"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Montag, 21. Februar 2011

Wenn ich telefonisch nicht erreichbar bin...



...kann das mehrere Gründe haben:
  1. Ich höre es nicht, weil ich gerade woanders bin. Oder bei Anrufen auf's Handy, ist das nicht mit mir in einem Raum, ich komme gerade nicht dran oder bin in einem wichtigen Gespräch vis-a-vis und habe auf "Lautlos" geschaltet.Oder sonst wo, wo ich nicht telefonieren kann.
  2. Ich habe gerade keine Zeit, sei es, dass ich gerade arbeite, esse oder schlafe (was bei Anrufen nach 23:30 sehr wahrscheinlich ist! Ich bin zwar eigentlich ein Nachtmensch, aber eben auch gelegentlich von den Lebensgewohnheiten der Mehrheit meiner Mitmenschen abhängig. ).
  3. Oder ich mache gerade "in Familie" oder habe Besuch.
  4. Ich habe keine Lust zu reden. Klingt blöd, aber ich habe Zeiten, da kriege ich nicht mehr als das aller Nötigste über die Lippen. Ist so, kann und will ich auch nicht ändern.
  5. Ich möchte gerade nicht gestört werden, außer in Notfällen. (gilt insbesondere für die Zeit nach Mitternacht, auch wenn ich dann noch wach sein sollte.)

Notfälle definiere ich wie folgt:
Irgendein wichtiger Termin verschiebt sich, jemand hatte einen Unfall, muss ins Krankenhaus, ist schwer erkrankt, gestorben oder könnte in nächster Zeit versterben oder braucht sonst wie ganz schnell  Hilfe.  Oder es brennt bei mir zu Hause!
Der Tod eines Hamsters, Wellensittichs oder sonstiger Kleintiere sind nicht als Notfall geltend zu machen. Auch Fragen zum Tageshoroskop, Kartenlegungen, Kaffeesatz oder ähnlichem fallen für mich nicht unter die Kategorie "Notfall".
Sehr wohl gelten Beziehungsprobleme oder akute Anfälle von Herzschmerz als Notfall, es sei denn, sie treten jede Woche mindesten einmal auf.

Wenn man mich nicht erreicht hat:
  1. bei Anrufen auf dem Handy kann man eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Dafür ist die da, nicht jedoch dazu, beim Ertönen der Ansage reflexartig aufzulegen. Den AB vom Festnetz vergesse ich meistens anzuschalten. Die meisten Leute haben sowieso meine Handy-Nummer.
  2.  ist es sehr wahrscheinlich, dass ich 5 Minuten später immer noch nicht erreichbar bin. Es nützt dann auch wenig, es im 5-Minuten-Abstand weiter zu versuchen. Wie gesagt, wenn's wichtig ist ---> Mailbox
Im Übrigen
landen Leute, die in der einen oder anderen Form mehrfach auffällig geworden sind, sei es, dass sie ständig unter irgendeinem "wichtigen" Vorwand anrufen und dann nicht zur Sache kommen und nur Smalltalk machen, obwohl ich deutlich gesagt habe, dass ich eigentlich gerade keine Zeit habe, oder aber ständig zu nachtschlafender Zeit anrufen, "nur um mal zu quatschen", ganz schnell auf meiner Ignore-Liste, das heißt, der Kontakt wird von mir bis auf weiteres gesperrt (es lebe die moderne Technik).

Nehmt's bitte nicht persönlich (oder vielleicht doch), aber ich bin weder die Auskunft, noch die Telefonseelsorge. Sondern ein ganz normaler Mensch mit vielen Interessen, einem Job, der von mir jede Menge Selbstdisziplin verlangt, sozialen Kontakten und einer Familie, denen ich auch irgendwie gerecht werden muss. Und dazwischen brauche ich auch ab und zu mal etwas Zeit für mich selbst, zum Lesen, Filme schauen, Musik hören, meditieren, Magick oder einfach nur blöd aus der Wäsche schauen.



Das bedeutet nicht, dass ich für die Nöte meiner Freunde kein offenes Ohr habe. Wenn wirklich was anliegt, dann lasse ich echt alles stehen und liegen!  
Das alles bedeutet auch nicht, dass ich nicht auch gerne mal telefoniere, bis der Hörer, respektive, das Headset glüht. Aber alles zur richtige Zeit mit den passenden Leuten. *g*

Dienstag, 15. Februar 2011

Von Schülern und Meistern

Seit ein paar Monaten erarbeiten eine befreundete Psychologin und ich eine Artikel-Serie, die sich mit dem fast unüberschaubaren und sehr einträglichen Markt der Lebensberatungs-Angebote befasst. Sobald wir veröffentlicht haben (vorausgesetzt wir überleben die umfangreiche Recherche-Arbeit), werde ich eine gekürzte Zusammenfassung auch hier in meinem Blog posten.

