Hass?
Warum soll ich jemanden hassen?
Warum soll ich jemanden hassen, der sich nachweislich mit seinem Verhalten mehr schadet, als jenen, auf die sein absonderliches Verhalten abzieht?
Besonders, wenn mir, wie gestern eine gute Bekannte, die gerade ihr Psychologiestudium abschließt, glaubhaft bestätigt hat, dass alles, was sie über eine eben solche Person gelesen und in Erfahrung gebracht hat, auf eine ernsthafte Erkrankung, eine
narzisstische Persönlichkeitsstörung, einem Bereich der
Borderline-Störungen, hinweist.
Daher könne sie gar keine anderen Verhaltensmuster an den Tag legen, so meine Bekannte, weil Personen mit dieser Erkrankung, Unfähigkeit sind, soziale Kontakte in einer angemessenen Form einzugehen.
Ihre Arroganz, ihre wichtigtuerische Art, der Neid, gepaart mit der Überzeugung, die anderen wären neidisch, und die Missgunst, welche bis hin zur Diffamierung gehen können, auf beliebige Personen, denen es, in den Augen der Erkrankten, besser geht, die haben, was sie sich für sich selber wünschen, sei nur ein Schutzschild, um eben ihr, durch die Erkrankung ausgelöstes, Verhalten, vor sich selbst und vor anderen zu rechtfertigen und nicht eingestehen zu müssen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Das Fatale an dieser Erkrankung sei, so meine Bekannte, dass der Erkrankte einerseits nicht fähig wäre, in zwischenmenschlichen Beziehungen zu geben, sondern sich immer nur "
bedienen", weshalb diese meist schnell scheitern, andererseits, dass sie durch ihre übertrieben Egomanie alles, was um sie herum passiert auf sich selbst beziehen. (Interessant fand ich, dass ein krankhaft übersteigertes Selbstwertgefühl meist ihre Ursache in einem, zum Teil aus frühkindlicher Phase stammenden, Minderwertigkeitskomplex hat.)
Die Erkrankung ist zwar behandelbar, sehr erfolgreich sogar, allerdings scheitere es schon meist an einer Therapie, da sich die erkrankten Personen oft als besonders einmalig und nur von sehr auserlesenen Kreisen zu verstehen betrachten.
(Naja, krank hin oder her, mein Mitgefühl hält sich bei solchen Menschen trotzdem in sehr engen Grenzen...)
Für diejenigen, die jetzt die Befürchtung haben, an einer solchen Persönlichkeitsstörung zu leiden oder, die jemand kennen, auf die obige Beschreibung zutriffen könnte, hier mal eine Liste der Symptome:
Narzisstische Persönlichkeitsstörung Symptomatik
Ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Phantasie oder Verhalten), Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens 5 der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
- Ein Mensch mit einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (übertreibt z.B. die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden).
- Er ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe.
- Eine Person mit einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung glaubt von sich, besonders und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können.
- Sie verlangt nach übermäßiger Bewunderung.
- Sie legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d.h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen.
- Der narzisstisch Persönlichkeitsgestörte ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen.
- Er zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
- Ein Mensch mit einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie.
- Er zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen.
Quelle: © by Dipl.-Psych. Christian Hilscher (2006)
Klingt irgendwie, wie eine Trainingsliste für ein Manager-Seminar....
Wo war ich?
Achso!
Ich nahm also dieses Gespräch gestern mal zum Anlass, über Hass und Selbstliebe nachzudenken.
Also ich liebe mich. Ich mag mich so wie ich bin, mit meinen Fehlern und Stärken, finde mich 340 von 365 Tagen eigentlich total okay. Ich könnte mal irgendwann so 5 Kilo abnehmen, würde auch was drum geben, wenn ich äußerlich, also vom Körperbau her etwas mehr auf die Familie meiner Mutter käme (sehr schlank, dabei essen können, als gäb's kein Morgen) und weniger den Hang zu dieser komischen, leicht untersetzt wirkenden Figur, die in der Familie meines Vaters üblich ist (Allerdings ist auf meiner Mutters Seite die Sterblichkeitsrate unter 60 signifikant groß, also dann lieber ein wenig knubbelig.).
Ich weiß auch, dass ich manchmal ein ziemlicher Klugscheißer sein kann, aber, ich mache das ja nicht, weil ich mich profilieren möchte, sondern, weil das Wissen, welches ich so im Leben angesammelt habe, einfach heraussprudelt. Manchmal könnte ich mich dafür sogar in den Hintern treten, weil mein Timing dabei bisweilen so mies ist, dass ich damit öfters quasi "Hier!" rufe, wenn mal wieder ein "Dummer" ("Du kannst das doch!"-"Du hast doch davon Ahnung!") gesucht wird. (Darum bin ich ja auch mittlerweile, so nebenher noch, stellvertretender Netzwerk-Admin...toll...einmal vergessen sich dumm zu stellen...) Oder diese bescheuerte Angewohnheit, Arbeit bis kurz vor knapp auflaufen zu lassen. Okay, dafür, oder eher deswegen, bin ich unter Zeitdruck immer am produktivsten...hat auch was für sich...
