"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Dienstag, 2. September 2008

Kaffeefahrt für den Herrn

Gestern las ich mich so durch's Internet und stieß dabei auf Alte Sitte auf einen interessanten Beitrag: Der Brocken gehört dem Herrn.
Der Blogbeitrag bezieht sich auf diesen Artikel auf Idea.de.

Soso, jetzt organisiert die ambitionierte Christenfront schon Kaffeefahrten um einem ganzen Gebirge das Heil zu bringen...naja, wenigstens waren sie dabei an der frischen Luft und hatten Bewegung.

Aber mal ehrlich, sollten die christlichen Gemeinden und Gruppierungen sich nicht lieber mal um ihre rückläufigen Besucherzahlen und die Löcher in den Haushaltskassen ihrer Gemeinden kümmern?
Ich hatte vor etwas längerer Zeit, als ich auf die S-Bahn wartete, ein Gespräch mit einer alten Frau, die mir ihr Leid klagte, dass ihre Gemeinde in Düsseldorf dicht gemacht hatte und sie nun, wenn sie am Gottesdienst teilnehmen möchte, oder andere Seelsorge benötigt, eine weite Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegen müsste, um die Kirche der Nachbargemeinde zu besuchen. Und ihrem alten Pfarrer, der sie ein halbes Leben begleitet hatte, trauerte sie auch nach.
(Ich weiß auch nicht, warum mir wildfremde Leute immer das Herz ausschütten...)

Ich denke mal der alten Dame war es herzlich egal, was in der Nacht zum 1. Mai am Brocken so abgeht.

Aber nein, Gottesdienste auf alten Kultplätzen abzuhalten, um böse Geister zu bannen, ist ja wichtiger.
Apropos Bannritual...ähm...ja...na, egal.

Zitat aus dem Artikel:
Diese Bilder hätten allen Teilnehmern das Anliegen des Gottesdienstes noch einmal deutlich vor Augen geführt, so Herrmann: „Wir haben ein klares Zeichen gesetzt: Auch der Brocken gehört dem Herrn.“
Na, dann hoffe ich mal, dass der "Eigentümer" sich nicht wegen Landfriedensbruch gegen die Eindringlinge zur Wehr setzt.

Ansonsten kann ich mich AlteSitte nur anschließen:

Daß sich Christen in anbetracht der jahrhundertelangen Verfolgung und Ermordung von Frauen noch heute im Jahre 2008 mit einem Protest gegen das Hexenwesen in die Öffentlichkeit wagen, ist schon mehr als nur verschroben. Da meint man auch eine gewisse Bösartigkeit herauslesen zu können, eine Negierung der gegenseitigen Achtung und des leben-und-leben-Lassens. Schade, daß man solche Texte noch im “neuen Jahrtausend” schreiben muß.

Schade, für wahr und ebenso bedauerlich finde ich, welches Bild dieses Verhalten auf alle Christen wirft.

Andererseits ist mir gerade ein toller Gedanke gekommen:
Wenn sie heidnische Kultplätze für ihre Gottesdienste nutzen, sollte man dann nicht einmal einen höflichen Gegenbesuch starten und ein Blót, eins der großen keltisch-orientierten Erntefeste oder vielleicht eine gnostische Messe in einer ihrer Kirchen oder Gemeindehäuser abhalten (wäre ja dann besonders interessant für Asatru, Celtoi oder andere "naturnahe" Glaubensrichtungen, weil es überdacht und somit Wetter unabhängig wäre...)?



Ach, apropos:

In meinem früheren Blogbeitrag "Ich mag meinen Sohn ja..." hatte ich ja Befürchtungen bezüglich des augenblicklichen Themas im Religionsunterricht („Sekten, Satanismus, Okkultismus“) geäußert.

Erfreulicherweise stellten sich diese als unbegründet heraus!
Mein Sohn wußte zu vermelden, daß seine Religionslehrerin durchaus sehr differenziert mit dem Thema umzugehen weiß und sogar einige weit verbreitete Vorurteile geraderückt.

Über sowas freue ich mich immer wieder, besonders weil es zeigt, daß man auch mit dem Bild des Christen sehr differenziert umgehen muß.

Also, nicht immer alle über einen Kamm scheren. Spinner und Fundamentalisten gibt es doch in jeder Religion, egal ob staatlich anerkannt oder eben nicht!

Ansonsten vertrete ich ja die Meinung, Kreuzzüge für den Herrn sind die denkbar schlechteste Freizeitgestaltung.
Ich mag mich ja täuschen, aber predigte Rabbi Jeschua ben Jossef nicht Liebe und Gewaltlosigkeit?