Quasi ein Nebenprodukt davon, stellt für mich die Analyse der, in vielen spirituellen Bereichen oft anzutreffenden, Lehrer-Schüler-Konstellation dar.

Zunächst einmal vorab:
Generell ist ein spiritueller Lehrer nichts Negatives, obwohl gerade in der westlichen Welt allein schon die Konnotation des Wortes "Guru" häufig einen sehr abfälligen Beigeschmack hat. Dies mag daran liegen, dass traditionsgemäß im Hinduismus das Lehrer-Schüler-Verhältnis eine für Mitteleuropäer befremdliche Hierachie beinhaltet. Der Schüler wird dort gleichsam Diener seines Gurus und muss sich nach und nach "hocharbeiten", erhält aber im Gegenzug eben die Möglichkkeit von seinem Meister zu lernen. Diese Denkweise ist uns fremd, obwohl es im Berufsleben vielen Auszubildenden mit ihren Meistern und Gesellen heute noch ähnlich ergeht.
Andererseits, wenn man bedenkt, wie wenig Respekt Schüler ihren Lehrern - und nichts anderes sind im Kern eben Gurus und Lamas - an unseren Schulen noch entgegenbringen, und sei es auch nur, zu honorieren, dass jene sich noch die Mühe machen, trotz ostentativ geäußertem Desinteresse, Lernstoff zu vermitteln, verwundert mich diese Einstellung eben nicht allzu sehr.

Es kann ohne Frage sehr nützlich sein, von einem auf seinem Gebiet Geübteren Hilfestellung und Anleitung zu erfahren oder einfach auch nur jemand zu haben, an den man sich mit auftauchenden Fragen wenden kann. So kann eine Konstellation zwischen Ratsuchedem und Ratgebenden von großem Nutzen sein.
Im Vajrayana, dem bei uns profan als Tibetanischen Buddhismus bezeichneten, Diamantenen Fahrzeug (nicht zu verwechseln mit dem von Ole Nydahl für die westliche Welt begründeten und propagierten Diamantwegs-Buddhismus. Das ist eine ganz andere Baustelle!) ist der Lama zentraler Dreh und Angelpunkt.
Auch viele andere östliche Richtungen, wie dem im Vedanta verbreiteten System des Satsang, bevorzugen das Modell zwischen Lehrer (Meister, Guru) und Schüler.

Aber egal in welchem System, der Sinn dieser Modelle ist es, den Schüler durch das Reflektieren der Unterweisungen und der Vermittlung eventuell notwendiger Lehren durch den Lehrer zu eigenen tiefgehenden Erkenntnissen und zur persönlichen Erleuchtung, sprich des Erwachens des höchst eigenen Potentials zu führen. Hinzu kommt häufig die Vermittlung bestimmter Techniken und Kenntnisse durch den Meister, die dem Schüler auf diesem Wege dienlich sein können. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Keinesfalls sollte eine solche Beziehung jedoch dazu dienen, dass sich der Schüler quasi an die Energie des Meisters "andockt", wie, zum Beispiel, ein Säugling an sein Muttertier oder meinetwegen ein Client an einen Server.

Für die Beantwortung der Frage, ob dieses Modell für beide Seite von Vorteil ist, kommt es einerseits auf die Qualität und den Charakter des Meisters an, in besonderem Maße in Bezug auf seine Motivation, andererseits auch auf den Charakter und die Bedürfnisse des Schülers. Ein guter Lehrer ist da für seinen Schüler, bietet ihm Hilfestellung, lässt ihm aber auch so viel Freiheit, damit er zu eigener Erkenntnis gelangt und nicht Gefahr läuft, die seines Lehrers schlicht zu übernehmen. Sollte dies der Fall sein, oder bemerkt er, dass es eben zu einem oben beschreibenden Andocken seitens des Schülers kommt, wird sich ein guter Meister sofort distanzieren und das zu enge Verhältnis wieder auflösen.

