Um so überraschter war ich, als ich vor ein paar Tagen in einem Wicca-Forum, in dem ich mich aus Interesse angemeldet habe, erfahren musste, was zu dem Fest bei den Externsteinen abgegangen ist.
Bisher waren die Feiern dort, wenn nicht offiziell erlaubt, so doch geduldet.
Diese Jahr nun griff der zuständige Landessverband Lippe rigoros durch. Parken durfte man dort nicht, Zelten und Feuer machen waren strengstens verboten, und so wie ich das mitbekommen habe, wurden Leute, die Alkohol auch in kleinsten Mengen dabei hatten, gar nicht erst auf das Gelände gelassen. Neben privater Security waren Polizei, Rotes Kreuz und THW vor Ort (es war von insgesamt 230 Einsatzkräften die Rede)
.
Wie man sieht, ist die Kritik weit ab von undifferenzierter Hetze (siehe dazu auch die Kommentare zu den Videos auf VT!) .
Nicht den Einsatzkräften legt man Fehlverhalten zur Last, sondern dem Landesverband, man räumt sogar von Seiten der Betroffenen ein, dass in der Vergangenheit bei solcherlei Feiern vieles schief gelaufen ist (Müll, Saufgelage etc. ) und strebt nach Verbesserung. Sogar ein paar konstruktive Vorschläge wurden gemacht, wie das Anlegen einer offiziellen und sicheren Feuerstelle an den Steinen und das Aufstellen von Dixiklos gegen die Wildpinkelei . Einige Leute bekundeten sogar, wie ich mitbekommen habe, ihre Bereitschaft zur Entrichtung einer Art Eintritt in nicht unbedeutender Höhe, damit sie dort ihre Jahreskreisfeste, speziell Beltaine und Samhain begehen dürfen.
Von heidnischer Seite ist man also durchaus zu einem Konsens bereit, allerdings mauert da der Landesverband, und es wird vermutet, dass es ihm dabei weniger um Umweltschutz und Verhinderung forstwirtschaftlicher Schäden geht, als darum, selber ein kommerzielles Interesse an solchen Feiern zu haben. Man vermutet schlicht, dass die zuständigen Stellen die Feiernden weg haben möchte, nicht weil sie dort heidnische Rituale abhalten, die vielleicht aus dem Ruder laufen könnten, sondern weil sie, im Gegensatz zu den Touristen, nicht wirklich Einnahmen für die ansässigen Kommunen bringen.
Die angebrachten Argumente des Landesverbandes, das man nichts gegen gegen Esoteriker, Druiden und Wünschelrutengänger [sic!] hätte, sondern nur das Alkohol konsumierende "Partyvolk" fernhalten wolle, zeigen mir jedoch, dass dieser keinerlei Vorstellung vom Charakter der Beltaine-/Walpurgisnachtfeiern hat. ^^
Darum geht es mir hier aber nur in zweiter Linie.
Was mir zu denken gibt, ist, dass dieses Vorgehen, wohl schon bereits seit August letzten Jahres bekannt war und ich davon so gar nichts mitbekommen habe. Nicht, dass ich mich nun so intensiv mit den Jahreskreisfesten bei den Externsteinen beschäftige, oder sie mir ein primäres Anliegen wären.
Allerdings verwundert es mich doch ein wenig, dass sich da niemand, von denjenigen, die sonst wegen jedem Fliegenschiss gegen Heiden ein riesen Fass aufmachen, nicht auch dieses Thema zum Anlass genommen haben, für die "Rechte der Heiden" argumentativ vorzugehen.
Ich lese immerhin regelmäßig auch an solchen Orten, wo sich eben die "Kämpfer für ein freies Heidentum"™ formieren, und was soll ich sagen, nüscht, nada, niente. Nicht ein Wort über die Problematik an den Externsteinen, weder im Vorfeld, noch im Nachhinein.
