Darum hier eine kleine Einführung in die Thematik, die ich einmal für unser Forum verfasst hatte:
"Die Sigillenmagie zählt zu den wirkungsvollsten und ökonomischsten magischen Disziplinen überhaupt. Sie verzichtet weitgehend auf die Einbindung in komplizierte Rituale, benötigt so gut wie überhaupt kein Zubehör, ist unabhängig von allen weltanschaulichen und dogmatischen Vorgaben und ist wegen ihrer Schlichtheit außerordentlich schnell und mühelos zu erlernen. Was aber wohl das Wichtigste sein dürfte: Keine uns heute bekannte Technik ist wirkungsvoller, bietet auch dem Anfänger sofort eine Chance, sich von ihrer Kraft und seinen eigenen Fähigkeiten derart schnell und zuverlässig zu überzeugen!"
Austin Osman Spare
Ein Bereich der praktischen Magick ist die Sigillenmagie. Geschichtlich ist sie schon seit dem Altertum bekannt. Dort fand sie bei der Dämonenabwehr und -anrufung Verwendung, beispielsweise als Amulett. Auch ist in der kabbalistischen Lehre jedem Engel eine Sigille zugeordnet.
Dazu nutzte (und nutzt) man hauptsächlich die Dogmatische Sigille unter Verwendung der sogenannten Kameas.
Heute findet aber hauptsächlich die moderne Sigillenmagie Verwendung.
Dabei gibt es mehrere Herangehensweisen, wobei bei allen das Formulieren des Wunsches (Willenssatz) in einer Affirnation, Manifestation durch aufschreiben, aufmalen oder visualisieren, Laden und abschließendes Loslassen und somit ins Unterbewußtsein abgleiten des Wunsches, gleich bleibt.
Die Bekannteste wird die von Austin Osman Spare begründete Klassische Sigille sein.
Dabei formuliert man seine Absicht (Willenssatz), z. B.
DIES IST MEIN WILLE, DASS ICH MEIN ZIEL IM AUGE BEHALTE
Nun streicht man alle doppelten Buchstaben. Dabei erhält man bei obigem Beispiel
DIES T MN WL A CH Z UG BH
Diese Buchstaben sind nun das Grundgerüst, aus denen man die Sigille baut. Dabei ist es wichtig, dass die Sigille am Ende so einfach und einprägsam wie möglich erscheint, ohne dabei durch ihre Symbolik dem Willenssatz widerspricht.
Man darf durchaus die Buchstaben drehen und kombinieren wie man will, so kann auch ein z. b. M gleichwohl einen Teil des Ws darstellen oder auch ein I beinhalten.
Einigen dürfte das Prinzip von den Binderunen bekannt sein.
Man kann auch den Willensatz in mehrere Satzabschnitte unterteilen und für jede eine Sigille entwerfen.
Also bei obigen Beispiel
DIES IST MEIN WILLE -> DIESTMWL
DASS ICH MEIN ZIEL -> ACHZ
IM AUGE BEHALTE -> UGBH
Die drei so erhaltenen Sigillen werden dabei am Ende wieder zu einer zusammengesetzt.
Die so entstandene grafische Sigille schreibt man danach sorgfältig auf ein Medium, Papier, Pergament, eine Tafel, in Sand, Erde etc.
Nun geht es ans Laden der Sigille.
Wie man dabei vor geht, ist ganz dem persönlichen Vorlieben und Gewohnheiten überlassen.
Man kann Meditieren, die Sigille visualisieren, tanzen, singen, trancieren, beten, sexualmagische Praktiken anwenden etc.
Nun kommt der gerade für Anfänger schwierigste Teil. Das Loslassen, sprich vergessen der Sigille und somit des Wunsches.
Dabei wird die Sigille meist vernichtet, das Papier oder Pergament verbrannt, auf Medien wie Sand oder Erde verwischt, etc.
Besonders wirksam hat sich, nach meiner Erfahrung, auch das Mitnehmen der Sigille in den Schlaf herausgestellt.
Der Sinn dahinter besteht darin, dass der "Willenssatz" dadurch aus dem Bewusstsein in das Unterbewusstsein (Wahrer Wille) abgleitet und dort dann seine Magick entfaltet.
Eine weitere Methode der Sigillenmagick ist die Mantrische Sigille.