Immerhin gibt es Menschen, die sich nur zu gern ihrer Eigenverantwortung entledigen und in Abhängigkeit begeben und dazu neigen, Erklärungen unreflektiert zu übernehmen, nur weil sie eben von einem Meister stammen. Diese sind es dann auch, welche doch recht verblüfft reagieren, wenn der Lehrer ihnen nicht jeden Schritt vorgibt. Oft fühlen sie sich dann allein gelassen, zurückgestoßen oder vernachlässigt und wenden sich häufig enttäuscht von ihrem Lama, spirituellen Mentor oder Guru ab und werden sich eben einen Lehrer suchen, dem diese bedingungslose Abhängigkeit genehm ist. Dies hat jedoch den fatalen Effekt, dass solche Schüler unreife Meister "erschaffen", also Lehrer, die eigentlich aufgrund des Grades ihres eigenen Erkenntnisweges gar nicht in der Lage sind, Schüler zu unterweisen und somit auch den Ehrentitel Meister, Guru oder Lama zu Unrecht tragen.

Und auch diese Art von Lehrern, Gurus, Meister gibt es. Ihnen geht es weniger darum, den Schüler auf den eigenen Weg zu bringen, als vielmehr ihren Weg als allein richtig zu vermitteln und den Schüler dazu zu bewegen, diesen zu übernehmen. Und das kann auch innerhalb eines bestimmten Systems zu nicht unerheblichen Problemen für den Schüler führen.
Der Schüler darf nämlich nie dazu dienen, das Ego des Meisters zu befriedigen. Ein Meister der auf diese Art handelt, offenbart lediglich, dass es ihm an der nötigen Reife und somit an der Befähigung zum Lehren mangelt. Hinzu kommt, dass diese Lehrer auch selten bereit sind, den Schüler aus dem Verhältnis der Abhängigkeit wieder zu entlassen. Dies jedoch ist unerlässlich, wenn man bedenkt, dass Sinn und Zweck sein sollte, den Schüler ebenfalls zur "Meisterschaft" zu verhelfen.

Aber noch eine andere Gefahr lauert. Selbst wahre Meister bleiben ja Menschen und durch eine zu große Nähe zu einem Schüler, insbesondere, wenn dieser dazu neigt, den Lehrer "anzubeten" besteht die Möglichkeit, dass dieser dann die Bodenhaftung verliert und im wahrsten Sinne des Wortes einen Höhenrausch bekommt.

Etwas skeptisch stehe ich auch dem Umstand gegenüber, wenn ein Lehrer, Lama oder Guru sehr viele Schüler um sich sammelt.
Natürlich gibt es hervorragende Meister ihres Faches, bei denen es, wenn sich die Möglichkeit eröffnet, sie einmal live und in Farbe erleben und vor allem hören zu dürfen, lohnt, einen längeren Weg in Kauf zu nehmen und dann ist es auch kaum verwunderlich, wenn sich dort dann sehr viele Menschen einfinden um dieses Erlebnis zu teilen.

Jedoch, mit einem wesentlich intimeren Lehrer-Schüler-Verhältnis ist das nicht zu verwechseln. Wie soll das auch bewerkstelligt werden, wenn der Meister nach einer solchen Veranstaltung gerade mal einen kurzen Augenblick Zeit für seine Schüler erübrigen kann, wenn überhaupt?

So darf die bloße Quantität der Schülerschaft nicht als Maßstab für die Qualität eines Lehrers gelten. Ein spiritueller Ratgeber ist kein Popstar, der danach bewertet wird, ob er Hallen zu füllen vermag und Schüler können sich nicht ernsthaft damit zufrieden geben, wenn er sich nachher kurz Zeit nimmt, „Autogramme“ zu geben oder Hände zu schütteln.

Ehrlich gesagt, verstehe ich die Leute nicht, die in einem solchen Fall ernsthaft von „ihrem“ Lehrer, Lama, Guru oder sonst etwas sprechen.
Es kann doch nicht befriedigend sein, wenn man seinen Lehrer nur mit Hilfe eines Opernglases auf einer, vom eigenen Sitzplatz, weit eintfernten Bühne ausmachen zu können und ansonsten lediglich auf die von "ihrem" Lehrer verfasste Literatur zurückgreifen können.
Ich selbst besitze auch eine nicht unerhebliche Menge an Büchern von auf ihrem Gebiet durchaus überragenden Persönlichkeiten und nutze sie gern als Impulsgeber und Inspiration, aber ich käme nie auf die Idee, die Autoren als meine Lehrer zu bezeichnen, eben weil der persönliche Aspekt dabei völlig fehlt.