Dazu muss ich bei den Wiccas lesen (in einer erfreulich differenzierten Art und Weise, wie ich hervorheben muss!), die von den "knallharten Heiden"™ auch noch belächelt oder gar dermaßen runter gemacht werden, dass man ihnen eine Tradition abspricht. (Kleiner Tip: Der Begriff hat aber auch gar nichts damit zu tun, wie alt ein religiöses Konzept ist. Einfach mal ein Wörterbuch konsultieren...und auch mal nach der Bedeutung des Verbs "tradieren" forschen. )
Naja, vielleicht hatten die betreffenden "Aktivisten" und original-indigenen Heiden auch einfach zu viel damit zu tun, ihrem Glaubenskonzept und der eigenen Ethik zu huldigen, derweil sie lustige Bibel- und Koran-Stellen aus dem Zusammenhang gerissen sammeln, um zu zeigen, wie böse doch die Monos sind oder sich prophylaktisch verbal gegen Rechtsextremisten abzugrenzen oder auf die böse "Antifa"™ schimpfen, die sie ja immer gleich mit Nazis in einen Topf wirft und weshalb man sich eben von denen unverstanden und gemobbt fühlt.
So etwas braucht ja auch viel Zeit und Ressourcen.
Da kann man sich nicht auch noch um echte Probleme kümmern oder auch nur mal ein einziges Wort darüber verlieren.
Artikel, welche im Vorfeld erschienen:
Kein "Koma-Saufen" mehr an Externsteinen Mindener Tageblatt vom 10.04.10
Zur Walpurgisnacht teilweise gesperrt Lippische Wochenschau vom 26.04.10
93 Schwester!
AntwortenLöschenIch hab das bei mir mal verlinkt und die Videos reposted. Leider kann man wohl hier bei Blogger keine Trackbacks etc auf normale Wordpress-Seiten machen.
Wieder ein guter Artikel. Danke schön.
Geschwisterlich,
93s
Frank
Ich habe hier mal einen Brief vorverfasst, so wie man ihn an den Landesverband Lippe schicken könnte. Ratsam für die Geschädigten wäre vielleicht auch eine Anzeige gegen den Landesverband. Irgendwann sollten unsere Mitmenschen schließlich damit anfangen, die heidnische Szene ernst zu nehmen. Also bitte, verbreitet den Brief und nutzt ihn.
AntwortenLöschenViele Grüße
Urkas
Landesverband Lippe
Sehr geehrte Damen und Herren,
Bezug nehmend auf das desaströse Verhalten bestellter Ordnungskräfte zur religiösen Praxis naturreligiöser und polytheistischer Personen und Gemeinschaften an den Externsteinen zum Maifeiertag/Beltane/Walpurgisnacht möchte ich Ihnen folgendes mitteilen.
Die Handhabung der durchgeführten Ordnungsmaßnahmen dessen Initiator und Auftraggeber sie waren, waren in vielerlei Punkten eine Beugung geltender Rechtsprechung bis hin zum Rechtsbruch.
Beispiele:
In der christlich und auch vielerlei anders geprägten Religion finden sich in nahezu jeder Kirche und religiösen Stätte Kerzen und offenes Feuer, dieses sogar weitestgehend unbeaufsichtigt.
In der christlich geprägten Religion finden sich in nahezu jeder Kirche und religiösen Stätte zu gegebenem Anlass Alkoholika, die das Blut Christi verkörpern sollen, welches für die Sünden der Christen vergossen wurde. Ergo eine Opfergabe ist.
Der naturreligiösen und polytheistischen Gemeinschaft, auch wenn sie in ihrem jeweiligen Individualismus Ausdruck findet, sind Opfergabe sowie Feuer/offenes Licht als verbindendes Element zur jeweiligen Gottheit genommen worden.
Verantwortlich hierfür ist ihre Institution, der Landesverband.
Es ist nicht das Bestreben der naturreligiösen und polytheistischen Besucher der Externsteine, den Wald zu verschmutzen oder zu schädigen.
Eine Begründung bezüglich der Verschmutzung des Waldes greift hier nicht. Es zeigt lediglich eine mangelhafte Konzeptionierung Ihrerseits auf, da die anscheinende Problematik seit Jahren bekannt ist.
Mit freundlichen Grüßen