Dabei werden die Buchstaben, die man nach dem Wegstreichen der doppelten erhält, nicht aufgezeichnet, sondern phonetisch zu einem möglichst eingängigen, dabei aber sinnfreien Mantra kombiniert, welches man solange intoniert, bis man den eigentlich dahinterstehenden Willenssatz vergisst und ihn auf diese Art ebenfalls loslässt.
Dazu kann man einen Satz, einen Chant oder ähnliches "bauen" oder sie auf eine einziges Wort reduzieren, dem "Wort der Macht".
Die Bildmethode hat eine etwas andere Herangehensweise, als die Klassische oder die Mantrische Sigille.
Dabei formuliert man zwar ebenfalls einen Willenssatz, dieser wird jedoch nicht aufgeschrieben, sondern in einer eingängiger Symbolensprache gezeichnet.
Beim oben genannten Beispiel würde sich würde sich z.B. ein Bullseye und ein Auge anbieten, die man zu einem Gesamtsymbol kombiniert.
Man kann sich dabei den gebräuchlichen Symbolen für die Elemente oder Planeten bedienen, auch Symboliken, wie sie in der Psychologie angewandt werden, bieten sich an.
Auch bei der Bildmethode reduziert man das Bild immer mehr, bis nur noch ein reines, scheinbar sinnloses Symbol entsteht.
Eine Erweiterung der oben beschriebenen Methoden der SigillenMagick, mit der ich zur Zeit arbeite, ist das, auf pure Visualisierung reduzierte Erstellen von Sigillen.
Dabei handelt es sich aus einer Kombination aus den Methoden der Klassischen Sigille mit denen der Bildmethode.
Im Geiste formuliert man den Willenssatz, visualisiert ihn, verinnerlich ihn, bis die Buchstaben vor dem Inneren Auge zu tanzen, zu brennen, zu pulsieren beginnen und sich schlussendlich zu symbolhaften Darstellungen des Willenssatzes formieren. Dabei erhält man meist sehr persönliche Bilder, die der eigenen Symbolik entsprechen. Auch mit diesen Bildern "spielt" man in der visualisierten Form, bis sie sich am Ende zu einer Sigille formen, die sich "richtig" anfühlt.
Ein Laden der Sigille ist, jedenfalls bei mir, nicht mehr erforderlich, weil allein durch die Art der Herangehensweise, alles, Formulieren des Willenssatzes, Erstellung der Sigille und auch das Laden derselben, fließend ineinander übergeht, quasi also nebenbei abläuft.
Erscheint einem die visualisierte Sigille perfekt, muss man sie natürlich, wie bei den anderen Methoden loslassen, vergessen.
Wie bereits erwähnt, hat sich bei mir dazu das mit der Sigille schlafenlegen am effektivsten herausgestellt.
Dabei behält man sie (die Sigille, nicht den Willenssatz, den sollte man spätestens zu diesem Zeitpunkt schon vergessen haben) im Kopf, bis in die Phase des Hinabgleitens in den Schlaf. Vielleicht träumt man noch ein wenig von ihr, allerdings sollte man sich nicht krampfhaft an ihr festklammern, sondern sie "schweben" lassen.
Wacht man auf, hat man im günstigsten Fall die Sigille bereits vergessen, sprich sie ist im Unterbewußtsein gelandet, normalerweise hat sie zumindest schon an "Bedeutung" verloren und nur noch ähnlich dem Abbild, dass man erhält, wenn man auf etwas grelles, helles schaut und nachher die Augen schließt und noch ein Nachbild auf der Netzhaut wahrnimmt.
(© CelticCrow)
Literatur:
Frater V.D. - Sigillenmagie in der Praxis
Jan Fries - Visuelle Magie
Nachsatz:
Wer sich generell über die Thematik und das Prinzip der Magick informieren möchte, dem kann ich nur wärmstens "Magie in Theorie und Praxis" von Aleister Crowley und das "Abrahadabra" von Rodney Orpheus empfehlen.
Beide liefern auch für Neulinge und Neugierige einen guten, leicht verständlichen Überblick.
Das "Abrahadabra" findet man auch als PDF auf der Seite des O.T.O. zum herunterladen, "Magie in Theorie und Praxis" auch auf Scribd.
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