Aber um noch einmal auf den Aspekt der sich in Abhängigkeit zu einem Meister begebende Schüler zurück zu kommen, die dann dazu führt, dass der Lehrer das Verhältnis notgedrungen wieder normalisieren oder gar beenden muss.
Wenn man bedenkt, wie traumatisch dies teilweise für den Hilfesuchenden, der über die Disposition verfügt, sich eben an jemanden so sehr zu klammern, dass er dafür bereit ist, sich selbst völlig aufzugeben, erklärt das auch zum Teil so manches böses Nachspiel für den jeweiligen Lehrer, Meister, Guru oder sogar für die gesamte Gruppierung oder Richtung, der er angehört.
Für einen unreifen Schüler, unreif in dem Sinne, dass er dem kindlichen Bedürfnis nach einer führenden Hand noch nicht ent-wachsen ist, kann so eine "Zurückweisung" derart verletzend sein, dass sich dies in regelrechtem Hass auf den früher so verehrten "Vater" manifestiert.

Mir persönlich fallen eine Reihe von bekannten Beispielen ein, wo Schüler zum Teil namhafter spiritueller Lehrer in einen Rausch fast inzestiöser Hörigkeit zu ihrem Meister gerieten, aus dem sie nur mit größter Anstrengung wieder "entkamen" und sie hernach die Schuld lediglich beim Gegenüber suchten.
Gut möglich, dass sie auf besagte unreife Lehrer, oder gar Scharlatane, hereinfielen, deren Ziel eben die bedingungslose Abhängigmachung des Schülers war, aber eben so wahrscheinlich ist es, dass sie eben Opfer ihrer falschen Erwartungen in den Lehrer wurden und nicht verstanden, dass dieser lediglich das spiegelte, was sie seiner Meinung nach ihrerseits ausstrahlten, in der Hoffnung, sie würden daraus für sich wichtige Lehren ziehen.

In keinem noch so harmonischen Lehrverhältnis geht es eben ohne eine gewisse kritische Distanz zum Lehrer, Lama, Guru, seinen Aussagen und Lehren.

Bei aller Reife und Grad auf dem Weg zur Erleuchtung oder meinetwegen Wahrheit, sie bleiben Menschen und diese sind nicht nur individuell äußerst verschieden, sondern eben auch fehlbar. Das kann man nicht genug betonen!

Vorsicht ist meines Erachtens geboten, wenn jemand nur noch zu jedem Thema die Aussagen seines Lamas oder Meisters zum besten gibt und ihm nach dem Munde redet, zum Teil ohne sich dessen bewusst zu sein und teilweise sogar darüber die eigene Erfahrung und Erkenntnis vernachlässigt oder - viel schlimmer - sie für seine eigene Meinung hält.
"Mein Lehrer sagt dazu...." - "Mein Lama hat das so und so formuliert..." - "Mein Meister macht das aber ganz anders."
Bei solchen und ähnlichen Formulierungen in jedem zweiten Satz, muss ich mich immer stark bezähmen um den Gegenüber nicht durch zu schütteln und zu schreien: "Und was sagst DU dazu?"

Ganz zu schweigen davon, wie ermüdend es werden kann, wenn der Gesprächspartner ständig davon berichtet, was für eine tolle Nummer sein Meister doch ist, von wem er gelernt hat, was er alles so kann - levitieren, mit Toten reden, sterben und nach drei Tagen wieder auferstehen, mit Buddha Gautama persönlich Tee trinken, etc. pp.
Mag ja alles sein, aber deshalb wird aus dem Schüler nicht automatisch auch ein Superheld.
So wenig ein Schüler dazu dienen darf, das Ego des Meisters zu befriedigen, so wenig ist es Aufgabe eines Meister durch seine bloße Reputation das Ego des Schülers zu stärken.

Ähnlich sieht es aus, wenn ein Lehrer oder Guru zu viel redet und sich in weitschweifigen Monologen über seine Erfahrungen und Fähigkeiten ergeht und sich dadurch, meines Erachtens, Gehör zu verschaffen sucht.

Möglicherweise bin ich ja auf dem Holzweg, aber nach meiner persönlichen Erfahrung werden Menschen, im gleichen Maß, in dem sie auf ihrem (spirituellen) Weg bereits fortgeschritten sind, immer ruhiger, zurückhaltender und gelassener. Erstaunlicherweise scheinen sie sich selbst auch wesentlich weniger wichtig und ernst zu nehmen, als es ihnen, nach Meinung einiger Mitmenschen, eigentlich gebürt.

Tritt man dann mit einer Frage an sie heran, texten sie einen nicht zu, sondern antworten entweder sehr knapp und präzise oder aber, mit einer Gegenfrage, deren Beantwortung meist schon die Antwort auf die gestellte Frage beinhaltet.

