Schon einmal darüber nachgedacht, worin eigentlich der Unterschied zwischen
Familie und
Verwandtschaft liegt?
Mit beiden ist man ja grundsätzlich erst einmal blutsverwandt. Aber trotzdem gibt es da feine Unterschiede.
Familie bedeutet nämlich viel mehr.
Man teilt Freud und Leid, hat immer ein offenes Ohr, steht für einander ein und ist einfach
da. Klar dürfen auch mal die Fetzen fliegen, man regt sich übereinander auf und ist auch mal genervt, aber im Grunde weiß man, dass man sich über alles liebt.
Man nimmt die anderen wie sie sind!
Darüber hinaus beinhaltet das Gefühl "
Familie" noch viel mehr für mich, was schwer in Worte zu fassen ist. Es ist einfach ein warmes Empfinden von "
wir", ein Zusammengehörigkeitsgefühl, bei dem es einem sehr leicht fällt, mal die eigenen Bedürfnisse zu Gunsten der anderen hinten an zu stellen.
In der Familie gibt es kein Aufwiegen von geben und nehmen, keine Erwartungshaltung, sondern die Gewissheit, dass man sich nicht verstellen muss, sondern man selbst bleiben darf. Aber in erster Linie ist man
ehrlich zu einander, auch, wenn das manchmal sehr unangenehm werden kann.
"
Familie" hat eben nicht
nur etwas mit Blut zu tun, sondern kommt hauptsächlich aus dem Herzen und definiert sich, meines Erachtens, vorallem durch den Umgang mit- und untereinander.
Deshalb zähle ich auch sehr gute Freunde, wie meinen Quasi-Adoptivsohn, den meine Tochter vor ca. 15 Jahren "angeschleppt" hat, und der hier schon so manche Nacht auf der Couch verbrachte, eine sehr gute "Schwester in Geiste " und ein, zwei andere sehr liebe Menschen dazu.
Der Mann (Gelöbnis ist Gelöbnis, ob nun ein Standesbeamter seinen Wilhelm darunter macht, man eine gigantische Feier vor großem Publikum zelebriert, oder man einfach
nur Ringe tauscht.) meiner Tochter gehört sowieso dazu, wenn nicht allein schon wegen seines Status allein, schon aus reiner Solidarität und Anerkennung, weil er sie nun schon über drei Jahre "erträgt" ohne über zuschnappen. Nächstes Jahr bekommt er von mir dann die blecherne Ehrennadel für die Zugehörigkeit im "Clan". So wie ich das sehe, hat er ohnehin "lebenslänglich". ^^
Überhaupt, wenn ich an die Mitglieder meiner Oase denke, dann habe ich dabei eben auch dieses
Familiengefühl. Und das erstaunlicher Weise von Beginn an, als ich das erste Mal als Gast zur Gnostischen Messe kam.
Wenn ich also von diesen Menschen als
Schwestern und
Brüdern rede, dann trifft es den Kern der Sache haargenau.
Ich denke, die Quintessenz müsste lauten, "
Familie" sind die Leute, bei denen man sich geborgen und im wahrsten Sinne des Wortes sauwohl fühlt.
Verwandtschaft hingegen steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das sind Menschen, die der genetische Zufall zusammengeführt hat, nicht mehr und nicht weniger. Manche mag man, manche nicht, aber eigentlich teilt man nichts als eben die unterschiedlichen Äste eines Baumes den Stamm.
Wird ein Ast abgesägt, dann tangiert das die anderen Äste ebenso wenig, wie den Baum in seiner Gesamtheit.
Nur weil Oma/Opa/Tante/Onkel/Bruder/Schwester oder sonst ein Blutsverwandter mal in einem schwachen Moment seine/ihre Gene unter das Volk bringen musste, heißt das ja nicht, dass man irgendwelche Gemeinsamkeiten haben, geschweige denn, sich lieben muss.
Wenn man Glück hat pflegt man innerhalb der Verwandtschaft immerhin einen freundschaftlichen Umgang.
Im Mittelfeld der Möglichkeiten, ist man sich fremd.
Wenn man Pech hat, laufen da jedoch
Personen herum, mit denen man sich
freiwillig niemals abgeben würde.
Nicht umsonst spricht man bei uns im Rheinland auch von der "
buckligen Verwandtschaft".
Da liegt es natürlich in der Persönlichkeit jedes Einzelnen wie man damit umgeht.
