Nicht, weil ich nun unbedingt an dem Thema klebe (ganz im Gegenteil!), sondern, weil mir bei der Auseinandersetzung mit ganz anderen Bereichen in letzter Zeit immer öfter über den Weg läuft.
Egal, worum es sich handelt, bei der Recherche stolpert man früher oder später immer über Sätze oder Thesen, die die Ursachen in einer globalen Verschwörung sehen.
Nehmen wir nur mal, wie schon im vorherigen Beispiel, das miese Fernsehprogramm. WVT-Anhänger sehen darin den Versuch einer Art planmäßigen Massensuggestion oder Massenverdummung. Von wem, sei einmal dahin gestellt. Da gehen die Meinungen teilweise sehr auseinander. Sagen wir der Einfachheit halber mal, es wären die "Männer hinter dem Vorhang".
Anderes Thema, ähnliche Thematik:
Mein augenblickliches Schwerpunktthema Genderismus.
Grob gesagt handelt sich sich dabei um ein plakatives Schlagwort, dass von verschiedenen, zum Teil religiös, zum Teil aber auch politisch oder sozial orientierten Gruppierungen benutzt wird, um die Tatsache zu beschreiben, dass wir an den Punkt angelangt sind, wo, ganz langsam, akzeptiert wird, dass Mann oder Frau, ob nun Hetero-, Homo- oder Transsexualität als gleichwertig anerkannt wird.
Für mich das normalste der Welt, ich habe mir noch nie viel Gedanken darüber gemacht, welche Geschlecht mein Gegenüber nun hat oder mit wem jemand ins Bett geht, geschweige denn, dass dies für mich ein Bewertungskriterium war (mal von der Partnerwahl abgesehen...).
Allerdings, ist das Schlagwort Genderismus dabei ja schon einmal völlig falsch gewählt, da der englische Ausdruck gender ja nur das soziale, bzw. das psychologische Geschlecht beschreibt.
Durch die Transgenderthematik dürfte klar sein, dass man nicht immer bei der Geburt das körperliche Geschlecht bekommt, welches auch der Seele entspricht. Die Diskrepanz kann dann bis zur Transsexualität führen.
Aber von diesem Extrembeispiel von "Fehlbesetzung" mal abgesehen, es gibt ja auch noch Männer, die eher weibliche Charaktereigenschaften haben, Frauen, die wiederum eher männliche Verhaltensweisen an den Tag legen, und das in den unterschiedlichsten Abstufungen, ohne dass sie alle gleich zu Drag Queens und Kings mutieren und ohne dass es Einfluss hätte, ob man nun schwul/lesbisch oder hetero wäre.
Sehen wir es mal realistisch, das biologische Geschlecht (engl. sex) beschreibt lediglich, über welche primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale ein Mensch verfügt. Wie er sich verhält, über welche Stärken und Schwächen er verfügt, sagt es nicht.
Aber überhaupt daran zu denken, dass gender nicht gleich sex ist, und dass beides eigentlich überhaupt nichts über die Fähigkeiten und Eigenschaften eines Menschen aussagt, rüttelt bei so manchem schon, wie es scheint, an dem Rollenverständnis der Geschlechter. Aber wie das Wort schon sagt, es handelt sich dabei lediglich um Rollen und nicht um biologisch festgefügte Verhaltensweisen.
So findet man zum Thema Genderismus auch allerlei, wenn man mal wühlt. Und natürlich auch wieder Aufdecker und Mahner, die auch gleich ein paar Schuldige aus dem Hut zaubern, na, ihr ahnt es schon, die "Herren hinter dem Vorhang", dieses Mal in heiterer Verschwörungsrunde mit militanten Kampffeministinnen, wohl in Union mit den Kommunisten und, neu im Team, Killerschwuchtelgeschwadern (obwohl, da wir schon bei Klischees sind, da kämen wohl eher die Lederschnullis und die Bears in die engere Auswahl...machen als Sturmtruppen irgendwie mehr her).
Der Hammer schlechthin war, als ich bei meinen Recherchen auf einen Videobeitrag einer Konferenz der AZK zum Thema "Genderismus" stieß, in dem die Gastrednerin, Inge Türkhauf Simone de Beauvoirs Zitat aus ihrem Hauptwerk "Das andere Geschlecht " "Man kommt nicht als Frau zur Welt, sondern wird dazu gemacht." sinnentfremdet als Beweis dafür heranzieht, dass es den, diesmal wohl "Frauen hinter dem Vorhang" darum geht, eine Art neuen, geschlechtslosen Menschen zum Standard zu erheben.
Sie spricht auch viel davon, dass klassische Werte, auch in der Familie vom Genderismusbestreben bedroht seien.
Am besten, man sieht es sich selber an:
Tatsächlich aber will niemand die Männer feminisieren und die Frauen ihrer Weiblichkeit berauben. Richtig ist jedoch, dass von seiten der UN seit 1985 das Konzept Gender Mainstreaming diskutiert wird, 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking, auch thematisiert, und nicht, wie Frau Türkhauf erklärte, subversiv untergeschoben, wurde, und es seit Ende der 90er Jahre auch durch den Amsterdamer Vertrag bindendes Ziel der EU ist.
Nur und da kommen wir zum springenden Punkt, die englische Bezeichnung ist für einige leicht irreführend, denn bei Gender Mainstreaming handelt es sich lediglich um die Gleichstellung der Geschlechter auf Gesellschaftlicher, wirtschaftliche und auch politischer Basis.