Das mag auf Menschen, die auf eine möglichst einfache Antwort drängen, frustrierend wirken, aber es dient auch dazu, dass man, auch und gerade innerhalb eines engen Lehrer-Schüler-Verhältnisses, nicht verlernt, selbstständig und eigenverantwortlich zu denken.

Dienstag, 1. Februar 2011

Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?

Ich frage mich immer, warum die Leute aus allem ein riesen Problem machen müssen?

Im Allgemeinen und im Heidentum im Besonderen. Wenn ich das so manchmal höre oder lese, dann denke ich, man sollte mal wieder auf den Teppich kommen.

Generell:
Wenn mich etwas stört, dann meckere ich nicht bis zum Exodus, sondern versuche das für mich zu ändern. Ich warte dann auch nicht, bis jemand vorbei kommt und das für mich erledigt, sondern mache das selbst. Mit den Konsequenzen muss ich dann leben und kann sie eben nicht auf andere abwälzen.
Wenn ich das nicht will oder den Aufwand scheue, ist das ja auch in Ordnung, nur kann ich mich dann auch nicht beklagen.
So einfach ist das!

Speziell zum Heidentum™:
Einerseits wettert man gegen die Abrahamitischen Religionen der zweiten und dritten Generation (sprich Christentum und Islam), weil die ja allerorten missionieren und ihr Ding als Wahrheit™ sehen, andererseits machen die lieben Heiden das gleiche in grün.
Nicht nur, dass sie sich scheinbar mehr um die Angelegenheiten der Christen und Moslems kümmern, als um ihren eigenen Glauben, nein, sie müssen auch noch an dem Glaubensverständnis ihrer "Artgenossen" rum kritteln.
Was hat man eigentlich davon, anderen Leuten erklären zu wollen, was nun wahres Heidentum ist und was nicht?

Langsam kann ich das wirklich nicht mehr hören. Wenn interessiert das?

Mal abgesehen, dass die meisten dabei ein immer noch tief verwurzeltes dualistisches Denken offenbaren, wahr-falsch, gut-böse. Und, nein, dabei handelt es sich bei allem guten Willen, es so auszulegen nicht um eine Polarisierung, also Dualismus einer Einheit, wie zwei Seiten einer Münze, sondern eben um die gleiche Art von beinharter Schwarzweißmalerei, den man bei der monoheistischen Konkurenz immer kritisiert.

Dazu macht man sich Gedanken, wie man die breite Masse auf sich aufmerksam macht, "die Jugend" für den eigenen Glauben begeistern könnte, wie man sie mit ins Boot holt, etc.
Ja, toll, machen wir doch Jugendgruppen auf, Asatru-Sommercamps mit Wikingerboot fahren, und Trinkhorn schnitzen mit Eddalesungen und Celtoi-Filmabende mit Vertingetorix und Cuchulain oder etwas vergleichbares für andere Glaubensrichtungen.
Bin ich froh, dass mein "Verein" erst ab 18 ist, wie der der Wicca übrigens auch...

Dann immer das Gewese um den Kirchenaustritt.
Leute, wenn ich in einem Verein bin, den ich nicht unterstützen möchte, dann trete ich da aus. Und wenn mich das Geld kostet, einerlei ob nun moralisch vertretbar oder nicht, dann zahle ich und fertig ist. Beschweren würde ich mich höchstens bei den Leuten, die mir die Mitgliedschaft eingebrockt haben, also im Normalfall den Eltern. Was kann denn die Kirche dafür, dass die einfach mal so beschlossen haben, dass ihre Kinder da gut aufgehoben wären?
Und natürlich wendet sich die zuständige Gemeinde dann noch einmal an den Ausgetretenen, ob er sich das noch mal überlegen will, die müssen sich ja von Amtswegen wenigstens ansatzweise um das Seelenheil der (Ex-)Schäflein kümmern und natürlich gehen den Krichen dadurch Einnahmen flöten, aber was soll's?
Bei mir kam genau noch ein Brief von meinen zuständigen Pfarrer, den ich im Übrigen gar nicht mal kannte, der landete auch gleich im Rundordner und danach war die Sache für mich gegessen. Das mag in sehr kleinen Gemeinden oder bei bestimmten Sektionen anders aussehen, aber das sind nun mal die Konsequenzen, die zu erwarten sind. Irgendwann geben die auch auf, wenn sie merken, dass da nichts mehr zu reißen ist. So what?

