"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Mittwoch, 21. September 2011

Wissen ist Macht!...?

"Wissen ist Macht! Nichts wissen macht auch nichts!"
Ein Sponti-Spruch aus meiner Jugend, der in letzter Zeit wieder einmal seine, wenn auch eingeschränkt gültige, Berechtigung für mich bewiesen hat.

Natürlich empfinde ich eine umfassende Bildung und eigene, stete Weiterbildung für ausgesprochen wichtig. Nicht umsonst steht oben in meinem Blog dieses Zitat von Sir Peter Ustinov!

Aber was nützt es, wenn man über ein enormes Wissen verfügt, aber nichts davon wirklich in der Praxis umzusetzen vermag?

Wenn das Wissen selbst zum Gefängnis wird?
Nur noch das geschriebene Wort Bedeutung hat und man eigene Erfahrung und die Emotionen, die damit eng verbunden sind, darüber vernachlässigt?

Ich selbst weiß, wie sich die Bedeutung von Texten, die ich vor Jahren gelesen habe und heute wieder zur Hand nehme, über die Jahre durch die Veränderung in meiner Person selbst, gewandelt haben.

Ich lese sie heute bisweilen gänzlich anders, ziehe andere Schlüsse aus ihrem Sinn oder erkenne erst jetzt deren wahre Bedeutung oder eine andere Tiefe.

Egal ob historische Aufzeichnungen, Schriften von Philosophen oder banale Geschichten, ohne Kenntnis der Zusammenhänge, des kulturellen und sozialen Kontextes, aber auch der Gefühlswelt der Protagonisten oder der Autoren bleibt dem Leser meist ein Gutteil des Sinns dahinter verborgen.

Wenn es nicht möglich ist, sich auch in diese Personen einzufühlen, versteht man meist nicht, wieso sie auf diese Art handelten oder warum sie diese Meinung vertraten.
Reines Wissen genügt da meiner Meinung nach nicht.
Dann bleibt es bei einem reinen Abfragen von Daten und Fakten. Dazu gehört auch eine Fähigkeit zu einer gewissen Art von Empathie.

Was nützt es denn, wenn ich z.B. sämtliche Philosophen seit Anbeginn der Zeit bis zur Gegenwart rezitieren kann, ihre unterschiedlichsten Theorien kenne, sie sogar verstehe, aber nicht be-greife, dass nur ihre eigene physische Existenz und ihre Realität, die sie mit ihren Sinnen und eben auch nur durch diese, ihre höchst eigene, somit begrenzten, subjektiven Sichtweise wahr-nahmen sie zu ihren Schlussfolgerungen führte?
Wie lange diese nun für sie auch selbst Bestand hatten, verschließt sich mir ebenso, wie ihre Gedankewelt.

Mehr noch:
Ich deute ihre Worte doch ebenso subjektiv aus meiner begrenzten Wahrnehmung heraus.  Und weil Worte eben nur ein unzureichendes "Transportmittel" darstellen, kann ich mich dem wahren Sinn dahinter nur genauso annähern, wie schon der Verfasser nur versuchen konnte, seine Gedanken und Erkenntnisse annähern in Worte zu fassen.

Zu der Beschränkung auf das Wort, also dem reinen Wissen aus zweiter Hand um das, was jemand völlig fremdes, in uns fremden Zeiten, aus uns unbekannten Gründen einmal niedergeschrieben oder gesagt hat (vielmehr haben soll, denn die Belege beruhen dann ja auch lediglich auf Aussagen oder Niederschriften von Zeitgenossen), gesellt sich oftmals auch die Beschränkung auf den Verstand.

Nur was mit diesem erklärbar und fassbar ist, ist dann wahr. Aber was nützt jede Logik, wenn sie kalt und unpersönlich ist?
Was ist denn der Kopf ohne Herz, der Verstand ohne Gefühl?
Fragt ein Ex-Agnostiker, wohlgemerkt!

Ich habe schon in anderen Zusammenhängen mehrfach darauf hingewiesen, dass es sich für mich eben so darstellt, wann immer ich zu neuen Erkenntnissen und dem Erfassen von mir bisher verborgenen Zusammenhängen gelange, es sich sich eben nicht nur im Kopf abspielt oder manifestiert, als Resultat eines rein intellektuellen, verstandesmäßigen Denkvorganges, sondern ganzheitlich im Körper spürbar ist, hauptsächlich im Herz- und Magenbereich. Und der Ursprung dieser Eingebung eben nicht meinem Kopf, also dem reinen Intellekt, dem Verstand und Denken entspringt, sondern ich das Gefühl habe, als nähme sie ihren Ursprung eine Stufe darüber.

Ich will jetzt hier nicht vom Chakrensystem anfangen - das führe jetzt wirklich zu weit - aber es ist in der Tat so, dass in jenen Augenblicken "dort oben" etwas einzurasten scheint und eine Art Energie meine Wirbelsäule herabschießt und dabei eine echte ganzkörperliche Reaktion hervorruft, inklusive "Schlag auf den Solar Plexus"!
Da dieses Gefühl doch dem eines Stromschlags sehr ähnlich ist - und glaubt es mir, als Tochter eines (Auto-)Elektrikers, der mich in diese "Wissenschaft" einführte, weiß ich, wie sich so etwas anfühlt - ist die Bezeichnung "Geistesblitz" durchaus zutreffend.

Natürlich basieren solche Vorgänge auch auf angeeigneten Wissen, aber der Vorgang selbst, wie das Ergebnis, ist doch, jedenfalls nach meinen persönlichen Beobachtungen, nicht nur darauf zurückzuführen. Man muss sich, so denke ich, auch wieder ein Stück weit vom Erlernten, Erlesenem und auch Erfahrenem lösen, um es neu verknüpfen zu können. Stures Festhalten an Altbewertem behindert diesen Vorgang nur.

Das wäre so, wie wenn man tagtäglich durch denselben Ort läuft und nur die immer gleichen Wege benutzt. Man kommt ziemlich sicher von A nach B ohne Gefahr sich zu verlaufen, aber man lernt auch den Ort selbst nie wirklich kennen. Weder neue Plätze, noch etwaige Abkürzungen oder durchaus beachtenswerte Stätten. So kann man ein Leben an diesem Ort verbringen und doch bleibt er einem weitgehend unbekannt und seine wirkliche Schönheit und Komplexität verborgen.

So ist es eben auch, wenn man sich an einmal festgelegtes Wissen und damit verbundene Strukturen klammert und/oder sie lediglich weiter anhäuft oder verfestigt ohne sie zur Weiterentwicklung zu nutzen und gegebenenfalls bereit ist, sie auch wieder zu verwerfen, wenn man bemerkt, das sie mehr behindern als nützen. Man lernt nichts neues hinzu.

Es gibt in diesem Zusammenhang für mich zwei sehr zutreffende Zitate:
"Was schert mich mein Geschwätz von gestern!" von Konrad Adenauer
 und
"Ich habe eiserne Prinzipien! Wenn sie ihnen nicht gefallen, ich habe auch andere!" von Groucho Marx.
Panta Rhei! Alles fließt! Nichts hat ewig Bestand, sondern ist einem steten Wandel unterworfen. Was auf das Sein zutrifft, sollte dann erst recht auch auf das Wissen zutreffen. Manchmal denkt man eben nur, zu wissen, aber in Wirklichkeit, glaubt man doch bloß zu wissen und weiß eigentlich gar nichts sicher...

In diesem Kontext kommt mir persönlich immer das Prinzip der Sandmandalas in den Sinn.
In stunden-, meist sogar tage- oder wochenlanger akribischer Kleinstarbeit und auch unter zu Hilfenahme verschiedenfarbigen Sandes werden zum Teil sehr datailverliebte Kunstwerke anfertigt, nur um sie danach wieder willentlich zu zerstören oder sie den Naturgewalten zu überlassen.

Ich denke, das trifft den Kern dessen, was hier mit vielen Worten auszudrücken versuchte, am besten.

So sollte man den Sponti-Satz am Anfang des Artikels vielleicht dahingehend ändern, dass Wissen zwar Macht ist, aber um diese Macht auch für sich selbst gewinnbringend  und bereichernd nutzen zu können, es von größter Wichtigkeit ist, abzuwägen, wie und wann man dieses Wissen einsetzt. Nicht um "vor Anker zu gehen", sondern mit seiner Hilfe unter "vollen Segeln auf große Fahrt" zu gehen, um zu neuen Horizonten zu gelangen!
"Das Wissen, wo es als höchstes Prinzip auftritt, tötet notwendig den Enthusiasmus, den Geist und jenen aus irrationalen Quellen fließenden menschlichen Instinkt, der für die Konflikte die einfachste Lösung findet." Hugo Ball
Ein weitaus besseres Zitat in diesem Zusammenhang, wie ich finde!

Dienstag, 13. September 2011

Letzte Gelegenheit: Petition - Verbot der Vorratsdatenspeicherung vom 15.03.2011

Ich nerve ja bekanntlich gerne, wenn ich denke, dass es wichtig ist und nachdem ich es jetzt schon auf FB und auf Google+ verbreitet habe, jetzt auch hier:


"Heute läuft die Frist für die 50000 Grenze der VDS-Petition ab. 
Aktuell haben wir leider "erst" 31200 Mitzeichner."

Worum es dabei konkret geht entnehmt ihr bitte dem genauen Wortlaut der Petition, den ihr unter folgendem Link findet:
 

Hier geht es um eure Privatsspäre, wie Informationen über die sozialen Beziehungen (einschließlich Geschäftsbeziehungen), eure Bewegungen und die individuelle Lebenssituation (z.B. Kontakte mit Ärzten, Rechtsanwälten, Betriebsräten, Psychologen, Beratungsstellen usw.), die ohne konkreten Anlass oder Verdacht gesammelt werden sollen!

Darf ich mal diskret darauf hinweisen, dass als es um den Hoax "Verbot von Heilkräutern" ging über 100.000 unreflektiert unterschrieben haben?

Es kann doch nicht angehen, dass eine so wichtige Petition nicht mal die benötigten 50 000 Stimmen erhält.

Samstag, 10. September 2011

Pfadarbeit

Watchmen...kennt der eine oder andere vielleicht. Weniger den Comic, als wohl eher den Kinofilm. Mein Tip: Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann schaut euch den Ultimate Cut an, obwohl ich jetzt gar nicht weiß, ob er überhaupt in Deutsch erhältlich ist!

Was viele nicht wissen, Alan Moore, der Schöpfer der "Watchmen", aber auch so bemerkenswerten Werke wie "V for Vendetta", "From Hell" und  "The League of Extraordinary Gentlemen" - wer die Comics kennt, kann über die Filme nur noch müde lächeln! - oder auch "Hellblazer" und "Promethea", ist "einer von uns", einer von  - Vorsicht! Ironie!- der dunklen Seite der Macht.  Was ja lediglich bedeutet, dass man keinem anderen Stern folgt, als nur seiner eigenen tiefen Erkenntnis.
Man glaubt ja gar nicht, was diese Tatsache für Angst und Schrecken verbreiten kann, nicht nur unter Abrahamiten... dazu aber vielleicht in einem späteren Beitrag mehr...

Zurück zu den "Watchmen", die mich neben "V for Vendetta" am meisten angesprochen und zum Nachdenken angeregt haben und die schon auch einen Teil meiner privaten Schatten- und somit Pfadarbeiten ausmachen.

Dazu gehört eben auch, zu erkennen, wie unsinnig sich für mich mittlerweile eine dualistische Ordnung, nicht nur unterteilt in gut und böse, sondern auch in richtig oder falsch, darstellt.
Kommt das nicht auf die Situation an?
Oder den Preis, den man bereit ist, für seine Entscheidung zu zahlen? Und solche Entscheidungen trifft man jeden Tag, ach was, jede Sekunde unsere Daseins.

Natürlich hat jeder von uns ein Ideal im Kopf, und verfügt über eine innere Ethik und Moral - im Gegensatz zu der, die man von außen, durch kulturelle oder soziale Einflüsse aufgepfropft bekommt und von denen manche tatsächlich denken, es wäre ihre höchst eigene - gegen die man eigentlich nicht verstoßen möchte, aber manchmal steht man leider vor der Entscheidung, auch diese zu opfern, um - auch wenn es paradox klingt - genau dieser, und sich selbst treu zu bleiben.
"Manchmal muss ein Freund zu einem Feind werden, um ein Freund zu bleiben!" Ein Zitat aus den "Schwarzen Juwelen" von dem ich weiß, dass zumindest einer derer, die meinen Blog lesen, es verstehen wird.

Es gibt keinen einfachen Weg, kein "So und nicht anders". Mich verwirrt es mittlerweile, wenn ich auf jemanden treffe, der so etwas auch nur in Erwägung ziehen kann.

Und so geht es mir:

Ich fühle mich ständig zwischen Rorschach, Dr. Manhattan und Ozymandias , aber auch dem Night Owl, der zweiten Generation hin und her gerissen. Alle sind ein Teil meiner Persönlichkeit, mal überwiegt der eine, mal der andere. (Wenn ich ehrlich bin, selbst ein kleiner "The Comedian" ist latent vorhanden, auch wenn mir dieser Charakter zu tiefst zu wider ist.)
Mal überwiegt der eine, mal der andere.
Darum weiß ich, warum am Ende der Tod durch Dr. Manhattan für Rorschach eine Erlösung und keinen Verrat darstellt.


Gerechtigkeit mag ein hehres Ziel sein, aber es ist im Grunde nur ein Abstraktum, ein überkommenes Prinzip, das nur zeitweilig Bestand haben kann. 


Wie sagt Dr Manhattan zuletzt so treffend:
"I can change almost anything... but I can't change human nature." 

Ich weiß genau, was er meint!




Am Ende bleibt, wie immer die ultimative Erkenntnis: "Alles hat seinen Preis!"