6 Kommentare:

  1. Was für ein Artikel!
    Da denke ich daran, was ich für einen seltsamen Zettel unterm Scheibenwischer klemmen hatte, als ich von den Extersteinen zurück zum Parkplatz kam - das war recht ähnlich.
    Nun, der Kölner Dom steht auf einem alten Mithras-Tempel - mal sehen, was die Domschweitzer sagen, wenn man ihm mitten im Dom huldigt. :)

    AntwortenLöschen
  2. Also der Dom ist immer noch ein MITRAS Tempel. Kennst du die ausmasse des Domschatzes?

    Geld und Macht sind das erklärte Ziel des Christentums. Nichts anderes. Ablass, Hölle und Sünden sind Erfindungen der Kirche!

    Ich kenne keinen Heiden der sich auf den Brocken setzt und meint "Dieser Berg gehört Gaia, Horst oder Else". Auf eine solch unsinnige Idee kommen auch nur die Christen. Was muss man im Leben verbrochen haben um eine solche Angst vor der Hölle zu haben.. die Christen tun mir leid!

    AntwortenLöschen
  3. Also damit hast du schon Recht, was den lieben Jeshua ben Jossef angeht (den ich übrigens sehr mag). Aber nun gut "Geschichtenerzählung" verdreht halt doch so einiges im Laufe der Jahrhunderte ;)

    Ich hätte ehrlich gesagt mal gar nichts einzuwenden, gegen ein schönes Ritual - gerade im Kölner Dom.
    Allerdings kann man das auch wirklich so machen (und nicht zu knapp) - Kerzen anzünden ... kleines Wunschritual abhalten und die Energie des Ortes nutzen *herrlich*.

    Zu Gaia noch eines @obigen Kommentar: Ich durfte letztens lernen, dass Gaia durch Trademark geschützt ist und somit icht einfach so verwendet werden darf.

    Tja ja ... so ist das eben! Gaia - ist kommerziel geworden ... wo soll das noch hinführen ;)

    AntwortenLöschen
  4. Hallo zusammen,

    Ich weiß auch nicht genau, was bei diesen Leuten schief gelaufen ist, daß sie immer ungefragt anderen Menschen und nun auch schon der Erde (in Form von alten Kraftplätzen) ungefragt ihr Heil bringen müssen.

    Augenfällig finde ich nur, daß es sich dabei meist um protestantische Gruppierungen handelt.

    Und ja, gerade in katholischen Kirchen kann man herrlich kleinere Rituale abhalten, ohne das es überhaupt auffällt. ;-)
    (Mal davon abgesehen, daß es auch in den Messen sehr viele Element gibt, die man auch sehr heidnisch sehen kann: z.B. "Cakes & Wine" und Trunkopfer beim Abendmahl, Anrufung des Heiligen Geistes etc. *g*)

    Und was die Hölle betrifft...die schafft sich, denke ich jeder selbst.
    Ich persönlich möchte jedenfalls nicht in der Haut jener Christen stecken, die überall das Böse oder den Teufel sehen. Muß ein freudloses, angsterfülltes Leben sein.

    >Tja ja ... so ist das eben! Gaia - ist kommerziel geworden ... wo soll das noch hinführen ;)

    Ist ja fast so, wie sich einen Stern zu kaufen und ihn mit seinem Namen zu versehen...^^

    AntwortenLöschen
  5. Ich kann mich da an ein vergangenes Leben erinnern, in dem ich Priester werden musste und von denen eine "Heidenangst" eingeimpft bekam. Hinter allem und jedem vermutete ich den Teufel und erwartete, jede Minute von kleinen geflügelten Wesen abgeholt zu werden...
    Bis ich eines besseren belehrt wurde und dem Laden den Rücken kehrte.

    Zu den Protestanten fällt mir die nette eMail einer evangelischen Freikirchlerinn ein, die mir einen Exorzismus anbot...

    AntwortenLöschen
  6. Rechte - "Führer"
    Christentum - "der Herr"

    Entschuldigt den harten Ausdruck, aber für mich sind die Christen(natürlich meine ich nicht alle) die Nazis der Religion.

    Nachdem sie sie vergaßt hatten müssen sie jetz immernoch Hass sähen...

    Oh hoppla, ich meinte: Nach der Inquisition und all ihren Schandtaten, kennen sie auch Heute keine Toleranz.


    p.s. Ich bin Ausländer, daher die Rechtsschreibfehler

    AntwortenLöschen