Apropos Konsequenzen:
Wenn ich denn aus der Kirche ausgetreten bin oder nie drin war und dann verlange, eine Stelle bei einer Institution unter kirchlichen Trägerschaft zu bekommen, hallo, das muss ich jetzt nicht weiter ausführen, oder? Subventionen aus Steuergeldern hin oder her, aber ...öhm..
Aber auch, wenn man noch "drin" ist, und aus welchen Gründen auch immer nicht austreten will, ist doch auch okay. Einmal ganz davon abgesehen, dass es sich bei einem Austritt um einen rein rechtlich-formalen Akt handelt, die Taufe als solche aber rein theologisch, bestand hat.
Mit den Worten meines Sohnes gesprochen "Das Taufsiegel kriegt man sowieso nie wieder weg!"
Die Frage ist da ja bloß, ob man dem dann Kraft seiner eigenen Interpretation (oder seinem Willen!) noch irgendeine Bedeutung zu kommen lässt. Was bitte interessiert es die Göttter, das All-Eins, das Universum, was in irgendeinem Taufregister steht? Rituale sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Rituale.

Genauso wenig kann ich meine Kinder in einen kirchlichen Kindergarten oder Schule, aber auch unter staatlichen Trägerschaft laufenden Einrichtungen dieser Art, schicken, und mich dann beschweren, dass sie mit dem Christentum konfrontiert werden.
Wenn ich das nicht will, dann gibt es ja jede Menge Alternativen, Waldorf und Co. machen es möglich. Aber, dazu müsste man ja vielleicht nach so etwas suchen oder noch schlimmer ein paar Kilometer fahren.
Nebenbei, das beste Rezept, seine Kinder vor Indoktrinationen egal aus welcher Richtung zu schützen, ist, sie zu frei denkenden Menschen werden zu lassen. (ich vermeide hier bewußt die Vokabel "erziehen"!) Und dazu gehört meiner Meinung nach nicht, ihnen ständig damit zu kommen, wie Kacke doch die anderen sind und wie toll man selbst. 

Dazu kommt, dass sich einige Heiden geradezu von Christen und Moslems verfolgt fühlen. Tja, Überraschung, die sind halt mehr, da beisst die Maus keinen Faden ab, und abgesehen davon, dass die meisten dieser pösen Monos ungefähr so gläubig sind, wie mein Hund, hat mir in den 44 Jahren, in denen ich nun mehr lebe, noch nie einer davon die Bude eingerannt, um mich zu missionieren. Okay, es gab da mal eine kleine Episode, als ich noch in Düsseldorf gewohnt habe, mit zwei Zeugen Jehova, die die Meinung vertraten, ich als Frau hätte eh nicht zu bestimmen, ob ich nun ihres Heils bedarf oder nicht, aber ein "netter" Anruf hat das dann auch geklärt.
Aber sonst?

wenn man das jedoch so hört, sind wir ja geradezu umzingelt von Abrahamiten, die nichts lieber wollen, als entweder unsere Seele oder unseren Tod.
Da stellle ich mir dann wirklich die Frage, ob ich möglicherweise in einem komplett anderen Universum lebe?

Jedenfalls könnte man bisweilen fast annehmen, Unzufriedenheit an der eigenen Situation und damit verbundene destruktive Verhaltensweisen wäre im Heidentum™ systeminharänt, wenn es nicht erstens genug Gegenbeispiele gäbe und zweitens dieses Gebaren nicht auch in der übrigen Bevölkerung weite Verbreitung finden würde.

Aber gerade in letzter Zeit ist etwas im Heidentum im Gange, dass ich noch nicht recht einzuordenen verstehe. Allerdings ist das auch schon einigen Bekannten aufgefallen, also habe ich wohl doch noch alle Latten am Zaun.

Immer öfters hört man von "Mobilmachung" und "Bereitsein für den Ernstfall".
Bitte?
Ich bin ja der Letzte, der sich nicht gelegentlich Gedanken über den zunehmenden Fundamentalismus machen würde, wobei mein Hauptaugenmerk da auf den im Christentum liegt, weil der so gern bei aller forcierten Islamistenparanioa übersehen wird, aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich nachts mit einer geladenen Waffe neben dem Kopfkissen schlafen müsste, weil meine Nachbarn schon mal einen Überfall planen.

Okay, wenn das jetzt von irgendwelchen 14- oder 15- Jährigen kommen würde, dann dächte ich, die haben zuviel Pagan-Metal gehört, aber ein paar Bekannte aus der Forn Siðr hier aus NRW erzählten mir, dass da in letzter Zeit ein paar durchaus erwachsene Gestalten aufgeschlagen wären, die so was verzapfen. Kann man das vielleicht noch getrost ignorieren und als nicht abgehandelte unterbewusste Traumata abhaken und den Leuten eine Psychotherapie empfehlen (kommt nicht von mir!) ist da wohl noch etwas anderes im Busch.

