"Bildung ist wichtig, vor allem wenn es gilt, Vorurteile abzubauen.
Wenn man schon ein Gefangener seines eigenen Geistes ist, kann man wenigstens dafür sorgen, daß die Zelle anständig möbliert ist.
"
Peter Ustinov
„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin


Samstag, 21. Februar 2009

Empfehlung: "Ich bin dann mal weg" von H.P. Kerkeling (Hörbuch)

Und noch einmal eine Hörbuch-Erfahrung von mir.

Ich muss dazu sagen, dass ich normalerweise einen Bogen um Literatur mache, in denen andere Menschen, besonders aber Prominente, ihre spirituellen Erfahrungen beschreiben. Weil es eben ihre Erfahrungen sind, sie aus ihrer Tiefe kommen und nicht einfach so mal eben für andere Menschen verständlich oder gar übertragbar sind.

Zu leicht gerät man gerade, was letzteres betrifft, in Versuchung.
Das zeigt sich, meiner Meinung nach, auch darin, dass nach der Veröffentlichung des Buches die Anzahl der deutschen Pilger auf dem Jakobsweg sprunghaft in die Höhe schoss.
Nun, auch wenn ich mir Mühe gebe, die Ambitionen dieser deutschen Pilger nicht zu werten, kann ich mich doch des Gefühl von "Prominenten-Spiri-Trip-Tourismus" nicht ganz erwehren.

Ich denke, dafür ist der Jakobsweg nicht gedacht, dafür dürften die Strapazen zu groß sein. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass einige der Leute, die möglicherweise aus den "falschen" Gründen oder mit "falschen" Erwartungen nach der Lektüre von Kerkelings Buch aufgebrochen sind, zu überraschenden Erkenntnissen über sich selber gelangt sind, egal ob sie nun frustriert abgebrochen oder eben die "Abnabelung" vom "Vorbild" geschafft, ihren Jakobsweg gefunden und durchgehalten haben.

Na, jedenfalls hatte ich das Vergnügen, damals im Fernsehen, eine Autorenlesung ausgewählter Stellen sehen zu dürfen, was meine Neugierde zwar weckte, da ich auch sonst H.P. Kerkeling und seinen Tiefgang sehr schätze, aber hinsichtlich obiger Ressentiments hat es doch noch zwei Jahre gedauert, bis ich mich zum Erwerb des Hörbuches durchringen konnte.



H.P. Kerkeling erzählt darin auf unterhaltsame, kurzweilige Weise über seine, 2001 absolvierte, Pilgerreise nach Santiago de Compostela über den Camino Frances, berichtet in seinem, aus seinem Pilgertagebuch entstandenen, Buch über Land und Leute, seine augenblicklichen Befindlichkeiten und Gedanken auf der Reise und über andere Pilger, die seinen Weg kreuzen.
Es lädt, gewürzt mit einer sehr sympathischen Portion Selbstironie, zum Mitleiden, Mitwundern und Mitlachen ein.

Aber es ist auch eine Reise in sein Inneres, mit überraschend tiefen Einblicken in das Seelenleben des Autor selbst.

Und das ist meiner Meinung nach die Stärke des Buches. Denn eigentlich beschreibt es zwei Reisen, die physische zum Ort Santiago de Compostela und die spirituelle zur Essenz des (seines) Glaubens und schlussendlich zum Kern des Seins. (Das macht, meiner Meinung nach, in der Tat den essentiellen Unterschied zwischen Pilgerreise und Wandertour aus.)

Beim Hören (oder Lesen) wird klar, dass wir alle auf einer Pilgerreise sind, ob nun auf dem Camino de Santiago oder einfach gerade jetzt, im alltägliche Leben, bei allem was wir tun oder unterlassen. Und auch, wenn wir alle irgendwann das physische Ziel erreichen werden, so liegt es an jedem selbst, ob man auch das geistige oder spirituelle Ziel erreichen wird.
Denn, wie H. P. Kerkeling es so treffend über eine gewisse Art, unbelehrbarer, Pilger sagt:
„Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben…“


In diesem Sinne, Erkenntnis des Tages *g*:
Der Camino de Santiago ist überall!

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