"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Freitag, 22. August 2008

Verzeihen

Ich bin ein Mensch der vieles verzeiht. Ich spreche mich dann aus, was durchaus auch etwas lauter geschehen kann, ich geb’ dem anderen die Gelegenheit eine plausible Erklärung zu liefern, und es wieder gut zu machen, sei es durch Verhaltensänderung, Reue oder Einsicht. Am liebsten natürliches ein buntes Sträußchen von alledem.

Manchmal reicht es auch, wenn nur genug Gras über die Sache wächst.
In diesem Fall ebenso zutreffend wie bitter zweideutig.


Denn, bitte, was sollte man tun, wenn der Verursacher sich endgültig und auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht, den "point of no return" überschritten hätte?

Wenn er Dinge getan hätte, die andere jetzt für ihn ausbaden dürften?
Wenn er, aus welchen Motiven auch immer, die Zurückgelassenen so was von in die Scheiße geritten hätte, dass man sich mit Händen und Füßen und ganzer Kraft aus dem Mist freischaufeln müsste und jedes Mal, wenn man denkt, man hätte es endlich geschafft, käme wieder eine Ladung Dung und verschüttete einen auf’s Neue?

Was denn dann, bitteschön???


Ich will nichts lieber als Frieden schließen und verzeihen, aber so sehr ich mich auch bemühe, mit jeder neuen Fuhre Mist fällt es mir schwerer und es gärt in mir und statt Frieden und Liebe merke ich, wie das große, rote Monster in mir hungriger wird, obwohl ich weiß, dass es vergeblich knurrt und geifert und an seiner Kette zerrt, und trotzdem kann ich es nicht mehr wirklich unter Kontrolle bekommen.

Denn der, auf den lauert, der kommt nicht mehr, der ist für alle Zeiten unerreichbar…

Und ich bin es wirklich leid, sein Verhalten vor dem Monster zu rechtfertigen, dass gerade laut brüllt: “Ich will ihm das Herz aus der Brust reißen!“


Ich kann vieles verzeihen, aber ich kann ihm nicht verzeihen, dass da, wo Liebe und Trauer über den Verlust war, nur noch das Monster bleibt und Erleichterung drüber, dass dieses, sollte es sich doch noch von der Kette befreien, vergeblich nach seinem Opfer suchen wird.

Ich hoffe, mit der Zeit wird die Bestie wieder zur Ruhe kommen, einsehen, dass ihr Wüten vergebens ist und sich wieder schlafen legen und dann für lange Zeit nicht wieder erwachen.

Und dann werde ich hoffentlich auch endlich Frieden schließen können und verzeihen.
Ich wünsche es mir so sehr!

4 Kommentare:

  1. Das Dilemma, das Du beschreibst kenne ich aus meinem eigenen Leben. Ich fand erst Ruhe, als ich diesen Menschen vergeben hatte und mir sagte, sie können nicht anders, sie sind so. Und als ich eine größere Distanz zwischen mich und diese Leute gebracht hatte und klar war, dass ich ihnen nie nie wieder begegne.
    Vielleicht würde Dir letzteres helfen?

    Liebe Grüße,
    Astraryllis.

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  2. Hallo,

    Ich kenne dich zwar nicht und bin über einige Ecken hier auf deinem Blog gelandet.

    Vergeben brauch auch seine Zeit. Du musst erst vielleicht einiges begreifen und sacken lassen - damit du verzeihen oder zumindest leicht verstehen kannst.

    Manches Mal kann es auch noch länger dauern das "Vergeben".

    Lass dir die Zeit zum verstehen und stetz dich nicht unter Druck.

    Schönen Gruß
    Feona Malea

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  3. Liebe Astraryllis!

    Ich weiß ja, dass ich ihm nie wieder begegnen werde, darin liegt ja tragischer Weise der Grund, warum die "rote Bestie" überhaupt erwachen konnte. Wäre es anders, könnte ich ihm verbal den Kopf vom Halse trennen, ihm seinen Mist zu Füßen werfen und sagen "Dein Problem!"


    Aber du hast recht, erst wenn es mir gelingt, mich auch gefühlsmäßig endgültig zu distanzieren, kann es mir gelingen, endlich zur Ruhe zu kommen und Frieden zu schließen.

    Nur, jedesmal wenn wieder etwas neues ans Tageslicht kommt, dann hab ich das Gefühl, das er mich partout nicht loslassen kann und mich immer wieder einholt.

    Allerdings habe ich, als ich den Beitrag für mich verfasst und weiß auf schwarz vor Augen hatte (und ich habe wirklich lange gezögert, bis ich ihn endlich veröffentlicht habe), war da ein Stück weit die Last weg und ich habe mich befreit gefühlt, fast als handele es sich um einen Bannspruch!

    LG
    Krähe

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  4. Liebe Feona Malea!

    Erst einmal freue ich mich, dich auf meinem Blog begrüßen zu können! :-)

    Verstehen werde ich sein Verhalten wohl nie, es ist fraglich, ob er es selber verstanden hat.

    Zeit habe ich genug, ich denke, wenn ich endlich einmal Luft schnappen kann, und nichts mehr "nach kommt", werde ich auch endlich den Punkt erreichen, an dem ich soviel Gelassenheit aufbringen kann zu verzeihen.
    Einstweilen genügt es mir, daß die "rote Bestie" sich vorläufig zurückgezogen hat.

    LG
    Krähe

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