Vereinzelt tauchen neuerdings nämlich Leute auf, reden von kulturellem und religiösen Erhalt und Identität, einem Besinnen auf gemeinsame Wurzeln innerhalb Europas. Für sie ist dann auch nur das Heidentum, was sie innerhalb dieser engen Grenzen als indigen definieren. Also germanisch, keltisch, im besten Fall noch slawisch und in Ausnahmen römisch-griechisch, wobei dies meistens durch das Unterschlagen der synkretistischen Neigungen romantisiert wird.
Das erinnert mich dann schon wieder etwas an die Leitkultur-Idee unser Bundesregierung, eben nur ohne C.

Wurzeln sind wichtig, keine Frage. Wenn ich weiß, woher ich komme, dann trägt das ungemein zum Selbstfindungsprozess bei und kann sich durchaus positiv auswirken. Nur, wo wir schon bei dem schönen Bild sind, ein Baum besteht ja nicht nur aus Wurzeln, er wächst ja nach oben zum Licht, breitet seine Äste zu allen Seiten aus.

Von Zeit zur Zeit fällt dann der Begriff Pan-Bewegung und wenngleich ich da lustigerweise erst einmal an Bacchanalien und fröhliche Flötenmusik denken musste (ja, blöde Verknüpfung!), beschleicht mich dabei ein undefiniertes, so doch recht mieses Gefühl in der Bauchgegend. 

Kurze Recherche ergab, wie im obigen Wiki-Link ersehbar, dass es sich dabei, um, durchaus nicht  auf das Heidentum beschränkte, Bestrebungen handelt, die heutigen Staatsformen zu Gunsten von ethnische-definierten "Kultur-Nationen" abzuschaffen.

Also, im Klartext, jede Ethnie bekommt ein Stück vom Kuchen, wo sie sich frei und autonom entfalten kann.
Voraussetzung wäre da aber eines Erachtens, dass man die Leute erst einmal ethnisch sortiert. Wohl dem, der seinen Stammbaum reinerhalten hat oder noch den Ahnenpass von Opa in der Schublade liegen hat. Den müsste man dann auch gleich wieder einführen, denn dank Völkerwanderung, Hunnen- und Mongolensturm und sonstigen Heeresaktivitäten und Besatzungszeiten und den dadurch bedingten Produkten notgeiler Krieger und Soldaten, und in Friedenszeiten, Händler oder Matrosen, dürfte das zweifelsfreie Einordnen nach Ethnie doch schon etwas schwer fallen, auch ohne all die anderen Möglichkeiten, wie man zu "fremden" Genen kommen kann.
Aber so eng sehen die Beführworter dieser Bewegung es sicher nicht, denn Ethnie bezieht sich ja nicht nur auf die Abstammung, sondern eben auch auf eine gemeinsame Kultur, Sprache, Kleidung  und Religion. Ich sagte ja, es erinnert mich ein wenig an das, was Merkel, Seehofer und Co. allein in letzter Zeit rausgehauen haben.

Und da liegt eben für mich der Hase im Pfeffer.
Es klingt ja für den naiven oberflächlichen Betrachter doch recht unverfänglich, um nicht zu sagen (vordergründig) tolerant, wenn jemand davon spricht, man wolle jeder kulturell definierten Volksgruppe einen eigenen Lebensraum verschaffen.

Hurra, Freiheit für die Basken, Kurden und all die anderen ethnische Minderheiten!
Nach erfolgter, für dieses Konzept unbedingt erforderliche Ethnischen Säuberung Umsiedlung könnten sie endlich ihre Identität frei ausleben, ohne etwaige Repressalien durch vorherrschende Völker befürchten zu müssen, sie würden sicher auch noch neue Bekanntschaften schließen mit ihnen abstammungstechnisch verwandten Völkern, denn, seien wir ehrlich, für jedes kleinste Volk einen eigenen Staat, das dürfte allein schon aus Gründen der Notwendigkeit autonomer Funktionalität schwierig werden.

