einiger Zeit auf dem Land in einem Dorf, sehr christlich geprägt natürlich, das ist schon anstrengend da beim näherem Kennenlernen meine Spiritualität zu erklären ohne für bekloppt gehalten zu werden."

Da hast du vollkommen Recht.

Es ist teilweise schwierig Bekannten zu erklären, woran man nun glaubt, ohne wie der letzte Depp zu wirken. Ich muss dabei an eine befreundete evangelische Theologin denken, die sich in einer ausgiebigen Diskussion über unsere religiösen Ansichten genau in die Richtung geäußert hat: "Mensch, wenn ich das so in der Gemeinde erzählen würde, die würden mich alle für bekloppt halten! Schade, eigentlich..."

Je kleiner der Ort, in dem man lebt, je geringer die Anonymität, desto komplizierter kann das gelebte Heidentum sich gestalten. Besonders wenn man da dann der Einzige und auch noch zugezogen ist. Allerdings haben solch kleinen Orte auch den Vorteil, dass man sich irgendwann durch den normalen Umgang kennt. Dann heißt es zwar immer noch, die ist "komisch", aber auch nicht mehr, wie der Nachbar, der nicht dreimal am Tag den Hof kehrt, oder die Frau, die immer rote Strümpfe trägt. ;-)

Es ist ja nur zu verständlich, dass man es eben irgendwann Leid ist, immer als Eso-Spinner belächelt zu werden und man sich nach der gleichen Akzeptanz sehnt, die man den Anhängern der großen Religionen einfach schon im Vorhinein gewährt, egal ob die nun sauber ticken oder nicht.

Aber das ist auch einer der Hauptkritikpunkte, die ich bei fast allen  Bestrebungen einer Gesamtheidnischen Vertretung sehe und weswegen ich das hier mal  für mich thematisiert habe:
Auf der einen Seite gibt es solche Typen, wie den Allzheimergoofy, der dann auch gleich für alle Heiden sprechen möchte und wer sich nicht ausdrücklich distanziert, hat Pech gehabt, auf der anderen Seite dann solche, die zwar unbedingt nach öffentlicher Akzeptanz des Heidentum streben, aber gleich hinterher schieben, dass man eben nur für Heiden™ in festen Systemen oder aber klar definierten Grenzen sprechen will und auf gar keinen Fall, eben, für "Bekloppte" oder "Feenstaubler" und deshalb am liebsten gleich die ganze Spiritualität außen vor lassen wollen.
Einerseits tun sie damit, meiner bescheidenen Meinung nach genau das gleiche, weswegen heidnisch Orientierte überhaupt nach mehr Öffentlichkeit streben könnten, sie gewährleisten eben ebenfalls keine Akzeptanz gegenüber der Vielschichtigkeit des Heidentums.
Andererseits, wenn sie eben die Spiritualität und damit die Grundlage des Glaubens von Heiden außen vorlassen wollen, wofür wollen sie dann einstehen?
Worüber die Öffentlichkeit aufklären?
Das wir normale Menschen sind?
Einfluss in die Politik?
Sorry, aber den nehme ich bereits selbst, dazu brauche ich nicht noch einen Dach(schaden)verband.
Rechtshilfe bei religiöser Diskriminierung?
Schon einmal ins Grundgesetz geschaut? Artikel 4. (Dadurch wird man aber keine konfessionsgebundene Einrichtung zwingen können, andere als die Anhänger der eigenen Religion einzustellen)
Einführung des Heidentums als Religion?
Öhm....no comment

Ich denke aber, dass dieses Problem wirklich ein rein virtuelles ist.
Im Internet kann man viel diskutieren und auch viel heiße Luft ablassen. Da wird aus einem mickrigen Männlein, dass draußen kaum den Mund aufkriegt, ein Heidenpapst, aus jemandem, der gerne vor allen kuscht und den Hintern nicht von der Couch bekommt, der große Heiden-Aktionist und aus jemandem, der über keinerlei spirituelle Inspiration verfügt, eine Instanz in Sachen gelebtes Heidentum™.
Papier, ob nun real oder virtuell, ist sehr geduldig.
Und das merkt man auch generell am gegenseitigen Umgang im Internet. (er bleibt ja für alle scheinbar ohne direkte Konsequenz, da man dem "Kontrahenten" nicht vis-a-vis gegenüber sitzt.)

Meine Erfahrungen, jedoch, Heiden im RL betreffend, sind was gelebten Glauben, "Öffentlichkeitsarbeit", Zusammenarbeit und das Bestreben um das Verständnis in der Bevölkerung angeht, ganz anders und durchaus positiv.
Da wachsen Gruppen ganz natürlich, da bringen Heiden nicht heidnische Bekannte oder Arbeitskollegen mal mit zum Stammtisch, Blot oder sonstigen Ritualen und Jahreskreisfesten mit. Da redet man nicht nur, sondern tut was zusammen, und Internetplattformen sind keine Bühnen um sich zu produzieren, sondern reine Diskussions-, Informations- und Kontaktbörsen. (Und man merkt es den Menschen mit zunehmender Erfahrung auch in Foren an, ob sie nur virtuell oder auch real sind, an dem was sie sagen und auf welche Art.)

Klar hilft das Heiden, die weit ab vom Schuss und nicht mobil sind, wenig.
Bahnfahren ist auf die Dauer sauteuer, Zeit ist auch immer ein Faktor und dann muss man noch 'ne Gruppe von Leuten finden, mit denen man auch kann...
Ich muss auch immer von hier ins Ruhrgebiet und beim letzten Mal hätte ich beinahe die letzte Bahn nach Hause verpasst. Bei der Sonnwendfeier zusammen mit der "Germanentruppe" meines Freundes sind wir beinahe in einer Schneewehe erfroren, weil wir im Dunkeln den falschen Feldweg hoch gestiefelt sind (und mein Magen hatte sowieso Kirmes...). Das zum Thema "Naturreligion"... ;-)

Aber es lohnt sich...

1 Kommentar:

  1. Huhu!

    Ja, du hast schon recht wenn man sich erstmal auf einer anderen Ebene kennenlernt und versteht dann kann ich sicher auch meinen Glauben so rüberbringen das ich nicht sofort eingewiesen werden *lol*
    Aber es wird sicher weiterhin mühsam sein und das finde ich so nervig, ich bin halt keine große Rednerin und das ist dann schon hinderlich.
    Aber ich kann bestätigen das Menschen mit ähnlichen spirituellem Hintergrund sehr bereichernd für das eigene Leben sind, und leider sind meine Kontakte auch über ganz Deutschland verteilt, da sind die RL Treffen rar und das ist halt so schade.
    Die Christen hier im Ort sind so schön vernetzt auch außerhalb der Kirche und das finde ich einfach toll.

    Grüße,
    Nenya

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