Manch einer wird, um des lieben Friedens willen, gute Miene zum bösen Spiel machen, dem Grauen mit festgemeißeltem Lächeln entgegen blicken, derweil man im Stillen bei sich denkt
"Boah, bitte nicht DIE schon wieder!" und nur hofft, dass "
SIE" schnell wieder ihrer Wege ziehen (
Diese Taktik hat den eklatanten Nachteil, dass die verhasste Verwandtschaft dadurch leicht annimmt, sie wäre ein gern gesehener Gast! Zu den Folgen später mehr...), wohingegen ein anderer klare Verhältnisse bevorzugt und den Kontakt abbricht oder sozial verträglicher, aber nicht weniger ostentativ, dezent einschlafen lässt. Was allerdings bisweilen auch gar nicht so einfach ist, weil gerade die "
Personen" immer wieder gerne aus dem Hintergrund heraus, Kastenteufel gleich, aufzutauchen pflegen und dabei teilweise eine Penetranz an den Tag legen, die einen fast Hände ringend nach einem Kammerjäger rufen lassen.
Das ist aber auch das Hauptproblem bei "
Verwandtschaft":
Die kann man sich, im Gegensatz zu Freunden oder Wahlverwandten nämlich
nicht aussuchen.
Peinlich wird es aber erst, wenn man erkennen muss, dass die "
Gegenseite" den Unterschied zwischen
Familie und bloßer
Verwandtschaft entweder nicht kennt, oder,
noch prekärer, sie ihn zwar kennt, ihn aber ignoriert oder aber leider denkt, sie wäre
schon Familie, obwohl sie eben doch
nur "verwandt" ist.
Richtig nervend wird es, wenn sich "
Verwandtschaft" in die
Familie zu drängen versucht, obwohl sie eben wegen mangelnder
Familienanbindung dazu gar nicht ermutigt wurde.
Ganze Familienverbände gingen schon, einem Poe'schen Albtraum gleich, daran zu Grunde, weil irgendeine mehr oder weniger entfernte
Verwandte dachte, sie wäre in der "
Familie" willkommen, meist bestärkt durch die "Zähne-zusammenbeiß-und-durch-Taktiker", und dann, wenn sie auf massiven Widerstand traf, ihrer Frustration über die Zurückweisung dadurch zu kompensieren versuchte, dass sie ihren Senf oder, vielmehr, ihren
selbst angerührten Pseudo-Senf über die Verwandtschaft schütten musste (hintenherum natürlich, sonst fliegt man ja zu schnell auf!) und so Zwietracht säte, wo zuvor eine (natürliche!) Harmonie herrschte, nach dem Motto
"Was ich nicht haben kann, gönne ich auch keinem anderen!"
(fragt nicht warum, aber in 99,9% der Fälle geht es immer von Frauen aus, meist unverheiratet, vereinsamt oder sonst wie unbefriedigt )
Aber wozu verfügt der Mensch über die Fähigkeit zum verbalen Ausdruck und kann diese Begabung zur Klärung der Sachlage, Richtigstellung der Tatsachen und Offenlegen der Standpunkte, am besten beim Urheber
selbst, nutzen?
Vorausgesetzt auf der Gegenseite kommt aufgrund biochemischer Fehlleistungen nicht ein
"Tuuttuttött...kein Anschluss unter dieser Nummer...Tuuttuttött...kein Anschluss unter dieser Nummer...", dass man bisweilen bei sich denkt, welches degenerierte Schwimmerchen denn da jeder Evolutionstheorie zum Trotz doch ein Hole in One gelandet hat.
Damit soll man echt verwandt sein?
In dem Fall kann man sich wirklich jedes weitere Wort schenken. Oder mit einer Wand quatschen, die hat mehr Einsichtfähigkeit!
Glücklicherweise ist man aber lediglich
nur verwandt, das ist man rein faktisch aber auch mit einem
San aus dem südliche Afrika, mit dem man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fruchtbarere Gespräche führen kann. Man stelle sich jedoch vor so etwas (gemeint sind hier die "Kein-Anschluss-unter-dieser-Nummer-Typen", nicht die San. Die nähme ich persönlich mit Kusshand in die Familie auf, wenn ich dafür im Austausch ein paar
Verwandte loswerden könnte. Was jetzt wieder moralisch nicht ganz einwandfrei dem Volk der San gegenüber wäre...scheiß Gewissen!)! gehöre zur
Familie
In Anbetracht der dargelegten Überlegungen und Tatsachen ziehe ich es vor, möglichst viel räumliche Distanz zwischen mir und "
der Verwandtschaft" zu schaffen, den Kontakt auf einem Minimum zu halten (so man mich lässt!) und mich eben auf "
die Familie" und den Freundeskreis zu konzentrieren.
Da weiß ich wenigstens, was ich habe.
Blut ist eben nicht in
jedem Fall dicker als Wasser (oder als Rotwein! *flöt*)