Haben wir in Deutschland, zumindest auf dem Papier schon eine ganze Weile:
Artikel 3 GG
- Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
- Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
- Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Es ist nämlich immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen und Männern überall und in jedem Fall die gleichen Rechte und auch Fähigkeiten zugestanden werden.
In einigen Ländern ist es noch nicht einmal selbstverständlich, dass Frauen eine Ausbildung erhalten, von weiblicher Beschneidung und Tötung von Föten und Neugeborener, weil sie keine Jungen sind, mal ganz abgesehen.
Und selbst hier bei uns müssen Frauen, die in einer Männerdomäne arbeiten, ein ziemlich dickes Fell haben.
"Was willst du denn? Du bist doch eine Frau, von Technik habt ihr doch keine Ahnung!"
Oder aber man wirft Frauen in leitenden Positionen immer noch sehr leicht vor, entweder ein eiskaltes Biest zu sein, oder sich "hochgeschlafen" zu haben.
Macht es wirklich vom Kopf her keinen Unterschied, welches Geschlecht der leitende Chirug bei einer OP hat?
Aber auch:
Wieviele Leute gucken misstrauisch, wenn der Sohnemann oder das Töchterchen stolz erzählt, dass die neue Kindergärtnerin Dustin oder Michael heißt?
Wer hat noch nicht insgeheim beim Anblick eines Damenfriseurs oder eines Flugbegleiters "schwul" gedacht ?
Ich hoffe es wird klar, worauf ich hinaus will.
Nicht das Geschlecht sollte eine Rolle spielen, sondern allein die Fähigkeit. Gleiches Recht für alle. Niemand ist besser oder schlechter.
Natürlich unterscheiden sich Frauen von Männer, auch im Wesen, aber gerade da eigentlich auch nicht mehr als sich Frauen und Männer von ihren Geschlechtsgenossen unterscheiden.
Es gibt schlicht "den Mann" und "die Frau" nicht.
Was also spräche dagegen, wenn die Frau nach dem Mutterschaftsurlaub weiter arbeitet und der Mann Haushalt und Kinder für die ersten Jahre übernimmt, so sie das in gegenseitigem Einvernehmen beschlossen haben?
Aber wie vielen Frauen wird man da dann Egoismus vorwerfen und den Männern dann mitleidig auf die Schulter klopfen oder sie belächeln?
Und was die Werte, speziell in der Familie und in der Partnerschaft betrifft, um die sich Frau Türkhauf solche Sorgen macht, nun, natürlich ist es z.B. für Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, nicht so einfach ein Kind zu bekommen. Aber es ist, mit einigem Engagement möglich, wenn sie nicht sogar, aus einer früheren, heterosexuellen Beziehung, Kinder mitbringen.
Auch das ist dann eine Familie! Was denn sonst?
Spielt es wirklich eine Rolle, ob nun ein Kind Papa und Mama oder vielleicht zwei Papas oder aber zwei Mamas hat?
Heutzutage gibt es doch auch so genug Alleinerziehende, ob Mann oder Frau, und da suchen die Kinder sich dann auch die fehlende Bezugsperson, was das Geschlecht betrifft, im übrigen Familien oder Freundeskreis.
Seien wir ehrlich, die heile Welt, in der eine Familie aus Papa, Mama, Kind bestand, ist lange vorbei, wenn es sie überhaupt je so gegeben hat, wie uns manchen Zeitgenossen glauben machen wollen.
Kinder sind jedenfalls sehr flexibel, wenn es darum geht, etwas als normal zu betrachten. Das größte Problem dürften dabei eher dann die Kinder in Kindergarten oder Schule sein, die von zu Hause dann gewisse Vorurteile und Klischees als Werte vermittelt bekommen haben.
Die Zeit ändert sich, also was spricht dagegen, wenn auch Begriffe wie Familie und Werte neu definiert werden?
Niemand hat die Absicht, das Patriachat gegen ein Matriachat auszuwechseln. Wäre ja auch Quatsch! Da kann man ja genauso gut den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Gleichberechtigung bedeutet, dass alle gleiche Rechte und Pflichten haben. So sollte es auch sein!
Was mir jedoch auch bei diesem Thema wieder auffällt, sobald Veränderungen auftreten, die gewissen Menschen nicht behagen oder gar Angst machen, sucht man sich auch hier wieder nach Schuldigen oder Drahtziehern.
Ich denke, daher rührt auch das ganze WV-Spektakel. Es kann ja nicht sein, dass all das Chaos im uns herum einfach nur so passiert. Da muss doch irgendeine Macht dahinter stecken. (ich weiß, was dahinter steckt, aber das ist leider nur für Eingeweihte.)
Ohne jetzt wie die letzte Esotante zu klingen, aber wir befinden uns nun mal im Zeitalter des Wassermanns. Da sind Umbrüche und Veränderung an der Tagesordnung. (ich verkneife mir mal zu erwähnen, dass es gleichzeitig das Neue Äon ist, das Zeitalter des Horus, weil der Artikel schon lang genug ist. Nur soviel, in knapp 2000 Jahren treten wie in das nächste Äon, dem der Maat, da wird es dann wieder ruhiger!)
Also gewöhnt man sich am besten mal daran, dass noch viel mehr Veränderungen auf uns, unsere Kinder und unsere Kindeskinder zukommen werden, denn sonst gehen noch die Sündenböcke aus.
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