Aber soweit denkt derjenige, der mit der Idee dieses Konzeptes zum ersten Mal konfrontiert wird wahrscheinlich gar nicht, besonders dann nicht, wenn er sich sowieso im eigenen Land aufgrund seines trve-authentisch-indigenen Glaubens und der Hinwendung auf seine Ahnen deplaziert oder diskriminiert fühlt, erstickt von der Übermacht der christlichen Mehrheit, deren Glauben man als fremdes Kulturgut betrachtet, und so mal eben sowohl schlappe 1500 Jahre Prägung unserer Kultur und Geschichte durch diesen Fremdglauben als auch die winzige Tatsache, dass die eigenen, hoch verehrten Ahnen eben auch Christen waren, ignoriert, und sich angesichts der "Islamischen Gefahr" in seinem Lebensraum bedroht fühlt, eben selten.
Er übersieht dann auch möglicherweise, dass es sich dabei neben einer rein religiös motivierten, vielmehr um eine im Kern politischen Bewegung handelt.

Und da haben die Anhänger des Pan-Nationalismus ihn dann auch an den Eiern.
Deshalb die weitschweifige Einleitung!

Denn im Gegensatz zu den braunen Spacken mit ihrer Holzhammer-Taktik, greifen sie diese in der Bevölkerung weit verbreiteten Ängste nämlich latent und mit wesentlich defizileren intellektuellen Mittel auf. Man gibt sich schöngeistig bis philosophisch, schmückt das alles mit Zitaten von Sokrates, Aristotheles, der nordischen Mythologie, über Goethe und Levi, bis hin zu Nitzsche. Man preist einerseits den Freigeist, verteufelt jedoch den Individualismus als Egoismus, den man schlicht mit Hedonismus gleichsetzt und die Gemeinschaft gefährdet.
Und, man glaubt es kaum, sogar Zen zieht man heran, als Zitat:
[...] "eine äußerst attraktive Doktrin, da er das endlose Studieren alter Schriften, das Sich Zurückziehen von der Welt und heuchlerische Moralismen und Humanismen strikt ablehnt, um sich stattdessen völlig auf klare, im alltäglichen Leben realisierbare Techniken zu beschränken."
Wie war das noch mal mit ethnisch-kulturellen Grenzen?

Überhaupt, man wird gerade auf dieser speziellen Webpresenz erschlagen von Text, teilweise in sehr schöner, gehobener Sprache, nicht wirklich offensichtlich zweifelhafter Inhalte, sondern Theorien und Axiomen, die durchaus ihre Gültigkeit haben, dazwischen jedoch immer wieder eine Wendung, Formulierungen oder einige Sätze eingestreut, ganz abgesehen von zum Teil eklatanten Widersprüchen, die beim flüchtigen Lesen nicht sofort auffallen, aber doch ins Bewusstsein gehen.
Legt man das Augemerk jedoch eben darauf, dann streuben sich jedenfalls mir die Nackenhaare, weil mir da unterschwellig Botschaften und ein dezentes Drängen in eine bestimmte Richtung des Denkens ins Auge springen, die mir nicht behagen, gerade weil es so unterschwellig und wie süßes Gift in kleinen Dosen verabreicht wird. 
Das alles ausgeschmückt durch ästhetisch schöne Bilder zwischen Antike und Neoklassizismus, irgendwie so klinisch rein, dass mir unwillkürlich der Spruch "Mens sana in corpore sano" in den Sinn kommt. Und genauso, wie dieser Satz sinnentfremdet wird, da er aus dem Zusammenhang gerissen ist, so deuchen mich dort die Bezüge zu den Philosophen sinnentfremdet und instrumentalisiert zu werden.

Hier geht es nicht um plumpen Rassismus, sondern meines Erachtens, neben besagter Etablierung von ethnischen Kulturnationen,  um die Installation einer Elite und durch die vehemente Ablehnung von Materialismus und Individualität duldsam gemachte Volksgemeinschaft.
Kraft durch Freude...

Meiner Meinung nach eine sehr gefährliche Strömung. Nicht zuletzt weil sie den Interessierten suggeriert, ebenfalls zu dieser Elite zu gehören.
Und wer will sich das nicht gerne einreden lassen?
Mal ehrlich?
Bis sie aus dem schönen Traum erwachen, und einsehen müssen, dass eine Elite immer einer durchschnittlichen Gefolgschaft, der Masse, bedarf, von der sie sich abheben und welche sie beherrschen kann, dürfte es dann für eine mögliche Umkehr zu spät sein.


Aber da sollte sich jeder selbst ein Urteil bilden.


Interessant dürfte auch in diesem Bezug der Begriff des Pangermanismus sein, den man, wie ich denke, nicht ohne Grund auf Seiten, wie der als Beispiel von mir herangezogenen, vermeidet.