Vieles hätte ich auch besser machen können in meinem Leben, aber, nu, ändern kann man nichts und wenn ich von Anfang an alles richtig gemacht hätte, den geraden Weg genommen hätte, dann wäre ich heute nicht die, die ich bin, und auch nicht da, wo ich jetzt bin! (zu Hilfe, ich wollte mal ins Marketing....boah, bäh....wo ich es so hasse etwas Leuten aufzudrängen, was sie weder wollen noch brauchen...)
Viele Erfahrungen hätte ich auch gar nicht gemacht, die mir abgingen, einige Personen hätte ich nie kennengelernt, einige wären nie entstanden, was ich durchaus bereuen würde.
Viel schlimmer wäre jedoch, dass ich, wäre man Leben nur ein einziger Höhenflug gewesen, wahrscheinlich eine total glatte, hohle, Larve meiner Selbst geworden wäre. Es sind ja die Ecken, an die wir stoßen, die uns formen, die Schwierigkeiten, die wir überwinden müssen, die uns Stärke und Selbstvertrauen geben.
"
Was uns nicht umbringt, macht uns stärker!"
Ein Satz, der wie eine Plattitüde klingt, aber sehr viel Wahrheit enthält. Denn, so denke ich, aus Stärke und Selbstvertrauen erwächst auch ein gesundes Selbstwertgefühl und so eine realistische Einschätzung seiner eigenen Person.
Gehasst habe ich allerdings bisher noch nie jemanden. Es gibt ein paar Menschen, die ich nicht mag, einige, die mir gleichgültig sind, einige die ich sogar verachte, aber hassen...?
Zum einen empfinde ich es als Energieverschwendung, andererseits denke ich, ein so negatives Gefühl vergiftet nur die eigenen Energien.
Vielleicht fehlt mir da was, wer weiß, aber, naja, wenn ich mal so um mich schaue und sehe, was teilweise für Rosenkriege und Hetzkampagnen wegen irgendwelcher Nichtigkeiten inszeniert werden, bin ich eigentlich ganz froh, dass mir solche Gefühle total abgehen.
Was jetzt nicht bedeute, dass ich mir alles gefallen lasse, oder dass mich das Verhalten von Mitmenschen nicht auf die Palme brächte. Nur, ich gehe damit anders um. Wo andere ausrasten, sich nächtelang überlegen, wie sie jemandem eins auswischen können, werde ich sehr höflich, sachlich und rational.
Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich bisher nie auf irgendwelche Provokationen eingelassen habe.
Gut aber, wenn man zusammenarbeiten muss, oder sich sonst wie nicht aus dem Weg gehen kann.
Auch, so denke ich, sind Hass und Rache und alles was da so noch dran hängt, immer ein Anzeichen für ein Nicht-bewältigen-können.
Klar, ich finde es auch nicht toll auf Ablehnung zu stoßen, wer mag das schon, aber, nu ja, bei knapp 7 Mio. Menschen auf dem Planeten kann das schon mal vorkommen.
Wie gesagt, vielleicht bin ich da auch total verkorkst in der Hinsicht, obwohl Steff meint, das wäre seeehr unwahrscheinlich...
Ich bin ja auch kein Blümchenwerfer. Okay, die bringen mich mindestens genauso aus dem Konzept, wie die Hate-And-Revenge-Fraktion. Die Welt ist ja kein Ponyhof (ich liebe diese Floskel!) und allumfassende Liebe zu empfinden, lehne ich genauso ab, wie zu hassen.
Warum denn immer die Extreme?
Kann man nicht einfach ganz normal miteinander umgehen?
Oder, wie ich, als mein Sohn meinte, er würde nur denjenigen Respekt gegenüber aufbringen, die auch ihn respektierten, den
Kategorischen Imperativ ins Feld führte.
Wobei, wenn ich so darüber nachdenke, vielleicht bin ich deshalb so ohne Hass- und Rachegefühle.
Weil ich nämlich wirklich überzeugt bin, dass wir genauso mit unserer Umwelt, und damit auch unseren Mitmenschen, umgehen sollten, wie wir auch im Gegenzug von ihr behandelt werden wollen.
Dies mag natürlich individuell sehr unterschiedlich sein, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man wirklich möchte, dass einem die Welt mit Hass, Missgunst, Rachsucht, Neid und Überheblichkeit gegenübersteht.
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt."
Mahatma Gandhi
Also, Kitty, nenn' mich ruhig "
Gandhi"!
Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende!