"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


LIBER II



DIE BOTSCHAFT DES MEISTERS THERION




A.'. A.'. Veröffentlichung in Klasse E




"Tue was du willst, soll das ganze Gesetz sein."

"Es gibt kein Gesetz über: Tue was du willst."

"Das Wort des Gesetzes ist THELEMA."
THELEMA - Thelema - bedeutet Wille.

Der Schlüssel zu dieser Botschaft ist - Wille. Der erste deutliche Sinn dieses Gesetzes wird
durch Antithese bestätigt: "Das Wort der Sünde ist Beschränkung."

Wiederum: "Du hast kein Recht als deinen Willen zu tun. Tue ihn und kein anderer soll nein
sagen. Für den reinen Willen, unbesänftigt von Zweck, befreit von Lust nach Erfolg, ist jeder
Weg vollkommen."

Beachte dies sorgsam; es scheint die Theorie in sich zu begreifen, dass, wenn jeder Mann und
jedes Weib seinen Willen täte - den wahren Willen - es keine Reibung gäbe. "Jeder Mann und
jede Frau ist ein Stern", und jeder Stern bewegt sich in einer festgelegten Bahn ohne
Einmischung. Es ist reichlich Raum für alle; nur Unordnung schafft Verwirrung.

Nach diesen Erwägungen sollte es klar sein, dass "Tue was du willst" nicht bedeutet "Tue was
dir beliebt". Es ist die Apotheose der Freiheit; es ist aber auch die strengst mögliche Bindung.

Tue was du willst - tue nichts weiter. Lasse nichts dich von diesem harten und heiligen Werke
abbringen. Freiheit ist, absolut deinen Willen zu tun; aber versuche irgend etwas anderes, und
augenblicklich müssen Hindernisse auftreten. Jede Handlung, die nicht in der Linie dieser
Bahn liegt, ist irrig, eine Hinderung. Der Wille muss nicht zwei sein, sondern eins.

Beachte weiter, dass dieser Wille nicht allein rein sein muss, das heißt einfach, wie oben
erklärt, sondern auch "unbesänftigt von Zweck". Bei diesem seltsamen Satze müssen wir eine
Pause machen. Er kann bedeuten, dass jeder Zweck im Willen ihn dämpfen würde; es ist klar,
dass die "Lust nach Erfolg" etwas ist, wovon er befreit sein muss.

Aber der Satz kann auch gedeutet werden, als sei zu lesen "mit unbesänftigtem Zwecke" - d.i.
mit unermüdlicher Energie. Der Begriff ist also der einer ewigen Bewegung, unendlich und
unveränderlich. Es ist Nirvana, nur dynamisch, statt statisch - und das kommt am Ende auf
dasselbe heraus.

Die klare praktische Arbeit für den Magier ist also zu entdecken, was sein wirklicher Wille
eigentlich ist, sodass er ihn auf diese Weise tun kann, und er kann dies am besten vollbringen durch die Übungen des Liber Thisarb oder der anderen, wie sie von Zeit zu Zeit bekannt
gemacht werden.

Es sollte nun für jeden vollkommen einfach sein die Botschaft des Meisters Therion zu
verstehen.

Du musst 1) herausfinden, was dein Wille ist. 2) Diesen Willen tun mit a) Schärfe, b)
Gelassenheit, c) Frieden.

Dann, und nur dann allein, bist du in Harmonie mit der Bewegung der Dinge, dann ist dein
Wille ein Teil des, und daher ebenbürtig dem Willen Gottes. Und da der Wille nur der
dynamische Aspekt des Selbstes ist und da zwei verschiedene Selbste keinen identischen
Willen besitzen könnten; dann gilt, wenn dein Wille Gottes Wille ist: DU BIST DAS.

Es bleibt nur noch ein Wort zu erklären. Anderwärts steht geschrieben - sicherlich zu unserer
großen Erleichterung - "Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen."

Dies ist in der Bedeutung aufzufassen, dass, wenn auch Wille das Gesetz ist, die Natur jenes
Willens Liebe ist. Aber diese Liebe ist sozusagen ein Nebenprodukt jenes Willens; sie
widerspricht jenem Willen nicht oder hebt ihn nicht auf; und wenn ein scheinbarer
Widerspruch in irgend einer Krise entstehen sollte, so ist es der Wille, der uns richtig leiten
wird. Siehe, während im Buche des Gesetzes viel von Liebe handelt, so steht dort doch nichts
von Sentimentalität. Der Hass selbst ist fast wie die Liebe! Kämpfen ist höchst sicherlich
Liebe! "Wie Brüder kämpfet!" Und alle männlichen Rassen der Welt verstehen dies. Die
Liebe des Liber Legis ist immer kühn, männlich, sogar wild. Es gibt eine Zartheit, aber es ist
die Zartheit der Kraft. Mächtig und schrecklich und glorreich, wie sie jedoch ist, so ist sie
doch der Wimpel an der heiligen Lanze des Willens, die damascierte Inschrift auf den
Schwerten der Ritter-Mönche von Thelema. 

Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen. 


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